Stand: 12.01.2016 10:03 Uhr

Chat zu Arthrose, Reizdarm, Wechseljahren

Die Ernährungs-Docs: Jörn Klasen © NDR
Jörn Klasen ist Internist, Arzt für Anthroposophische Medizin und Heilpädagoge. Er praktiziert am Klinikum Stephansplatz in Hamburg.

Wie packe ich selbst eine Ernährungsumstellung an? Und was muss ich insbesondere bei Arthrose, beim Reizdarmsyndrom oder in den Wechseljahren beachten? Nach Folge 4 von Die Ernährungs-Docs war Dr. Jörn Klasen im Chat-Raum. Der erfahrene Ernährungsmediziner hat Ihre Fragen beantwortet.

Elisa: Ich bin weiblich, 53 Jahre und habe seit circa einem Jahr hauptsächlich nachts Schweißausbrüche, Unruhe, Schlafstörungen, also Wechseljahresbeschwerden. Nehme zurzeit Klimaktoplant, verzichte auf Genussmittel und versuche, mich gesund zu ernähren, leider ohne Erfolg! Was empfehlen Sie mir?

Dr. Jörn Klasen: Wir empfehlen einerseits tägliche Bewegung (am besten unter Anleitung, wie im Beitrag gesehen, eventuell auch die elektrogestützte Methode). Regelmäßige Schlafenszeiten, abends keine Kohlenhydrate, keine Rohkost und zwischen der letzten Nahrungsaufnahme und dem Schlafengehen drei Stunden Pause machen.

Ma hennriette: Ich habe Arthrose, nun habe ich mal circa sechs Wochen auf Milch, Wurst und Fleisch verzichtet, es ist etwas besser mit den Schmerzen und dem Gefühl der Steifheit vom Fuß. Gibt es da einen Zusammenhang?

Klasen: Indem Sie Milch (vor allem Laktose), Fleisch und Wurst weggelassen haben, haben sie die Stoffe weggelassen, die die Entzündungen verursachen. Wir gehen heute davon aus, dass die Arthrose eine chronische Entzündungserkrankung ist. Wenn man bei der Nahrung die Substanzen vermeidet, die die Entzündung fördern, ist man auf dem richtigen Weg. Unbedingt fortsetzen. Mithilfe eines Ernährungsmediziners könnten Sie sich beraten lassen, wie man sich entzündungshemmend ernährt.

kate86: Ich habe Arthrose in beiden Handgelenken und bin erst 29. Was kann ich tun gegen die Schmerzen?

Klasen: Die Schmerzen sind Symptom einer chronischen Entzündung als Folge der Arthrose. Nun gibt es vor allem eine entzündungshemmende Ernährung. Dabei sollte man vor allem Antioxidantien zu sich nehmen, zum Beispiel Vitamin C und E. Hilfreich ist auch Curcumin, das ist in Kurkuma, Ingwer und Currypulver enthalten. Und insbesondere auch Omega-3-Fettsäuren (in Lein-, Hanf-, Walnuss- und Rapsöl, aber auch in Lachs, Hering und Makrele, also fettem Seefisch).

Nicole: Gibt es auch Ernährungstipps zum Thema Depression in den Wechseljahren?

Klasen: Achten Sie besonders auf eine Förderung des regelmäßigen Schlafs. Einen Rhythmus in Schlaf und Nahrungsaufnahme bringen. Wenig Kohlenhydrate, aber vermehrt Fette und Eiweiße.

Seminole: Wie kommt man eigentlich an so eine fundierte Ernährungsberatung/Kochschule? Damit kann man ja auch als vermeintlich Gesunder vielen Erkrankungen sicher deutlich vorbeugen. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten das nicht in diesem Umfang an. Meine Frau hat eine Colitis, und ich bin davon überzeugt, dass man hier mit einer passenden Ernährung deutliche Verbesserungen erzielen kann.

Klasen: Da sollte man sich an den Bund der Deutschen Ernährungsmediziner wenden (www.bdem.de), dort kann man den Kontakt zu einem erfahrenen Ernährungsmediziner erhalten, der in all diesen Fragen helfen kann. Viele Rezepte und Infos stellen wir auch online unter ndr.de/e-docs bereit. Colitis wird übrigens am 25. Januar Thema in der Sendung sein.

amanda: Ich habe einen Reizdarm und Reizmagen. Ich esse viel Obst, Gemüse, Milchprodukte, so gut wie keine Fertiggerichte, kaum Fett, trinke etwa einen Liter Tee und alkoholfreien Wein, ansonsten kein Alkohol. Trotzdem leide ich oft unter Blähungen und Verstopfung. Was sollte ich meiden, und was soll ich verstärkt essen?

Klasen: Die Blähungen kommen sehr wahrscheinlich von den Milchprodukten und dem vielen Obst. Alle Nahrungsmittel, die Fruktose und Laktose beinhalten, sollten auf ein Minimum reduziert werden. Informieren sie sich unter ndr.de/e-docs über eine FODMAP-Ernährung, und richten Sie sich danach.

Martinchen: Hilft Hypnose tatsächlich beim Abnehmen, auch in den Wechseljahren?

Klasen: Es gibt einige wenige Menschen, die auf Hypnose bei diesen Beschwerden ansprechen. Durch Bewegung und Ernährung hat man aber bessere Möglichkeiten.

Elke: Ich leide an einer Kombination der Wechseljahresstörungen und dem Reizdarm. Habe täglich Durchfall und schlafe durchschnittlich drei Stunden. Es kommt aber auch vor, dass ich gar nicht schlafe (Nervosität, Ängste). Habe früher extrem Leistungssport betrieben und kann jetzt durch einige Knie- und Achillessehnenverletzungen fast nichts mehr machen. Haben Sie einen Tipp für mich?

Klasen: Sie sollten einerseits einen Rhythmus in den Tagesablauf bringen und andererseits leichte Bewegung wieder einführen (zum Beispiel 30 Minuten spazieren). In der Ernährung sollten Sie vor allem diejenigen Nahrungsmittel meiden, die Fruktose, Laktose und Sorbitol beinhalten. Und: immer zur gleichen Zeit schlafen gehen.

Bonny: In der Sendung wurde ein Eiweiß-Shake als Abendessen empfohlen. Zu welchem raten Sie? Es gibt viele Marken.

Klasen: Sie sollten eine Formula-Diät machen (da gibt es diverse Marken).

Rudi aus München: Ich habe Arthrose im rechten Knie und im rechten Fuß beziehungsweise Großzehenbereich. Mir wurde von Bekannten zur Linderung Borax empfohlen. was halten Sie davon?

Klasen: Borax kann bei diesen Beschwerden helfen (wegen der Borsäure), allerdings gibt es mit der Ernährung und angeleiteter Bewegung bessere Möglichkeiten.

Hannah: Ich leide unter sehr ähnlichen Symptomen wie Alina R. Bei mir wurde diverse Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten (Milch, Getreide, Eier, Gewürze, ...) bei Prick- und Bluttest sowie eine leichte Fruktose-Intoleranz festgestellt. Könnte es auch ein Reizdarm sein? Und sollte ich dann weiterhin auch alle unverträglichen Lebensmittel verzichten?

Klasen: Es könnte sich sehr wohl um einen Reizdarm handeln, das sollte bei einem Gastroenterologen abgeklärt und gegebenenfalls eine FODMAP-Ernährung durchgeführt werden. Wir wissen, dass eine Fruktose-Intoleranz ganz ähnliche Beschwerden hervorrufen kann. Dann empfehlen wir, auf alle fruktosehaltigen Nahrungsmittel sechs Wochen lang zu verzichten.

billchen: Ich hatte mal einen Freund, der hat sich nur von Süßigkeiten ernährt. Was ist dabei machbar?

Klasen: Es ist ein Phänomen, wenn Ihr Freund noch gesund ist.

Ann-Marie: Ich habe Probleme wie Alina, die Patientin aus dem Fernsehbeitrag. Was kann man gegen den Stress noch tun außer Therapie, damit er sich nicht extrem auf Körper und Seele ausübt? Gibt es Möglichkeiten, sich von Ihnen beraten zu lassen wie im heutigen Fernsehbeitrag?

Klasen: Es gibt die Möglichkeit, sich von uns direkt beraten zu lassen, ansonsten empfehlen wir in Ihrer Situation Entspannungsübungen, wie zum Beispiel Yoga und autogenes Training.

Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 01.12.2019 | 14:30 Uhr

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