Antisemitismus-Vorwürfe: Der Streit um Achille Mbembe
Eigentlich hätte in diesem Sommer die Ruhrtriennale stattfinden sollen. Wie so viele Kulturveranstaltungen, ist auch sie - wegen Corona - abgesagt. Für den Eröffnungsvortrag vorgesehen war der kamerunische Philosoph und Historiker Achille Mbembe, prominenter Intellektueller, weltweit gefragt und spezialisiert auf postkoloniale Denkstrukturen. Um ihn hat sich eine Diskussion entzündet.
Die Debatte um Achille Mbembe dreht sich zugespitzt um diese Fragen: Welche Haltung hat Achille Mbembe zu Israel? Wie sind seine Äußerungen über den Holocaust zu deuten? Und: Unterstützt er die gegen den Staat Israel gerichtete Bewegung BDS? BDS steht für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen. Formuliert haben solche kritischen Anfragen der FDP-Abgeordnete im Nordrhein-Westfälischen Landtag, Lorenz Deutsch, und der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. Beide zweifelten daran, dass Mbembe als Eröffnungsredner bei der Ruhrtriennale geeignet ist.
Unterstützer und Kritiker von Achille Mbembe
Der Streit um Mbemebe hat inzwischen mehrere hundert Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler aus rund 30 Ländern zu einem Offenen Brief zur Unterstützung Mbembes veranlasst. In ihrem Schreiben wehren sie sich gegen "politische Einmischung", die darauf abziele, "Befürworter*innen der völkerrechtlich garantierten Rechte der Palästinenser*innen zum Schweigen zu bringen". Zu den Unterzeichnern gehört die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann. Wir haben sie gebeten, ihre Position zu erklären. Die kritische Gegenstimme hat Jürgen Kaube, Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", formuliert.