GEW: Schulen wegen Corona und Geflüchteten am Limit
Die Corona-Zahlen steigen weiter. Weil auch immer mehr Lehrerinnen und Lehrer ausfallen, warnen Bildungsgewerkschaften, dass die Schulen an ihre Belastungsgrenze stoßen. Auch in Hamburg ist die Lage zurzeit angespannt.
Die Krankenliste von Schulleiterin Yvonne Dannenberg wird immer länger: Fünf der insgesamt 45 Lehrkräften an der Grundschule Vizelinstraße in Hamburg-Lokstedt haben sich mit dem Corona-Virus infiziert. "Das ist eine Belastung für die Kolleg*innen, die noch da sind, denn das muss aufgefangen werden. Wir können in der Grundschule die Kinder nicht einfach nach Hause schicken, weil keine Leute da sind. Und die Angst, selbst infiziert zu werden, verunsichert die Kollegen", sagt Dannenberg.
Doppelte Belastung durch Corona-Infektionen und geflüchtete Kinder
Die Grundschule von Yvonne Dannenberg sei kein Einzelfall, sagt Dirk Mescher, Geschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Hamburg: "Es ist eine belastende Situation. Dazu kommt die Einschulung von Kindern, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Das trifft auf eine schon vorbelastete Kolleg*innenschaft."
Vor diesem Hintergrund warnt die GEW viele Schulen, dass sie bald an ihre Belastungsgrenze stoßen könnten. Der Senat müsse handeln, sagt Mescher: "Es muss von Seiten der Behörde unterstützt werden. Die Stadt hat dazu aufgerufen, dass Pensionärinnen und Pensionäre in den Schulen beim Unterrichten helfen. Da müssen Einstellungen getätigt werden."
Steigende Infektionszahlen bei Lehrkräften
Wie groß ist das Problem mit infizierten Lehrkräften wirklich? Die Hamburger Schulbehörde weiß es nicht. Auf Anfrage von NDR Info teilt ein Sprecher mit, dass eine valide Statistik dazu zurzeit nicht vorliege. Auch Mecklenburg-Vorpommern kann keine konkreten Zahlen nennen. Anders ist das in Niedersachen: Dort sind aktuell etwa 1850 Lehrkräfte infiziert - das sind 50 Prozent mehr als noch vor zwei Wochen. Auch Schleswig-Holstein meldet steigende Infektionszahlen.
GEW fordert Verlängerung der Corona-Schutzmaßnahmen
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft befürchtet, dass das in den kommenden Wochen so weitergehen wird, weil die Corona-Schutzmaßnahmen weitestgehend wegfallen. Hier müsse die Politik nachbessern, fordert der Hamburger GEW-Geschäftsführer Dirk Mescher. "Die Schule läuft in Hamburg erst seit ein paar Tagen wieder. Natürlich waren viele Leute unterwegs und haben viele Begegnungen gehabt. Ich würde schon damit rechnen, dass die Infektionsdynamik steigt. Dann muss man auch bereit sein, die Maßnahmen fortzusetzen. Das ist besser, als die Schulen wieder ganz zu schließen oder viele Kinder in Quarantäne zu haben."
So sieht es auch Schulleiterin Yvonne Dannenberg: "Ich bin sehr froh über die drei Tests pro Woche. Das hat sich als gut erwiesen. Ich bin auch froh über die Maskenpflicht. Auch, wenn es schwer ist und auch, wenn das eine Herausforderung für die Kinder ist. Aber es erhöht ungemein die Sicherheit." Lange wird es diese Regeln aber wohl nicht mehr geben: Zuletzt hatten sich die Kultusminister der Länder darauf geeinigt, dass spätestens ab Mai alle Corona-Maßnahmen an den Schulen aufgehoben werden.
