1.700 Jahre jüdisches Leben: Aktionen in Norddeutschland
Mit einem Festakt in Köln hat das Jubiläumsjahr "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" bundesweit begonnen. Auch im Norden wird es zahlreiche Veranstaltungen und Projekte geben.
Das jüdische Leben entwickelte sich in Deutschland sogar schon bevor das Christentum zur Staatsreligion wurde. Juden sind länger in Deutschland als Christen, sagt Matthias Schreiber, der Vorsitzende des Vereins "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland": "Wir vermuten, dass die Juden zusammen mit den römischen Legionen den Rhein entlang gekommen sind, um sich dann auch in Köln niederzulassen, und dann das Recht erhielten im Magistrat zu sein."
Volkshochschule bietet Gratis-Kurs "Jiddisch" an
Juden durften im Jahr 321 nach Christus erstmals in den Stadtrat. Mit diesem Edikt von Kaiser Konstantin wurde zum ersten Mal jüdisches Leben in Deutschland schriftlich belegt. Später, in einer Hochphase der jüdischen Kultur rund um das Jahr 1.000, wurden viele jüdische Gemeinden gegründet, etwa in Speyer, Worms und Mainz. Synagogen wurden gebaut. Viele Ausdrücke aus dem Jiddischen gehören seitdem zu unserer Alltagssprache, wie "schmusen", "Maloche" oder "Techtelmechtel". Deshalb bietet die Hamburger Volkshochschule im Jubiläumsjahr online Gratis-Schnupperkurse "Jiddisch" an. Anna von Villiez arbeitet bei der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule Hamburg: "Es ist so, dass gerade das Jiddische eine spielerische Möglichkeit bietet, sich bewusst zu werden, wie sehr die jüdische Geschichte der Stadt mit unserer untrennbar verbunden ist."
Jüdische Identität und jüdisches Leben in Deutschland
Jüdische Kultur hat unsere Gesellschaft geprägt. Auch das soll im Festjahr "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" vermittelt werden. Denn für uns ist die deutsch-jüdische Geschichte immer überschattet vom Holocaust, meint Matthias Schreiber: "Jetzt zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik können die Verfassungsorgane des Landes und die Organisationen im jüdischen Bereich sich zusammentun und versuchen, den Blick auf die Größe jüdischer Identität, jüdischen Lebens zu werfen. Darüber freuen wir uns besonders."
Ausstellungen, Filme und Diskussionen
In ganz Deutschland finden in diesem Jahr Lesungen, Konzerte, und viele andere Veranstaltungen und Projekte statt. Mehrere hundert allein in Norddeutschland: Im Landkreis Leer startet ein biografisches Projekt zu Auguste Moses-Nussbaum, der Schwester des Malers Felix Nussbaum. Sie versteckte sich in der Nazizeit in den Niederlanden. Oldenburg und Celle planen Ausstellungsprojekte zum jüdischen Leben der Stadt und in Hamburg finden die ersten jüdischen Filmtage statt. Elisabeth Friedler hat das Festprogramm für die jüdische Gemeinde Hamburg zusammengestellt: "Es gibt eine Diskussionsveranstaltung mit Rappern über die Macht der Worte in der Musik. Da geht es um Verschwörungstheorien, Antisemitismus, um den Einfluss der Musik und die Verantwortung, die Musiker dabei haben."
Auch heute wächst der Antisemismus in Deutschland. Politiker warnten in der Eröffnungsveranstaltung zum Jubiläumsjahr davor. "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", mit hunderten Veranstaltungen: Das sind viele Gelegenheiten sich besser kennenzulernen und Vorurteile abzubauen.
