NDR Radiophilharmonie
Donnerstag, 07. Juli 2022, 20:00 bis
22:00 Uhr
Es ist Händel und klingt doch anders: klar, emphatisch, aber auch ungemein farbig und nuancenreich vor allem im Bläsersatz. Hier trifft der barocke Meister von Oper und Oratorium auf ein junges, lernwilliges Genie: Felix Mendelssohn Bartholdy. Unter den Händen des 19-Jährigen wird aus dem 100 Jahre alten Maskenspiel "Acis and Galatea" ein Seelendrama vom Feinsten. Die Aufführung im Großen Sendesaal dirigierte der Händel-Experte Nicholas McGegan, der bereits 2009 die Ersteinspielung dieser Fassung verantwortet hatte. Das internationale SolistInnen-Quartett wurde von der Barock-Spezialistin Sherezade Panthaki angeführt.
Üppiger Orchesterklang
Der junge Mendelssohn war maßgeblich an der Wiederentdeckung Bachs beteiligt. Außerdem beschäftigte er sich noch vor der Berliner Aufführung der Matthäuspassion intensiv mit Händel. Für die Singakademie seines Lehrers Zelter bearbeitete er u. a. die Kurzoper "Acis and Galatea", die 40 Jahre zuvor bereits Mozart neu arrangiert hatte. Mendelssohn ersetzte z. B. die nicht mehr gebräuchlichen Instrumente Blockflöte und Cembalo und fügte dem Orchester einen reichen Bläsersatz sowie Bratschen und Pauken hinzu. Für die Rezitative komponierte er eine Streicherbegleitung. Auch die deutsche Übersetzung trägt den Namen Mendelssohn: sie stammt von Felix' Schwester Fanny.
Liebe, Schäferidylle und Machogehabe
Der Handlung liegt eine Episode aus Ovids "Metamorphosen" zugrunde: Die Nymphe Galatea liebt den Schäfer Acis, der aber vom Riesen Polyphem aus Eifersucht getötet wird. Daraufhin verwandelt Galatea Acis in eine sprudelnde Quelle - Sinnbild nie versiegender Liebe. Diese rudimentäre Handlung und die nur angedeuteten Charaktere genügten Händel, um daraus ein Miniaturdrama von faszinierender Intensität zu gestalten, inklusive Schäferidylle und lärmendem Machogehabe.
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