Warum die "robusten Wilden" keine Hilfe brauchen
"Ist denen nicht kalt?" Diese Frage treibt viele Tierfreunde um, wenn sie im Winter bei Minusgraden an den naturnahen Weiden von Hochland- oder Galloway-Rindern vorbeikommen. Dabei sind die robusten Tiere wie geschaffen für die eisigen Temperaturen. Denn bei den urigen Rindern und Wildpferden liegt die Wohlfühltemperatur rund 15 Grad niedriger als in unseren Breiten üblich. "Wenn wir bibbern und frieren, fühlen die sich erst richtig wohl“, erklärt Gerd Kämmer, der halbwilde Rinder an der Schlei hält.
Tiere auf keinen Fall füttern
Auf keinen Fall darf man die Tiere aus falsch verstandener Fürsorge füttern. Denn das kann für sie gefährlich werden. Ungewohntes Futter führt schnell zu Verdauungsproblemen. Brotreste etwa würden die Tiere nicht sofort finden und seien dann verschimmelt, so Kämmerer: "Das hält auch der vielzitierte Kuhmagen beim besten Willen nicht aus." Rasenschnitt beginne zu gären und werde unverträglich. Heckenschnitt von Kirschlorbeer, Lebensbaum oder Eibe sei sogar lebensgefährlich, weil er hochgiftig ist.
Wanderungen zu wilden Rindern und Wildpferden

Um auf diese Probleme hinzuweisen und über das Leben der Wildpferde und der sogenannten Robust-Rinder zu informieren, lädt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein alljährlich zu Winterwanderungen zu den Weideflächen der Tiere ein. Dort erfahren Interessierte unter anderem, warum die Tiere kein Problem mit der Kälte haben und wie sie ihr Winterfell durch das besonders feine, dichte Unterhaar wärmt.
Auch im Winter finden die Tiere Futter
Zwar finden die Tiere im Winter weniger Futter. Die Rinder verlieren teilweise bis zu 25 Prozent ihres Körpergewichts - das entspricht 100 bis 125 Kilogramm. Da sie sich aber über den Sommer einen Fettvorrat angefressen haben, ist das völlig normal und gesund. Die Wildpferde halten ihr Gewicht in der kalten Jahreszeit sogar ziemlich konstant, da sie mit ihren scharfen Hufen an energiereiche Pflanzenwurzeln gelangen.
Auf den Winterwanderungen informieren die Naturführer außerdem über die Besonderheiten der Naturlandschaften, in denen die Rinder und Pferde leben und darüber, welche Rolle die Tiere beim Erhalt der Landschaft als "natürliche Rasenmäher" spielen. Zu den Touren lädt die Stiftung alljährlich im Januar und Februar ein. Die nächste und vorerst letzte führt am Sonntag, 10. Februar, zu den letzten intakten offenen Binnendünen Schleswig-Holsteins in Nordoe südlich von Itzehoe. Die Wanderungen sind kostenlos, Spenden willkommen. Auf ihrer Website sowie unter Tel. (0431) 21 09 02 05 informiert die Stiftung über nähere Details der Wanderung.
Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein verwaltet und verpachtet insgesamt rund 36.000 Hektar Land. Ein Teil davon sind Wildnisgebiete, andere naturnahe Landschaften wie die "wilden Weiden".
