Osteoporose: Symptome erkennen, die richtige Therapie einleiten

Stand: 23.10.2023 09:40 Uhr

Osteoporose ist eine Volkskrankheit: In Deutschland sind gut sechs Millionen Menschen betroffen, vor allem Frauen. Aber der Knochenschwund bleibt oft unerkannt. Welche Symptome gibt es und welche Therapie kann helfen?

Osteoporose tritt bei mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland auf, der Großteil von ihnen ist weiblich. Studien zufolge sind bei Frauen über 60 Jahre bis zu 45 Prozent betroffen, bei Männern dieser Altersgruppe 17 Prozent.

Bei der Erkrankung nimmt die Dichte der Knochen ab und auch ihre Qualität verschlechtert sich. Die Knochen werden porös und brechen leichter. Viele Betroffene wissen nichts von ihrer Erkrankung. Denn Osteoporose verursacht in der Regel zunächst keine Schmerzen. Die spüren Betroffene oft erst, wenn die Erkrankung so weit fortgeschritten ist, dass Knochen brechen. Und selbst dann wird Osteoporose nicht immer erkannt oder richtig behandelt.

Die wichtigsten Symptome bei Osteoporose

Osteoporose ist tückisch, denn oft verläuft sie zunächst ohne Beschwerden und bleibt deshalb lange unbemerkt. Hellhörig werden sollte man spätestens dann, wenn Knochen brechen. Brüche werden von Medizinerinnen und Medizinern Frakturen genannt. Bei Menschen mit Osteoporose treten diese oft ohne große Krafteinwirkung auf, Fachleute nennen das Spontanfrakturen oder Fragilitätsfrakturen. Ein Bruch tut normalerweise weh.  Wirbelkörper können jedoch unbemerkt und ohne Schmerzen brechen. Erst in der Folge kommt es bei den Betroffenen häufig zu anhaltenden Rückenproblemen. Ganz typisch bei Osteoporose sind auch Brüche des Oberschenkelhalses sowie Radiusfrakturen: Dabei bricht die Speiche am Handgelenk - oft ohne schweren Sturz. 

Weitere mögliche Symptome: Osteoporosebäuchlein und Hohlkreuz 

Die Folgenden Symptome können ein Anzeichen für Osteoporose sein:

  • Größenverlust um mehr als vier Zentimeter innerhalb eines Jahres 
  • typische Körperform mit : Buckel, Osteoporosebäuchlein (vorgewölbter Unterbauch) und Hohlkreuz 
  • Verringerung des Rippen-Becken-Abstandes  
  • unsicheres Gangbild 
  • Verkürzung des Rumpfes 
  • anhaltende Rückenschmerzen 

VIDEO: Hilfe bei Osteoporose (5 Min)

Ursachen von Osteoporose: Veränderungen im Knochenstoffwechsel

Knochen bestehen aus einem Eiweißgerüst, in dem die Mineralstoffe Kalzium und Phosphor eingelagert sind - das verleiht ihnen die Härte. Sie sind allerdings auch bei Erwachsenen nicht ausgewachsen und fertig, sondern ständig im Umbau. Die Umbauarbeiten am Knochengewebe übernehmen spezielle hormongesteuerte Zellen (Osteoblasten und Osteoklasten). Bis etwa zum 30./35. Lebensjahr überwiegt die Verdichtung des Knochens, anschließend der Knochenabbau. Bei der Osteoporose sind die knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) deutlich aktiver als die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten): Der Abbau geht zu schnell, der Knochen wird porös. 

Risikofaktoren für Osteoporose

Die beiden wichtigsten Risikofaktoren sind das Geschlecht und das Alter: Die Erkrankung trifft vor allem ältere Frauen. Bei einer frühen Menopause steigt die Wahrscheinlichkeit zusätzlich.  Außerdem erhöhen bestimmte Stoffwechselerkrankungen das Risiko für Osteoporose - zum Beispiel Diabetes Typ 1 und Typ 2 sowie eine Schilddrüsenüberfunktion.

Auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder rheumatoide Arthritis gehen mit einem größeren Risiko für Knochenschwund und -brüche einher. Gleiches gilt für neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer. Wer bestimmte Medikamente, zum Beispiel Kortison oder Magensäureblocker, einnimmt, hat ebenfalls eine höhere Wahrscheinlichkeit, Osteoporose mitsamt ihren Folgen zu bekommen. Es gibt aber auch Risikofaktoren, die man selbst in der Hand hat: Alkohol und Rauchen beeinträchtigen den Knochenstoffwechsel negativ. Ebenso Untergewicht und Gewichtsabnahmen.  

Knochendichtemessung zur Diagnose

Osteoporose ist oft ein Zufallsbefund - nämlich dann, wenn aus anderen Gründen geröntgt wird und die Ärztin oder der Arzt dabei Knochenbrüche feststellt. Oder wenn die oben erwähnten Spontanfrakturen auftreten. Es gibt aber auch ein Verfahren, mit dem Osteoporose gezielt diagnostiziert werden kann: die Knochendichtemessung. Mit einer speziellen Röntgenmethode (auch DEXA oder DXA genannt, Abkürzung für die englischen Bezeichnung "Dual Energy X-Ray Absorptiometry") wird der Mineralsalzgehalt in den Knochen gemessen. Das ermöglicht Rückschlüsse auf die Stabilität der Knochen.  

Die Strahlen werden durch den Oberschenkelhals oder die Lendenwirbelsäule geleitet. Sie sind schwächer als bei normalen Röntgenuntersuchungen. Je mehr Strahlen die Knochen bei der etwa fünf- bis zehnminütigen Untersuchung durchlassen, desto geringer ist die Knochendichte. Das Ergebnis wird als T-Wert angegeben. Bei einem T-Wert zwischen 0 und -1 ist die Knochendichte normal. Bei einem T-Wert zwischen -1 und -2,5 spricht man von einer verringerten Knochendichte (Osteopenie). Bei einem T-Wert von -2,5 und weniger liegt eine Osteoporose vor. Wenn es bereits einen oder mehrere Brüche gegeben hat, spricht man von einer manifesten Osteoporose. 

Zur endgültigen Diagnostik einer Osteoporose gehören immer auch eine Anamnese, eine Laboruntersuchung (Blut und Urin), Bildgebende Verfahren (Röntgen) und eine körperliche Untersuchung. Künftig soll es einen Rechner geben, mit dem das individuelle Risiko ermittelt werden kann. 

Knochendichtemessung: Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Die Krankenkasse zahlt eine Knochendichtemessung in aller Regel nur, wenn sie medizinisch begründet ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn nach einem Knochenbruch ein Verdacht auf Osteoporose besteht. Auch Erkrankungen wie Diabetes oder eine längere Einnahme von Kortisonpräparaten stellen eine solche medizinische Indikation dar. Grundsätzlich werden die Kosten übernommen, wenn ein erhöhtes Risiko für Osteoporose besteht und die Behandlung mit Medikamenten erwogen wird. 

Die Messung wird in einigen Praxen auch zur Früherkennung als sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten. Patientinnen und Patienten müssen die Kosten von rund 50 Euro dann selbst tragen.

Der Nutzen einer solchen Früherkennung ist nicht unumstritten: So sehen Kritiker bei einer niedrigen festgestellten Knochendichte die Gefahr, dass Betroffene sich künftig aus Angst vor einer Fraktur lediglich weniger bewegen, ohne das Ergebnis mit einem Arzt abzusprechen  - dann wäre die Untersuchung sogar kontraproduktiv. Allerdings haben Studien mit Frauen über 65 Jahren auch gezeigt, dass eine solche Früherkennung vor Knochenbrüchen schützt, wenn als Folge bei Bedarf mit Medikamenten behandelt wird.

Vorbeugung und Therapie von Osteoporose

Bei Osteoporose gibt es in der Therapie zwei Bausteine: die Basistherapie, die auch eine Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung beinhaltet, sowie die spezifische medikamentöse Therapie. Die Basistherapie ist dabei nicht nur zur Behandlung von Osteoporose geeignet, sondern kann auch das Osteoporoserisiko verringern.

Ernährung bei Osteoporose: Kalzium, Vitamin D und Eiweiß 

Wichtig ist bei Osteoporose eine ausreichende Kalziumzufuhr. Laut der Leitlinie, nach der Ärztinnen und Ärzte sich bei der Behandlung richten, sind 1.000 Milligramm täglich empfehlenswert. Kalzium steckt in vielen Lebensmitteln, vor allem in fettarmen Milchprodukten, aber ebenso in Nüssen und Samen, in dunkelgrünem Gemüse wie zum Beispiel Grünkohl oder Brokkoli, Beeren, Kiwi und Trockenfrüchten, zudem in Sojaprodukten und kalziumreichen Mineralwassersorten.

Damit Kalzium vom Körper gut aufgenommen werden kann, ist Vitamin D wichtig. Zwar lässt sich Vitamin D kaum in ausreichender Menge aus der Nahrung beziehen, dafür kann unser Körper es aber unter Einwirkung des natürlichen UV-Lichts selbst bilden und sogar Vitamin-D-Vorräte in der Leber einlagern.

In Deutschland reicht die Sonneneinstrahlung nicht unbedingt aus. Die Leitlinie sieht deshalb folgendes vor: "Vitamin -D soll in einer Mindestmenge von 800 IE/Tag mit der Ernährung oder ( …) durch Sonnenlichtexposition zugeführt werden. Supplemente sollten eingenommen werden, wenn durch Ernährung und Sonnenlichtexposition keine ausreichende Menge erreicht werden kann." Außerdem sollten Menschen ab 65 mit einem erhöhten Frakturrisiko auf eine eiweißreiche Ernährung achten - ein Gramm pro Kilogramm Körpergewicht sollte es jeden Tag sein. 

Bewegung bei Knochenschwund: Kraft und Koordination fördern 

Bewegung spielt für die Gesundheit eine zentrale Rolle - und hat auch bei Osteoporose einen großen Stellenwert: Fachleute empfehlen - auch zur Vorbeugung - regelmäßige Bewegung, um Muskelkraft, Gleichgewichtssinn, Reaktionsgeschwindigkeit und Koordination zu verbessern. Neben Krafttraining kann zum Beispiel auch eine Vibrationsplatte oder Balancetraining sinnvoll sein. Gute Anlaufstellen für passende Aktivitäten sind Osteoporosesportgruppen oder Selbsthilfegruppen. 

Therapie von Osteoporose mit Medikamenten

Reicht eine Basistherapie nicht aus, kann auch mit speziellen Medikamenten behandelt werden.  Bisher kommen vor allem Wirkstoffe zum Einsatz, die den Knochenabbau verhindern, also antiresorptiv wirken. Dazu gehören die sogenannten Bisphoshonate und ein Antikkörper, der die Bildung, Funktion und das Überleben der Osteoklasten stört. So lässt sich der Knochenschwund stoppen und ggf. sogar ein wenig rückgängig machen. In besonders schweren Fällen werden  inzwischen auch Medikamente eingesetzt, die direkt knochenaufbauend wirken (osteoanabol).

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