Ist Schenefeld die älteste Siedlung Schleswig-Holsteins?
Ist die Gemeinde Schenefeld (Kreis Steinburg) die älteste Siedlung in Schleswig-Holstein? Archäologische Ausgrabungen sollen klären, ob der Ort bereits auf größere Siedlungen im 8. bis 9. Jahrhundert zurückgeht. Gut 50 Bürgerinnen und Bürger griffen am Wochenende selbst zur Schaufel.
Die Gemeinde Schenefeld hat eine der ältesten Kirchen Schleswig-Holsteins. 2008 wurden Notgrabungen durchgeführt. "Vor einigen Jahren wurden hier Grubenhäuser entdeckt, die wir auf das 8. bis 9. Jahrhundert datieren und da möchten wir natürlich anknüpfen", erzählt Ilka Rau vom Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie.

Deswegen haben die Forschungseinrichtung zusammen mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein zur Aktion "Schenefeld gräbt aus" aufgerufen. Bürgerinnen und Bürger nehmen Spaten, Schaufel, Kelle, Besen, Feger, Spachtel und Pinsel in die Hand und legen los: Mit echten archäologischen Grabungen in ihrem Ort.
Auf einem Meter Breite, einem Meter Länge sowie in etwa einem Meter Tiefe haben rund 50 Schenefelderinnen und Schenefelder am vergangenen Wochenende nach ihrer Geschichte gesucht: in 15 Gärten, auf privaten Grundstücken und auf öffentlichen Plätzen. "Das Besondere ist, dass die Menschen die Ausgrabungen ganz allein durchführen", erklärt Rau. "Hin und wieder kommt ein Archäologe und fragt nach."
Schenefelder finden Keramik aus dem 10. bis 12. Jahrhundert

Für den Dorf-Chronisten Reinhard Heesch ist das deshalb ein ganz besonderer Tag: "Für mich ist ein Traum wahr geworden. Wir haben hier vor Jahren die Grubenhäuser ausgegraben und nun ist die spannende Frage: War hier eine größere Siedlung in dieser Zeit?" Einige sensationelle Funde seien bereits gemacht worden: Beispielsweise eine Keramik aus dem 10. Jahrhundert, Münzen und ein paar Knochenfunde: "Wir haben jetzt ja schon die ersten Tonscherben aus dem 10. Jahrhundert. Und hoffen, wenn wir jetzt noch tiefer kommen, dass wir bis ins 8. Jahrhundert vorstoßen."
Mareike Basts war eine der Bürgerinnen, die die Tonscherben ausgegraben hat. "Da war schon so ein Kitzeln, als wir ein erstes Schieferstück fanden", sagt Bast. "Und dann kam die nächste Schicht und da haben wir dann schon die Keramik gefunden." Sie führt die Ausgrabung im Team an dieser Stelle mit zwei jungen Männern aus. Einer davon ist Knut Köppers: "Ich habe gehofft, dass wir etwas finden. Das haben wir dann auch - viele Keramikscherben und zwei Rinderknochen."
Geschichte als Tourismusfaktor
Bürgermeister Johann Hansen hofft auf positive Nebeneffekte, sollte sich die Sache mit einer der ältesten Siedlungen Schleswig-Holsteins bewahrheiten: "Auch um etwas vom Tourismus ins Binnenland zu locken. Das wäre für uns natürlich ein ganz toller Randeffekt, der eintreten kann."
Er hofft, dass sie bald sicher belegen können, dass Schenefeld die älteste Siedlung in Schleswig-Holstein ist. "Den Beweis zu führen, dass wir hier wirklich die älteste Siedlungsstruktur in Schleswig-Holstein sind, das macht uns natürlich alle hier sehr mutig", schildert Johann Hansen. Am 10. und 11. Juni findet eine weitere Grabung in Schenefeld statt. Einige Zeit später, wenn alle Funde ausgewertet sind, soll es einen Termin mit allen Helfern und den Ergebnissen für Schenefeld geben.
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