Abschalten in der Natur - wandern an der Binnenelbe
Lange galt Wandern als eher langweilig. Mittlerweile ist es Trend, die Stiefel zu schnüren. Auch der Norden hat schöne Wanderwege. Fünf Autoren von NDR Schleswig-Holstein sind im Mai im Land unterwegs und erkunden fünf verschiedene Routen. Begleiten Sie unsere Reporterin Hannah Böhme auf ihrer 14 Kilometer langen Route im Naturschutzgebiet "Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland". Neben vielen Erlebnissen finden Sie auch Informationen und eine Wegbeschreibung.
Von Hannah Böhme
Maigrüne Wiesen, glitzernde Gewässer und jede Menge Schafe: An der Unterelbe zwischen Wedel und dem Pinnausperrwerk erstreckt sich das Naturschutzgebiet (NSG) "Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland". Das tidenabhängige Schutzgebiet bietet grüne Wiesenlandschaften, viele kleine Seen und Bachläufe. Es ist Lebensraum für zahlreiche Vögel, die mit ein bisschen Glück auf der Wanderung am Deich entlang beobachtet werden können.
Hetlinger Schanze als Startpunkt der Wanderung
Startpunkt für die Wanderung durch das NSG ist ein kleiner Parkplatz nahe der Gemeinde Hetlingen. Wer "Hetlinger Schanze" ins Navigationsgerät eingibt, findet die Parkmöglichkeit - zugegeben etwas uncharmant - in unmittelbarer Nähe zu einem Klärwerk. Darüber trösten aber die ersten Blicke auf angrenzende Wiesen und kleine Gewässer hinter Trauerweiden ziemlich schnell hinweg. Für Busreisende beginnt der Marsch übrigens bereits etwas früher. Die Linie 589 hält in Hetlingen an der Haltestelle Schulstraße. Von dort aus ist der Parkplatz etwa einen Kilometer entfernt.
Tuch oder Schal am Deich - immer eine gute Idee
Vom Parkplatz aus, an ersten Mini-Seen und Flussläufen entlang durch ein kleines Gittertor, geht es Richtung Deich. Ein Tuch oder Schal um den Hals ist immer gut. Bekanntermaßen weht am Deich die steife Brise etwas rauer als im Binnenland. Deshalb auch die Empfehlung: auf der Landseite des Deiches wandern. Zwar ist die Elbe dann nicht zu sehen, dafür aber umso mehr von den grünen Wiesen und kleineren Seen, auf denen die Sonne mindestens genauso schön glitzert - wenn sie scheint.
Schafe lange Zeit einzige Wegbegleiter
Rund sechs Kilometer führt die Strecke, die auch Teil des Elberadweges ist, über einen asphaltierten Weg am Deich entlang. Beim Blick auf die umliegenden Wiesen wird schnell klar, warum von "maigrün" gesprochen wird: Die Landschaft zeigt sich zu dieser Jahreszeit in ihrer besten Frühlingsfarbe. Die Gesellschaft ist indes überschaubar: vereinzelt ein paar Radfahrer, hier und da ein Spaziergänger mit Hund (der im Naturschutzgebiet unbedingt angeleint sein muss). Einzige Konstante: die Schafe, die auf dem Deich grasen oder mit ihren Lämmern direkt am Wegesrand liegen und sich ausruhen. Ihr "Mähen" ist neben Vogelzwitschern und dem Wind lange das Einzige, was zu hören ist. Eindrucksvoll, diese Ruhe - vor allem für diejenigen, die es geschafft haben, ihr Handy für die Wanderung im Auto oder sogar zu Hause zu lassen.
Der Wassererlebnisbereich: ein Highlight für Kinder
Direkt zu Beginn der Route, von einer Anhöhe aus mit drei Bänken, ergibt sich ein wunderschöner Blick über den Deich bis zur Elbe. Im Rücken liegt dann ein Wassererlebnisbereich. Eine kleine Schaufel im Rucksack der Eltern ist ein kluges Mitbringsel, denn an der Wasserlandschaft mit Sandspielplatz können Kinder graben, Staumauern bauen - und dann auch wieder einreißen.
Auch im weiteren Verlauf der Deichwanderung lohnen sich kleinere Ausflüge in die vereinzelten Seitenwege, die es Richtung Binnenland gibt. Nach etwa vier Kilometern beispielsweise befindet sich ein Vogel-Beobachtungsturm. Mit ein bisschen Glück sind von dort aus Kormorane oder auch Graureiher zu sehen. Aber selbst wenn nicht, der Blick von hier aus über das Naturschutzgebiet ist die Extrameter und den Aufstieg über die kleine Wendeltreppe auf jeden Fall wert.
Über den Hafen Richtung Haseldorf
Nicht weit vom Vogel-Beobachtungsturm entfernt liegt auf der linken Seite der Haseldorfer Hafen. Keine Augenweide, aber es gibt Toiletten und die "Haseldörper Röökerkist", eine Fischbude, die von freitags bis sonntags Fischbrötchen und Pommes verkauft. Wessen Hunger noch nicht ganz so groß ist, marschiert weiter nach Haseldorf. Die Gemeinde gehört mit ihren rund 830 Jahren zu den ältesten und wohl auch schönsten in Schleswig-Holstein. Neben den vielen traditionellen Reetdach-Häusern gibt es einige urige Einkehrmöglichkeiten wie den "Haseldorfer Hof" in der Dorfmitte. Wem nur nach einer kleinen Stärkung ist, der nimmt sich gegen ein kleines Entgelt einfach eine Tüte Äpfel am Obststand an der Hauptstraße mit oder sucht einen der zahlreichen Hofläden auf. Diese bieten nicht nur Obst und Gemüse aus dem nahe gelegenen Anbaugebiet, sondern auch selbst gemachte Marmeladen, Honig und den ein oder anderen Selbstgebrannten.
Die letzten Kilometer zu Fuß - oder doch mit dem Bus
Nach knapp elf Kilometern bei mittlerem Tempo und insgesamt 2,5 Stunden die Entscheidung: Wer noch motiviert ist, kann nun von Haseldorf aus die letzten drei Kilometer bis nach Hetlingen zurück zu Fuß gehen. Allerdings ist dieser Weg der am wenigsten reizvolle Teil der Strecke. Er führt direkt an der Hauptstraße entlang. Die Alternative ist der Bus. Der fährt auch am Wochenende immerhin einmal die Stunde und kommt immer zur vollen Stunde an der Haltestelle Schulstraße in Hetlingen an.