Natronpulver © colourbox

Hype um Natron: Welche Wirkungen hat es für die Gesundheit?

Stand: 06.05.2025 13:47 Uhr | vom Bayerischer Rundfunk-Logo

Natron ist ein echtes Multitalent, auch was die Gesundheit betrifft. Es lindert Sodbrennen, macht die Haut geschmeidig, lässt Sprinter schneller laufen und kann Nieren- und Krebspatienten helfen.   

von Bernd Thomas

Natron kommt natürlicherweise zum Beispiel in Mineral- und Heilwasser vor. Das weiße, feine Pulver steckt unter anderem in Wasch- und Putzmitteln, Back- und Brausepulver, Zahnpasta, in Feuerlöschpulver, ist brandhemmend und unter dem Namen E500 auch als Zusatzstoff in Lebensmitteln zu finden.

Natron, auch Natriumhydogencarbonat oder Natriumbicarbonat genannt, ist ein basisches Salz mit der chemischen Formel NaHCO­3 und ein wahres Allroundtalent mit positiven Wirkungen auch auf die Gesundheit. Der Alleskönner lässt Spitzensportler schneller laufen und hilft als Medikament unter anderem bei Nieren- und Krebserkrankungen. Nicht verwechselt werden sollte es mit Soda, dem Natriumcarbonat Na2CO3, das gesundheitsschädlich ist.   

Natron beseitigt Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse 

Als Putz- und Spülmittel hilft Natron zum Beispiel, Schimmel in Fugen zu entfernen, Bakterien zu beseitigen oder gegen unangenehme Gerüche vorzugehen. Beim Waschen von Obst und Gemüse lassen sich damit auch gesundheitsschädliche Rückstände von Pestiziden entfernen.      

Neutralisierende und puffernde Wirkung  

Alle diese Wirkungen beruhen auf der basischen, säureneutralisierenden und puffernden Eigenschaft von Natron. Es hat einen pH-Wert von 8,5 und hilft so, Verunreinigungen zu entfernen, Bakterien und Pilzen die Lebensgrundlage zu entziehen, oder auch den körpereigenen Säure-Basen-Haushalt zu regulieren.  

Ärztlich abklären: Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten 

Wer das Allroundmittel, das in Supermärkten und Apotheken angeboten wird, öfter einnehmen will, sollte das zuvor ärztlich abklären. Denn Natron kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen.

Mindestens eine Stunde sollte zwischen der Einnahme von Medikamenten und der von Natron liegen. Nebenwirkungen können Völlegefühl, Aufstoßen, Blähungen und manchmal auch Durchfall und Übelkeit sein. Außerdem kann Natron teilweise genau das Gegenteil dessen bewirken, was eigentlich beabsichtigt war.   

Wirkung auf Haut, bei Mundgeruch und Sodbrennen 

Ein Fußbad mit Natron macht die Haut weich und geschmeidig. Als Mundspülung hilft es, Erkältungen vorzubeugen und Mundgeruch zu beseitigen. Aber Vorsicht: Tritt Mundgeruch öfter auf, sollte die eigentliche Ursache unbedingt abgeklärt und behandelt werden.  

Auch bei Sodbrennen kann Natron helfen. Allerdings sollte es nur gelegentlich eingesetzt werden. Denn anders als sogenannte Protonenpumpenhemmer, also Medikamente, die die Produktion von Magensäure verringern, reagiert Natron mit der Magensäure zu Kochsalz, Wasser und Kohlendioxid. Das führt zu verstärktem Aufstoßen. Außerdem produziert der Magen danach vermehrt Magensäure, um sein saures Milieu zu erhalten. 

Vorsicht ist auch beim Wunsch nach helleren, weißen Zähnen geboten. Denn Natronpulver macht Zähne zwar heller, raut den Zahnschmelz aber an. Das kann bei langfristiger Anwendung und zu intensivem Zähneputzen den Zahnschmelz schädigen und zu Ablagerungen im Schmelz und damit wiederum zu Verfärbungen führen. 

Medikament zur Regulation des Säure-Basen-Haushalts  

In der Medizin wird Natron zur Regulierung des Säure-Basen-Haushalts genutzt. Der kann durch unterschiedliche Erkrankungen gestört sein. Verordnet wird Natriumbicarbonat dabei als magenresistentes Arzneimittel, das erst im Dünndarm freigesetzt wird.  

Bei Patienten mit einer schweren Niereninsuffizienz, die noch nicht dialysepflichtig sind, entstehen nach dem Verzehr von Fleisch Säuren, die durch die Erkrankung nicht abgebaut und ausgeschieden werden können. Natron neutralisiert die Säuren, und verhindert damit eine schädliche Übersäuerung des Blutes.

Natron in der Krebsbehandlung 

Auch in der Therapie verschiedener Krebserkrankungen spielt Natriumbicarbonat eine wichtige Rolle. Im Universitätsklinikum Freiburg forscht das Team von Prof. Robert Zeiser zu rezidivierter Leukämie. Die Forscher untersuchten, warum nach einer Stammzelltransplantation Tumorzellen überleben und weiterwachsen können.  

Zellen gewinnen mit dem Stoffwechselvorgang der Glykolyse aus Kohlenhydraten Energie. Dabei entsteht Milchsäure. Die Tumorzellen wachsen und teilen sich im Gegensatz zu gesunden besonders schnell. Das habe für sie gleich zwei Vorteile, erklärt Prof. Zeiser. Neben dem raschen Gewinn von Energie, lähme die vermehrt entstehende Milchsäure auch das Immunsystem, vor allem die T-Zellen, die den Tumor eigentlich bekämpfen sollten.  

Mit Natriumbicarbonat konnten die Forscher diesen Prozess unterbrechen. Natron neutralisiert die Milchsäure. Daraufhin können die T-Zellen ihre eigentliche Funktion, Tumorzellen gezielt zu eliminieren, wieder erfüllen. Ob dieser Therapieansatz allerdings auch bei anderen Krebserkrankungen funktioniert, dafür gibt es noch keine Belege.   

Kurzfristige Leistungssteigerung für Spitzensportler  

Immer wieder sorgt Natron auch im Sport für Aufsehen. Es gilt als leistungssteigernde Substanz, die nicht unter das Doping fällt. Bei intensiven und kurzfristigen Muskelbelastungen, wie zum Beispiel einem 400-Meter-Lauf, kann durch Atmung nicht ausreichend Sauerstoff und damit Energie zur Verfügung gestellt werden. Der Körper nutzt deshalb die sauerstoffunabhängige Glykolyse, bei der Milch- oder Laktatsäure entsteht. Die schränkt jedoch die Fähigkeit der Muskeln zu Kontraktionen ein. Natron fängt die Milchsäure ab und ermöglicht so eine Leistungssteigerung.  

Allerdings beträgt die nur maximal zwei bis drei Prozent und das nur für kurze Zeit. Interessant ist die dazu eine notwendige Dosis von 0,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht Natron deshalb nur im Spitzensport, erklärt Prof. Karsten Krüger, Biologe und Sportwissenschaftler an der Universität Gießen. Aber selbst Spitzensportlerinnen und -sportler müssen längere Zeit experimentieren, um herauszufinden, ob die Methode für sie geeignet und im Wettkampf auch wirklich praktikabel ist.  

Expertinnen und Experten im Beitrag  

 

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BR Fernsehen | Gesundheit! | 06.05.2025 | 19:00 Uhr

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