Alzheimer-Demenz: Symptome, Diagnose und Behandlung mit Medikamenten

Stand: 08.10.2023 10:08 Uhr

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Heilung ist noch nicht in Sicht - neue Medikamente sollen das Fortschreiten der Symptome verzögern, sind aber nicht unumstritten.

Demenz ist der Oberbegriff für unterschiedliche Erkrankungen, bei der die Gehirnleistung beeinträchtigt ist. Die Alzheimer-Krankheit ist die weltweit häufigste Form der Demenz: Zwei Drittel aller dementen Menschen, sind an Alzheimer erkrankt. Die fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung betrifft vor allem ältere Menschen. Hierzulande gibt es schätzungsweise eine Million Betroffene, doch die Zahlen steigen aufgrund der demografischen Entwicklung.

Die Forschung nach den Ursachen von Alzheimer dauert an - sie wird erschwert, weil die Erkrankung viele Jahre unbemerkt verläuft. Wird Alzheimer diagnostiziert, ist das Gehirn schon stark geschädigt und die Betroffenen leben durchschnittlich nur noch weniger als zehn Jahre. Forschende arbeiten daher an der Entwicklung sicherer Frühtests, die lange vor Ausbruch der Demenz einen Hinweis auf die Alzheimer-Krankheit geben.

Symptome der Alzheimer-Demenz

Da es derzeit keine Heilung für Alzheimer gibt, ist eine frühzeitige Diagnose und eine geeignete Unterstützung für Betroffene und ihre Familien wichtig. Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Alzheimer erfordern viel Geduld, Verständnis und spezialisierte medizinische Betreuung, um die Lebensqualität der Betroffenen so gut wie möglich zu erhalten. Die Symptome der Alzheimer-Demenz können von Person zu Person variieren.

  • · Gedächtnisprobleme: Ein charakteristisches Frühsymptom der Alzheimer-Demenz ist das Vergessen von zeitnahen Ereignissen oder Namen (Amnesie). Betroffene haben Schwierigkeiten, sich an wichtige Informationen zu erinnern, die sie früher leicht abrufen konnten.
  • Veränderungen im Denkvermögen: Bei einer Alzheimer-Demenz treten kognitive Beeinträchtigungen auf - zum Beispiel nimmt die Fähigkeit zu denken, zu planen und zu urteilen ab. Das Lösen von Problemen oder das Verstehen komplexer Zusammenhänge macht zunehmend Schwierigkeiten.
  • Wortfindungsprobleme: Es kann zu Wortfindungsstörungen (Aphasie) kommen, bei der es schwerfällt, Worte zu finden oder sich flüssig auszudrücken. Das kann bei von Alzheimer Betroffenen zu Verwirrung und Frustration führen.
  • Desorientierung: Menschen mit Alzheimer können sowohl zeitlich als auch räumlich desorientiert sein. Sie wissen dann nicht mehr, welcher Tag oder Monat ist - oder sie verirren sich in ihrer vertrauten Umgebung.
  • Probleme bei Alltagsaufgaben: Alltägliche Aktivitäten wie Anziehen, Körperpflege oder Kochen können Betroffenen plötzlich schwerfallen. Diese sogenannte Apraxie tritt häufig im späteren Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung auf.
  • Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit: Eine Alzheimer-Demenz kann bei den Betroffenen zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Aggressivität und sozialem Rückzug führen. Diese Verhaltensänderungen erschweren die Kommunikation und das Zusammenleben mit Betroffenen.
  • Verlust der Fähigkeit zur Selbstversorgung: Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung verlieren Betroffene häufig die Fähigkeit, sich selbst zu versorgen. Essen, Hygiene und sichere Mobilität fallen zunehmend schwerer.
  • Halluzinationen und Delirien: Manche von Alzheimer Betroffene erleben Fehlwahrnehmungen (Halluzinationen) oder sind verwirrt (Delirium), was bei ihrer Betreuung zu zusätzlichen Herausforderungen führen kann.

Ursachen und Risikofaktoren von Alzheimer-Demenz

Die Alzheimer-Demenz wird wahrscheinlich durch eine komplexe Wechselwirkung verschiedener Faktoren verursacht. Forschende konnten bislang einige wichtige Faktoren identifizieren, die zur Entstehung der Erkrankung beitragen können:

  • Ablagerung von Plaques im Gehirn: In einem gesunden Gehirn kommunizieren die Nervenzellen über Botenstoffe - das ermöglicht es, zum Beispiel Erinnerungen abzuspeichern. In den Gehirnen von Alzheimer-Erkrankten sammeln sich Proteinablagerungen (Beta-Amyloid-Plaques) an. Diese Plaques können die Kommunikation zwischen den Nervenzellen stören und deren Funktion beeinträchtigen.
  • Tau-Protein-Verwicklungen: Ein weiteres typisches Merkmal von Alzheimer ist die Anhäufung von sogenannten Tau-Proteinen in den Gehirnzellen. Diese verwickelten Proteine (Fibrillen) lassen die Zellen absterben und zerstören Nervenverbindungen. Bereiche des Gehirns, die zum Beispiel für das Gedächtnis zuständig sind, schrumpfen. Eine Studie am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) hat kürzlich gezeigt, dass die Tau-Proteine dabei mit den Amyloid-Ablagerungen zusammenwirken.
  • Entzündungsreaktionen: Forschungsergebnisse zeigen, dass Entzündungen im Gehirn eine Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielen könnten. Eine anhaltende Entzündung könnte Schäden an den Nerven verursachen und die Krankheit vorantreiben. Um dieses Risiko zu senken, empfehlen Experten die Impfung gegen häufige Infektionserreger, die zu Entzündungen im Gehirn führen können. Dazu gehören vor allem Tetanus-Diphtherie-Pertussis, Herpes Zoster und Pneumokokken, aber auch Grippeviren.
  • Durchblutungsstörungen: Weitere Risikofaktoren für Alzheimer sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, hoher Blutdruck und hohe Cholesterinwerte. Diese Erkrankungen können die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen und somit das Risiko für Alzheimer erhöhen.
  • Genetische Faktoren: Es gibt bestimmte Genvarianten, die das Risiko für Alzheimer erhöhen können. Dazu zählt vor allem der sogenannte ApoE4-Genotyp. Kommt Alzheimer in der Familie vor, ist das individuelle Risiko ebenfalls erhöht.
  • Umwelt- und Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, ausreichend körperlicher Aktivität und geistiger Stimulation kann das Risiko für eine Alzheimer-Demenz verringern. Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und eine ungesunde Ernährung können das Risiko hingegen erhöhen.
  • Alter: Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor für Alzheimer. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken.
  • Geschlecht: Neuere Studien deuten darauf hin, dass Männer ein höheres Alzheimer-Risiko haben als Frauen. Bisher galten Frauen als häufiger betroffen.
  • Soziale Faktoren: Auch soziale Faktoren wie geringes Einkommen, ein niedriger Bildungsstand und allein zu leben sind mit einem höheren Alzheimer-Risiko verbunden.
  • Starke Schwerhörigkeit: Gravierende Hörprobleme können zu sozialer Isolation und verringerter geistiger Stimulation führen, was mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko verbunden ist.

Diagnose der Alzheimer-Demenz

Bislang erfolgt die Diagnose der Erkrankung durch Gedächtnis-Tests, eine Nervenwasseruntersuchung (Liquor- oder Lumbalpunktion) auf die Proteine Amyloid und Tau und ggf. eine Bildgebung des Gehirns (MRT/CT). Ideal wäre es, eine sich anbahnende Alzheimer-Demenz lange vor den ersten Symptomen diagnostizieren zu können, wenn das Gehirn noch nicht stark geschädigt ist. Forschende sind dazu auf der Suche nach einem Biomarker im Blut, der auf eine Alzheimer-Demenz hinweist.

Der sogenannte Precivity-Bluttest kann bisher bei ersten Symptomen nachweisen, ob es sich um eine Alzheimer-Demenz handelt, indem er das Verhältnis von zwei Amyloid-Proteinen zueinander ermittelt. Ein weiterer Bluttest, der lange vor den ersten Symptomen anschlagen soll, wurde bisher nur an wenigen Blutproben und nicht in der klinischen Praxis getestet. Weitere Bluttests untersuchen Varianten des Tau-Proteins. Einzelne Tests konnten dabei schon gute Ergebnisse erzielen, sind aber noch nicht präzise genug. Die Bluttests zur Früherkennung kommen in der Praxis bisher noch nicht zum Einsatz.

Neue Medikamente zur Behandlung von Alzheimer-Demenz

Zur Behandlung der Alzheimer-Demenz stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung: zum einen sogenannte Cholinesterase-Inhibitoren, die die Botenstoffe im Gehirn vermehren und dadurch die geistige Leistungsfähigkeit steigern, zum anderen Glutamat-Antagonisten, die bei weiter fortgeschrittener Demenz eingesetzt werden. Diese Medikamente können Symptome lindern und das Fortschreiten der Erkrankung leicht verzögern. Häufig leiden Alzheimer-Erkrankte auch an Depressionen, die mit Antidepressiva behandelt werden. Mit regelmäßigen neuropsychologischen Tests lässt sich der Verlauf der Alzheimer-Demenz beobachten.

Mittlerweile gibt es erste Medikamente, die die Alzheimer-Erkrankung an der Wurzel packen und Prozesse im Gehirn direkt beeinflussen sollen: die speziellen Antikörper Aducanumab, Lecanemab und Donanemab. Sie sollen in den nächsten Jahren in der EU zugelassen werden. Studien zeigen, dass diese Medikamente die Amyloid-Plaques zwischen den Nervenzellen tatsächlich reduzieren können. So zeigt eineaktuelle Studie das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung um 35 Prozent verlangsamen kann, insbesondere in den sehr frühen Krankheitsstadien.

Wirkungen und Nebenwirkungen der Alzheimer-Medikamente

Die neue Antikörper-Therapie bei Alzheimer-Demenz ist nicht unumstritten. Zum einen ist sie sehr aufwendig: Der Wirkstoff muss den Erkrankten alle vier Wochen über die Dauer von zwei Stunden intravenös verabreicht werden. Zum anderen können laut einer Studie erhebliche Nebenwirkungen auftreten: Jede vierte an der Studie teilnehmende Person erlitt Schwellungen und Ödeme im Gehirn - drei Betroffene verstarben. Die Behandlung muss daher mittels regelmäßiger MRT-Untersuchungen überwacht werden.

Einige Expertinnen und Experten halten das Risiko im Vergleich zum Nutzen für zu groß. Auch die Kosten sind sehr hoch: So wird der Antikörper Lecanemab bei seiner Zulassung in der EU pro behandelte Person voraussichtlich etwa 20.000 bis 30.000 Euro im Jahr kosten - und das bei bis zu 200.000 Betroffenen, die von dem Medikament profitieren könnten. Hinzu kommen die Kosten für die engmaschigen Untersuchungen aufgrund der möglichen Nebenwirkungen. Einig sind sich viele Expertinnen und Experten jedoch darüber, dass die Antikörper-Therapie einen wichtigen Fortschritt auf dem Weg zu einer ursächlichen Behandlung von Alzheimer-Demenz darstellt.

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Visite | 10.10.2023 | 20:15 Uhr

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