Landvolk: Ausnahmen für Getreideanbau müssen schnell kommen
Die Landwirtschaftsminister von Bund und Ländern sind sich uneins über Ausnahmen bei den EU-Umweltauflagen für Ackerflächen. Sie konnten sich bei einem Treffen nicht auf eine gemeinsame Linie einigen.
Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) und Niedersachsens Landvolk-Präsident Holger Hennies plädierten am Donnerstag für die zeitlich begrenzte Aussetzung der Auflagen. Deutschland sollte die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Ausnahmeregelungen für den Getreideanbau schnell und vollständig umsetzen.
Otte-Kinast und Hennies zeigen sich enttäuscht vom Bund
Beide zeigten sich nach einem Online-Sondertreffen der Agrarminister aus Bund und Ländern zu diesem Thema enttäuscht. "Wie sollen wir hungernden Menschen erklären, dass wir ab 2023 vier Prozent der Ackerfläche nicht bestellen?", sagte die CDU-Politikerin. "Wir brauchen jede Tonne Getreide, die produziert werden kann." Hennies nannte die Vertagung des Problems die "schlechteste Lösung". Denn schon in einem Monat beginne die erste Aussaat für die nächste Ernte, und nun wüssten die Bauern nicht, worauf sie sich einstellen sollten. "Bund und Länder werden ihrer Verantwortung nicht gerecht, wenn sie die Möglichkeiten, die seitens der EU-Kommission zur Steigerung der Getreideerzeugung in Europa eröffnet wurden, nicht aufgreifen und umsetzen", warnte Hennies. Auch Otte-Kinast zeigte kein Verständnis für die Ankündigung des Bundes, noch offene Fragestellungen klären zu wollen und in der nächsten Woche einen Vorschlag auf den Tisch zu legen.
Weniger Getreide im Tank, mehr auf dem Teller
Der Streit dreht sich vor allem um den EU-Beschluss, vier Prozent der Äcker zeitweise stillzulegen, damit sich Boden und Biologie erholen können. Vergangene Woche hatte die EU-Kommission den Mitgliedstaaten die Möglichkeit eingeräumt, für ein Jahr Ausnahmen für sogenannte Fruchtfolgeregeln und Stilllegungen von Ackerflächen zu gewähren. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) und Naturschützer etwa vom niedersächsischen NABU hingegen argumentierten, die Böden und auch viele Tier- und Pflanzenarten müssten sich erholen, und fordern, dass weniger Getreide im Futter oder im Tank und mehr auf dem Teller landen sollte.
Niedersachsen könnte 420.000 Tonnen Getreide mehr liefern
In einer Protokollerklärung forderte Niedersachsen gemeinsam mit acht weiteren Bundesländern den Bund auf, die Vorschläge der EU-Kommission eins zu eins umzusetzen. In Niedersachsen mit seinen 1,9 Millionen Hektar Ackerfläche könnten bei einem Verzicht auf die Stilllegung mehr als 70.000 Hektar weiter landwirtschaftlich genutzt werden, erläuterte das Ministerium in Hannover. Das entspreche einem Getreideertrag von bis zu 420.000 Tonnen.
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