Das Sonntagskonzert
Sonntag, 08. Mai 2022, 11:00 bis
13:00 Uhr
Seit Beginn der politischen Unruhen in der Ukraine setzt Valentin Silvestrov mit seiner Musik Zeichen für sein Heimatland. 1937 in Kiew geboren, hat er viele sinfonische Werke komponiert, zuletzt aber vermehrt Miniaturen und zahlreiche Chöre, wie die "Majdan-Hymnen" und "Gebete für die Ukraine". Mit Silvestrovs "Hymne 2001" erklären das WDR Sinfonieorchester und Manfred Honeck ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und allen, die ihnen verbunden sind.
Eine Messe in Kriegszeiten
Den Titel "Paukenmesse" verdankt Joseph Haydns "Missa in tempore belli" der Verwendung von Pauken in der Kirchenmusik - ein irritierend weltliches Stilmittel, wie seine Kritiker fanden. Tatsächlich findet sich in dem Werk nichts von pietistischer Zerknirschung, im Mittelpunkt steht vielmehr der Jubel über die göttliche Gnade.
Der originale von Haydn gewählte Name "Messe in Kriegszeiten" bezieht sich auch nicht auf einen konkreten Krieg; bestimmend sind stattdessen psychologische, visionäre Momente. Entstanden ist die "Missa in Tempore Belli" als Auftragswerk zum Namenstag der Fürstin Esterházy, und sie erklang erstmals im September 1796. Dennoch gewinnt das Werk im Zusammenhang eines Solidaritätskonzerts für die Opfer des Ukraine-Kriegs natürlich eine besonders tiefe Bedeutung.
Vermeintliches sowjetisches Vorzeigewerk
Mindestens vier Sinfonien von Dmitrij Schostakowitschs stehen in unmittelbarer Beziehung zu Kriegsereignissen. Aber auch seine anderen elf Sinfonien künden von schweren Zeiten, vom Leben und Sterben in einer Diktatur. Mit der Oper "Lady Macbeth von Mzensk" hatte Schostakowitsch sich selbst in Gefahr gebracht, denn Stalin verlangte "sowjetischen Klassizismus" - heroische Musik, die den Zeitgeist zum Ausdruck bringen sollte, ohne dabei die Techniken des "dekadenten" Westens zu nutzen. Also lieferte der Komponist mit seiner 5. Sinfonie vermeintlich ein Vorzeigewerk einer sowjetischen Ästhetik - aber eben nur vermeintlich, denn das Publikum der ersten Aufführungen in Leningrad und Moskau wusste die Untertöne wohl zu deuten.
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