VIDEO: Schlafstörungen: Wo Schlafmittel helfen und was es zu beachten gilt (8 Min)

Schlaftabletten: Welches Schlafmittel wie helfen kann

Stand: 08.02.2024 23:09 Uhr

Wenn ein angepasstes Schlafverhalten bei Schlafstörungen keine ausreichende Wirkung zeigt, kann es sinnvoll sein, vorübergehend Schlafmittel einzunehmen. Ein Überblick über die Mittel und ihre Nebenwirkungen.

von Elena Zelle-Möhlmann

Schlafstörungen sind keine Seltenheit, im Gegenteil: Laut einer Analyse der Krankenkasse Barmer sind rund sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Experten gehen davon aus, dass mindestens jede und jeder Zehnte eine behandlungsbedürftige Schlafstörung hat. Von einer Schlafstörung sprechen Fachleute, wenn Menschen über einen längeren Zeitraum mindestens dreimal pro Woche Probleme beim Ein- oder Durchschlafen haben oder am Morgen sehr früh erwachen und das zu Einschränkungen am nächsten Tag oder Schwierigkeiten führt, den Alltag zu bewältigen.

Schlafstörungen können krank machen

Schlafstörungen können außerdem Übergewicht, Schlaganfälle, Demenz und Herz-Kreislauferkrankungen begünstigen. Es ist also sinnvoll zu versuchen, Abhilfe zu schaffen - bloß wie? Wichtig und für viele Menschen hilfreich ist es, zunächst in paar Regeln zu beachten - zum Beispiel regelmäßige Schlaf- und Aufstehzeiten einzuhalten, das Schlafzimmer gut abzudunkeln, vor dem Schlafen auf Wachmacher wie Koffein und Nikotin zu verzichten. In manchen Fällen reicht das aber nicht. Dann kommen - wurden organische Störungen für die Schlafprobleme beim Arzt ausgeschlossen - unter Umständen Schlafmittel infrage. Für wen eignet sich welches Mittel? Was ist zu beachten? Welche Nebenwirkungen sind möglich?

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Rezeptfreie Schlafmittel

  • Pflanzliche Helfer: Hier kommen zum Beispiel Baldrianwurzel, Passionsblume, Hopfenzapfen, Melissenblätter, Johanniskraut oder Lavendelblüten infrage. Es gibt sie als Tabletten oder Kapseln, Tee oder ätherisches Öl rezeptfrei in der Apotheke. Wer es damit probiert, braucht allerdings Geduld: Bis die Mittel wirken, kann es ein paar Wochen dauern. Der Vorteil: Die pflanzlichen Schlaf-Helfer machen nicht körperlich abhängig. Sie können im Prinzip unbegrenzt angewendet werden. Aber: Dass die Mittel wirken, wurde bislang in wissenschaftlichen Studien nur unzureichend nachgewiesen. Vorsicht vor Cannabis-Öl: Der Wirkstoff CBD entspannt zwar, stört aber laut Experten die Schlafqualität.

  • Tryptophan ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Dabei handelt es sich um eine essenzielle Aminosäure. Als Tablette 20 bis 30 Minuten vor dem Zubettgehen eingenommen, soll sie die Schlafbereitschaft fördern und das Einschlafen erleichtern. Allerdings sind Nebenwirkungen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit oder Sedierung möglich. Wichtig: Die Langzeitanwendung ist aktuell noch nicht vollständig untersucht. Daher sollte man nach drei bis vier Wochen prüfen, ob die Anwendung weiterhin nötig ist.

  • Melatonin: Hierbei handelt es sich um ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert. Unter den Präparaten gibt es Unterschiede: Was meist als Kombipräparat rezeptfrei in der Apotheke oder in der Drogerie zu haben ist, sind in der Regel gering dosierte Mittel. Diese haben eine leichte bis mittlere Wirkung. Reines Melatonin gibt es in der Apotheke als Tablette nur auf Rezept für die kurzzeitige Anwendung bei einer diagnostizierten Schlafstörung für Menschen ab 55 Jahren. Es sollte rund zwei Stunden vor dem Schlafengehen und nach der letzten Mahlzeit eingenommen werden. Mögliche Nebenwirkungen sind Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, plötzliche Schlafattacken, Kopfschmerzen, entzündete Nebenhöhlen sowie Erschöpfung.

  • Antihistaminika: Auf dem Beipackzettel vieler Medikamente steht unter Nebenwirkungen der Hinweis, dass das Mittel müde macht. Das kann man sich bei Schlafstörungen zunutze machen. Zu solchen Medikamenten gehören zum Beispiel die Anihistaminika. Diese Mittel lindern allergische Reaktionen, einige machen müde. Daher kommen sie für eine begrenzte Zeit auch als Schlafmittel infrage. Es gibt sie zum Beispiel als Dragees, Tropfen oder Tabletten. Unerwünschte Wirkungen sind etwa Kopfschmerzen, Unruhezustände, Schwindel, Konzentrationsstörungen und Mundtrockenheit.

Verschreibungspflichtige Schlafmittel

  • Sedierende Antidepressiva: Wenn Menschen mit einer Schlafstörung auch eine Depression haben, werden sie meist mit Antidepressiva behandelt. Aber auch ohne eine Depression können Medikamente dieser Gruppe bei Schlafstörungen verordnet werden, in einer deutlich geringeren Dosierung als bei einer Depression. Sie sind als Schlafmittel eher mittelstark und haben haben eine schlafanstoßende Wirkung. Sie machen nicht körperlich abhängig. Über Neben- und Langzeitwirkungen von Antidepressiva als Schlafmittel ist bislang allerdings wenig bekannt.

  • Sedierende Neuroleptika wirken mittel bis stark, sind schlaffördernd und vor allem wirksam bei älteren Menschen. Sie werden oft eingesetzt, wenn andere Medikamente keine Wirkung gezeigt haben. Als Nebenwirkung können Bewegungsstörungen auftreten. Sedierende Neuroleptika machen nicht abhängig.

  • Benzodiazepine und Z-Substanzen: Benzodiazepine und Z-Substanzen sind stark wirksame Schlaf- und Beruhigungsmittel, die von der Ärztin oder dem Arzt nur in Ausnahmefällen während einer Krise verschrieben werden sollten. Vorsicht: Diese Medikamente machen sehr schnell abhängig: Sie dürfen laut der Leitlinie, nach der Ärztinnen und Ärzte sich bei der Behandlung von Schlafstörungen richten sollen, höchstens drei bis vier Wochen angewendet werden.

  • Orexinhemmer: Hierbei handelt es sich um starke Schlafmittel mit einer ganz neuen Wirkungsweise: Der Wirkstoff Daridorexant blockiert das Wachmacherhormon Orexin. Orexinhemmer werden bislang noch nicht großflächig, sondern vor allem in Kliniken eingesetzt, wenn keine anderen Medikamente mehr helfen. Bisher gibt es nur wenig Erfahrung mit Daridorxant, Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit sein.

Schlafmittel: Wechselwirkungen, Überdosierung und Alkohol vermeiden

Entscheidend für einen guten Schlaf sind vor allem gute Gewohnheiten. An denen sollte man zuerst arbeiten und sich auch daran halten, wenn man schlaffördernde Mittel einnimmt. Denn die meisten Präparate sind keine Dauerlösung. Fast alle haben Nebenwirkungen, alle Schlafmittel wirken nach 20 Tagen meist schlechter.

Wichtig: Alle Präparate - auch pflanzliche - können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Daher sollte man sich immer von Ärztin oder Arzt oder in der Apotheke beraten lassen.

Stärkere Schlafmittel und Alkohol gemeinsam einzunehmen, ist ein No-Go. Dadurch kann sich die betäubende Wirkung gefährlich verstärken. Wer schlecht schläft, sollte generell auf Alkohol verzichten - der Schlaf wird dadurch noch weniger erholsam. Auch bei der Dosierung von starken Schlafmedikamenten ist Vorsicht geboten: Eine Überdosis kann gefährliche Folgen haben und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Schlafmittel sollten grundsätzlich nur verwendet werden, um den Weg zu einem nicht medikamentengesteuerten Schlaf zu ermöglichen.

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Visite | 13.02.2024 | 20:15 Uhr

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