Niedersachsen startet Impfung von zweiter Prioritäts-Gruppe
Die ersten Impfzentren in Niedersachsen haben alle Menschen der ersten Priorität unter 65 Jahren mit dem AstraZeneca-Vakzin geimpft. Sie können nun mit der zweiten Prioritätsgruppe starten.
Das erlaubt ihnen ein Erlass des Landes vom Dienstag, wie die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder, auf der wöchentlichen Pressekonferenz sagte. Konkret bedeutet das, dass unter anderem alle Beschäftigten aus Berufsgruppen der Wiedereingliederungshilfe, aus Behinderteneinrichtungen und alle Beschäftigten im Gesundheitsbereich geimpft werden können.
Impfkonzept für Erzieher, Grund- und Förderschullehrer in Arbeit
Für Erzieher sowie Lehrer an Grund- und Förderschulen wollen die betreffenden Ressorts am Dienstagnachmittag an einem Impfkonzept arbeiten. Besprochen werden soll dabei auch, wann die Impfungen für diese beiden Berufsgruppen beginnen können. Ein Vorschlag, über den beraten wird, ist laut Schröder, mobile Teams in die Einrichtungen zu schicken. "Wir wollen diese Berufsgruppen so effektiv und schnell wie möglich durchimpfen, da bieten sich solche Maßnahmen an." Erzieher, Grund- und Förderschullehrer sind erst jüngst bundesweit in die zweite Impf-Kategorie hochgezogen worden. Regierungssprecherin Anke Pörksen erklärte, dass sich Niedersachsen beim Bund auch weiterhin dafür einsetzen wolle, dass auch alle übrigen Lehrer schneller geimpft werden als bislang vorgesehen.
Impfungen der Ab-80-Jährigen laufen parallel weiter
Mit dem AstraZeneca-Impfstoff werden nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) nur Menschen geimpft, die jünger als 65 Jahre sind. Alle Menschen, die älter sind, erhalten derzeit den Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna. Die Impfungen der Menschen ab 80 Jahren laufen in den Impfzentren noch, wie Schröder sagte.
"Wir impfen alles zeitnah weg"
Insgesamt hat Niedersachsen laut Schröder bisher 570.400 Impfdosen von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca bekommen. Davon seien bis Montagabend 445.975 Dosen verimpft worden. "Wir impfen alles, was wir an Impfstoff geliefert bekommen, auch zeitnah weg." Für die Lieferungen, die in der vergangenen Woche gekommen seien, müssten die Termine noch vergeben werden. Denn die Terminvergabe sei an die Menge des gelieferten Impfstoffs gekoppelt. Auch vom AstraZeneca-Impfstoff habe man keine Dosen auf Halde.
Nebenwirkungen von AstraZeneca "nicht dramatisch"
In den vergangenen Wochen hatten einige Krankenhäuser die Impfungen ihrer Beschäftigten mit diesem Vakzin vorübergehend ausgesetzt, nachdem sich ein Teil der Geimpften wegen Nebenwirkungen krankgemeldet hatte. Diese Fälle würden engmaschig beobachtet und unter anderem an das Paul-Ehrlich-Institut weitergeleitet, sagte Schröder. Von dort gebe es aber die Rückmeldung, dass die Nebenwirkungen im Rahmen des Erwartbaren liegen und "nicht dramatisch" seien. In der Regel klingen sie nach zwei Tagen wieder ab. Grundsätzlich sei es gut, wenn der Körper auf die Impfung reagiere, sagte Schröder. "Das spricht dafür, dass ein guter Schutz aufgebaut wird."
Pilotprojekt: Impfung in Hausarztpraxen
Der Bund hat laut Schröder unterdessen angekündigt, dass AstraZeneca seine Lieferungen deutlich erhöhen will. Dann stelle sich die Frage, inwieweit in Niedersachsen auch andere Impfstellen mit ins Boot geholt werden könnten. In einem Pilotprojekt mit vier teilnehmenden Hausarztpraxen aus den Bereichen Uelzen, Lüneburg, Osnabrück und Hannover werde ab der kommenden Woche erprobt, wie sich die Immunisierung bei Hausärzten umsetzen lässt. Etwa zwei Wochen soll das Pilotprojekt laufen. Ziel sei es, Vorschläge für die Impfabwicklung zu erarbeiten, mit denen man später andere Arztpraxen zur Unterstützung gewinnen könne.
Mit Impfungen und Tests zu Lockerungen
Neben den Impfungen setzt Niedersachsen auch auf eine ausgeweitete Teststrategie, wie sie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt hatte. "Wir hoffen, dass wir über die Doppelstruktur von Impfung und Testen in absehbarer Zeit zu ersten Lockerungen kommen können", sagte Regierungssprecherin Pörksen. Zum einen setze das Land darauf, dass bald so viel Impfstoff geliefert wird, dass auch sehr große Gruppen der jüngeren Menschen geimpft werden können. Wenn die Impfung dann noch - wie erste Daten aus Israel nahelegten - vor einer Weitergabe der Infektion schütze, wäre das ein wichtiger Baustein, so Pörksen. Der zweite Baustein wären Tests, die man etwa kurz vor dem Besuch einer Einrichtung oder eines Geschäfts machen könnte. Laut Schröder berät das Land derzeit mit Apothekern und anderen Institutionen darüber, wie Schnelltests, die von Fachpersonal durchgeführt werden müssen, flächendeckend und kontinuierlich eingesetzt werden können. Für Schnelltests zum Selbstanwenden brauche es unbedingt Zertifizierungen, damit diese zum Einsatz kommen könnten, sagte Schröder.
Noch kein Termin für weitere Schulöffnungen
Diese Art von Tests sollen dann später unter anderem auch bei Schülerinnen und Schülern eingesetzt werden. Wann in Niedersachsen auch weitere Jahrgänge wieder in das Szenario B, also Wechselunterricht an den Schulen, zurückkehren können, ist derzeit noch ungewiss. "Die Situation in Niedersachsen ist derzeit nicht so, dass wir mit großem Enthusiasmus und Mut die nächsten Schulöffnungen befürworten können", sagte Pörksen. Das hätte bei einer weiter klar fallenden Inzidenz so sein können, aber jetzt bitte man an dieser Stelle um Geduld. Nach den Bund-Länder-Gesprächen in der kommenden Woche werde man sich zu dieser Frage äußern, sagte Pörksen. Klar sei allerdings schon jetzt, dass vor dem 7. März keine weiteren Jahrgänge an die Schulen zurückkehren. Auch die Kitas bieten bis dahin weiterhin nur eine Notbetreuung für maximal 50 Prozent der Kinder an.
