Das Sonntagskonzert
Sonntag, 20. Juni 2021, 11:00 bis
13:00 Uhr

Am 22. Mai gab das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck im Rahmen eines Modellprojekts sein erstes Nach-Corona-Konzert vor Publikum. Auf dem Programm standen Werke von Mozart und Beethoven, und GMD Stefan Vladar war erneut als Pianist und Dirigent zu erleben.
Altbekannt und doch immer wieder neu
Mit der siebten Sinfonie setzte er seinen erfolgreichen Beethoven-Zyklus in Lübeck fort. Bis heute löst nahezu jede Aufführung dieses Werks Begeisterung aus. Und obwohl die Sinfonie bei ihrer Uraufführung im Dezember 1813 manche Hörerwartung kräftig durcheinanderwirbelte, wurde der Komponist schon damals gefeiert. Am treffendsten hat vielleicht Romain Rolland Beethovens Siebte beschrieben: als "Orgie des Rhythmus".
Das Klavierkonzert als Experimentierfeld
Mozart gilt in der Musikgeschichte als Vollender der Gattung Klavierkonzert. Sein Konzert Nr. 23 A-Dur stellt dabei in vieler Hinsicht eine Ausnahme dar, denn der Komponist benutzt die Gattung hier als Experimentierfeld: Statt der vertrauten Oboen setzte Mozart Klarinetten als damals noch relativ neue Klangfarbe ein. Und anstelle von bloßen Wiederholungen entwickelte er einzelne Themen weiter. Der Mittelsatz wirkt wie eine Arie ohne Worte und das Finalrondo klingt aus wie eine Opera buffa.
Komponistinnen im Fokus
"Asche auf mein Haupt, aber ich hatte von beiden Komponistinnen noch nie gehört", gesteht der Kieler Generalmusikdirektor Benjamin Reiners. Mit der Mecklenburgerin Emilie Mayer und der Französin Mel Bonis beschäftigte er sich erstmalig auf Anregung von NDR Kultur. Im März entstanden dann im Kieler Schloss die Ersteinspielung von Mayers sechster Sinfonie und eine Aufnahme der "Suite orientale" von Bonis.
Französische Klangmagierin
Die Französin, Jahrgang 1858, schlug trotz der mangelnden Unterstützung durch ihre Familie die Musikerinnenlaufbahn ein und war als Komponistin recht erfolgreich, hauptsächlich mit ihrer Klavier- und Kammermusik, aber auch mit geistlichen Werken. Ihr Oeuvre umfasst aber auch elf Orchesterstücke. Für Benjamin Reiners ist Bonis eine "Klangmagierin", die uns mit ihrer kurzen Suite mit fast filmmusikalischen Mitteln in den Orient entführt.
Ersteinspielung einer Mecklenburger Komponistin
Das sinfonische Werk von Emilie Mayer ist mittlerweile recht gut erschlossen, doch bisher fehlte noch die sechste Sinfonie. Das Philharmonische Orchester Kiel hat nun diese Lücke geschlossen. Eine "spannende Auseinandersetzung und eine schöne Entdeckungsreise" nennt Reiners das Eintauchen in Mayers Klangwelt. Denn der sogenannte "weibliche Beethoven" aus Friedland schuf Mitte des 19. Jahrhunderts Sinfonien, die eine Brücke zwischen Klassik und Romantik schlagen.
Eine Sendung von Christiane Irrgang.
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