Stand: 31.03.2020 12:33 Uhr

Wie der Körper sich gegen das Coronavirus wehrt

Illustration von Blut © fotolia Foto: petrabarz
Aus dem Blutplasma Genesener können Medikamente gegen das Coronavirus hergestellt werden.

Mittlerweile gibt es immer mehr Menschen, die die vom Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 überstanden haben. Das bietet Chancen, aus ihrem Blutplasma Medikamente herzustellen, die Schwerkranken helfen können.

So funktioniert die Immunabwehr

Bei jeder Infektion, auch bei Sars-CoV-2, wird das menschliche Immunsystem auf mehreren Ebenen aktiv. Als erste Abwehrlinie schickt der Körper Riesen-Fresszellen los. Diese besonderen weißen Blutkörperchen verschlingen die Erreger und zerlegen sie in ihre Bestandteile, sogenannte Antigene, die sie dann auf ihrer Oberfläche präsentieren.

Über Signalstoffe, sogenannte Messenger-Proteine, aktivieren die Fresszellen die T-Helferzellen, die diese Antigen-Informationen ablesen und mithilfe dieses "Fahndungsplakats" nach weiteren Eindringlingen suchen. Sobald sie Erreger entdecken, geben die T-Helferzellen diese Informationen an T-Killerzellen weiter, die befallene Zellen erkennen und zerstören. Parallel dazu produzieren die T-Helferzellen spezielle Gedächtniszellen, die die Antigene des Virus abspeichern, damit die Immunabwehr des Körpers bei einer erneuten Infektion viel schneller reagieren kann.

Der Körper produziert Antikörper

Parallel dazu bringen die T-Helferzellen sogenannte B-Zellen oder B-Lymphozyten dazu, spezifische Antikörper gegen das Virus zu produzieren. Diese Antikörper binden die Viren aneinander zu einem Antigen-Antikörper-Komplex, der von Fresszellen (Makrophagen) verdaut und so unschädlich gemacht wird. Auch die B-Zellen produzieren Gedächtniszellen, die abspeichern, wie das Antigen aussah und welche Antikörper dagegen wirken. Taucht das Virus irgendwann wieder im Körper auf, können die im Blut zirkulierenden B- und T-Zellen den Eindringling schnell unschädlich machen.

Plasmaspende: Ausgangsmaterial für Corona-Medikamente

Wer die Sars-CoV-2-Infektion überstanden hat, sollte jetzt nach Möglichkeit Blutplasma spenden, damit Pharmafirmen daraus Antikörperpräparate gewinnen können. Mit ihrer Hilfe könnten Ärzte bei schwer erkrankten Betroffenen kurzfristig eine Immunität gegen das Virus aufzubauen und ihnen so die Chance verschaffen, wieder zu genesen. Solange weder Impfstoffe noch Medikamente gegen Sars-CoV-2 existieren, kann dies eine effektive Behandlung ermöglichen.

Wie lange besteht nach Covid-19 Immunität?

Wenn immer mehr Menschen eine Immunität gegen das neue Virus entwickeln, hat das natürlich auch Auswirkungen auf die Zahl der Neuinfektionen. Tatsächlich weiß aber bisher niemand, wie viele Menschen in Deutschland die Krankheit bereits unbemerkt überstanden haben und wie lange sie immun gegen eine erneute Ansteckung bleiben. Eines ist aber sicher: Je effektiver die Ausbreitung des Virus durch die Isolationsmaßnahmen gebremst wird und je langsamer die Bevölkerung durchseucht wird, desto besser lässt sich die Pandemie unter Kontrolle halten.

Weitere Informationen
Tabletten liegen auf einer chemischen Formel. (Symbolbild) © Colourbox Foto: eamesBot

Coronavirus: Welche Medikamente wirken könnten

Bei schweren Verläufen der Covid-19-Erkrankung greifen Ärzte und Wissenschaftler auf bekannte Medikamente zurück. Doch nicht immer wirken die Mittel - und einige haben schwere Nebenwirkungen. mehr

Eine Person hält sich ein Taschentuch vor die Nase. © Colourbox Foto: -

Harmloser als Grippe? Fake News rund um Sars-CoV-2

Zum Thema Coronavirus kursieren etliche Falschmeldungen, vermeintlich seriöse Wissenschaftler verharmlosen die Folgen der Pandemie. Fest steht: Covid-19 ist nicht vergleichbar mit der Grippe. mehr

Medizinisches Gerät neben einem Krankenhausbett, in dem ein Patient liegt. © Colourbox Foto: ponsulak

Coronavirus: Auch jüngere Patienten in Kliniken

Unter den Patienten, die mit einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus liegen, sind auffallend viele männlich. Die meisten kommen mit Atembeschwerden ins Krankenhaus. mehr

Experten zum Thema

Prof. Dr. Andreas Dotzauer, Leiter
Laboratorium für Virusforschung
Universität Bremen
Leobener Straße / UFT
28359 Bremen
www.uni-bremen.de/virologie

Prof. Dr. apl. Martin Eichner, Epidemiologe
Institut für klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie (IKEAB)
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Geschäftsführer der Epimos GmbH
Uhlandstraße 3
72144 Dusslingen
www.epimos.com

Dieses Thema im Programm:

Visite | 31.03.2020 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Medizinische Therapie

Infektion

Mehr Gesundheitsthemen

Brokkoli-Sprossen wachsen auf einer Kokosmatte © imago / Zoonar / Nataliia Zhekova Foto: Nataliia Zhekova

Gesunde Sprossen: Was steckt in Alfalfa, Kresse, Brokkoli?

Sprossen und Keimlinge sind extrem reich an gesunden Nährstoffen und Vitaminen. Gegen Bakterien und Pilze braucht es Hygiene. mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber