Stand: 20.07.2020 09:15 Uhr

Nassrasur: Comeback für Großvaters Rasierhobel

von Oliver Klebb
Ein Rasierpinsel, ein Rasierhobel und eine Schale mit Rasierschaum liegen auf einem Holztisch © Colourbox Foto: -
Günstig und nachhaltig: die klassische Nassrasur mit Rasierhobel, Rasierklingen und Rasierseife.

Aromatischer Duft nach Sandelholz, Patchouli, Zeder, Tabak, Zitrusnoten oder Lavendel: Schon das Einschäumen mit Rasierseife ist ein Erlebnis für die Sinne. Der Rasierpinsel massiert sanft die Gesichtshaut, die Rasur mit Rasierklingen entfernt wie bei einem Peeling abgestorbene Hautschuppen. Die klassische Nassrasur ist eine echte Wellness-Auszeit für Männer, bei der sich im Alltagsstress zur Ruhe kommen lässt - denn das Körperpflege-Ritual erfordert mindestens 30 Minuten Zeit.

Wer für die klassische Nassrasur einen Rasierhobel mit Rasierklingen - wie zu Großvaters Zeiten - verwendet, kann auf Dauer viel Geld sparen und produziert weniger Plastikmüll. Die Rasur ist bei richtiger Vorbereitung genauso gründlich wie bei Systemrasierern mit teuren Klingenköpfen - und auch für zarte Frauenhaut geeignet.

Anleitung: Klassische Nassrasur Schritt für Schritt

Um ein optimales Ergebnis bei der Nassrasur mit einem Rasierhobel zu erzielen und Rötungen, Schnittwunden sowie Irritationen zu vermeiden, ist eine optimale Vorbereitung von Haut und Barthaaren erforderlich. Mit diesen Tipps wird die Haut seidenweich und glatt:

  • Poren der Gesichtshaut öffnen: Für eine noch gründlichere Rasur ist es wichtig, die Barthaare leicht anzuheben, um sie noch tiefer abschneiden zu können. Dieser Effekt lässt sich durch das Öffnen der Hautporen mit Wärme erreichen. Geeignet als Vorbereitung sind eine heiße Dusche, eine warme Gesichtswäsche und - auch ergänzend - eine warme Kompresse.
  • Pre-Shave-Öl oder -Creme auftragen: Wer eine empfindliche Haut hat, sollte nun ein Rasieröl oder eine spezielle Pre-Shave-Creme benutzen. Auch entsprechende Gele bietet der Handel an. Diese Produkte hinterlassen einen zusätzlichen Schutzfilm auf der Haut und verbessern die Gleitfähigkeit der Klinge. Sie lassen sich später auch erneut zwischen den Rasiergängen einsetzen.
  • Barthaare mit Rasierseife einschäumen: Barthaare haben eine Härte, die vergleichbar mit Kupferdraht in gleicher Stärke ist. Deshalb ist es wichtig, die Bartstoppeln vor der Rasur gründlich mit Rasierschaum einzuschäumen und aufzuweichen. Dazu klassische Rasierseife mit einem Rasierpinsel aufschlagen und mehrere Minuten in die Gesichtshaut einmassieren.
  • Bis zu drei Rasiergänge mit Rasierhobel durchführen: Den Rasierhobel mit einer scharfen Rasierklinge ohne Druck zunächst mit dem Strich über die Barthaare gleiten lassen. Dabei einen Winkel von etwa 30 Grad einhalten, beide Klingenseiten lassen sich verwenden. Ist der Spalt zwischen Kamm und Klinge des Rasierers zugesetzt, die Bartstoppeln mit heißem Wasser ausspülen. Je nach Hautempfindlichkeit neu einschäumen und noch einmal quer zum Strich und einmal gegen den Strich rasieren.
  • Poren und kleine Wunden schließen: Nach der Rasur die Haut mit eiskaltem Wasser abspülen, das schließt die Poren wieder. Sind kleinere Schnittverletzungen sichtbar, mit einem angefeuchteten Alaunstein über die betroffenen Hautstellen gehen. Das gelöste Kristallsalz hat stark adstringente Wirkung und stoppt so die Blutung. Ist die Wunde verschlossen, noch einmal gründlich mit kaltem Wasser nachspülen. Die Haut einige Minuten beruhigen lassen und ein Rasierwasser auftragen.

Rasierhobel und Rasierklingen auswählen und kaufen

Klassischer Rasierhobel in Nahaufnahme. © Picture-Alliance / dpa Zentralbild
Für den Kauf eines Qualitäts-Rasierhobels sollten Nassrasur-Fans mindestens 30 Euro einplanen.

Wer möchte, kann für seinen Rasierhobel mehrere Hundert Euro ausgeben. Doch das ist gar nicht notwendig: Hochwertige Einsteigermodelle der Qualitätshersteller gibt es schon ab rund 30 Euro. Unter den Nassrasur-Fans gibt es viele Youtuber, die zu den bekanntesten Modellen ausführliche Reviews veröffentlicht haben. So lässt sich beispielsweise schnell einschätzen, ob ein Rasierhobel eher sanft oder aggressiv rasiert. Ein Anfänger sollte zu einem milden Rasierhobel mit einem geschlossenen Kamm greifen. Ob dreiteiliges Modell oder Rasierhobel, dessen Butterfly-Mechanismus sich über einen Schraubknopf am Griff öffnen lässt, ist reine Geschmackssache.

Eine optimale Rasur kann nur gelingen, wenn die Klingen von guter Qualität sind. Wer die hohen Preise für die Mehrklingen-Köpfe der Systemrasierer gewohnt ist, wird über das Einsparpotenzial staunen: 100 Qualitäts-Rasierklingen sind im Online-Handel schon für etwa 10 Euro zu haben. Bei der Wahl der richtigen Klinge hilft nur ausprobieren. Die optimale Kombination von Rasierer und Rasierklinge ist individuell und vom Hauttyp abhängig. Tipp: Ein Testpaket mit Klingen verschiedener Hersteller kaufen und so das ideale Set-up herausfinden. Vorsicht bei hochwertigen japanischen Klingen: In der Regel sind diese Produkte so scharf, dass die Rasur bei Einsteigern nicht ohne Blessuren verläuft. In sogenannten Klingensammlern lassen sich die gebrauchten Schneiden verletzungssicher entsorgen. Im Gegensatz zu Systemrasierern wird kein Plastikverbundmüll produziert.

Rasierpinsel: Dachshaar oder Kunsthaar?

Dachshaar-Rasierpinsel auf einem Regal in einem Laden. © Picture-Alliance / dpa Report Foto: Bernd Thissen
Beim Rasierpinsel muss es nicht immer echtes Dachshaar sein: Hochwertige Synthetikpinsel sind ein gleichwertiger Ersatz.

Beim Thema Rasierpinsel scheiden sich die Geister: Während es für die einen keine Alternative zum hochwertigen Dachshaarpinsel oder Borstenpinsel gibt, greifen viele Tierfreunde mittlerweile zum Pinsel aus Synthetikfasern. Dachshaar-Pinsel sind besonders weich, ermöglichen ein perfektes Aufschlagen der Rasierseife und bieten bei einem meist hohen Preis ein sehr angenehmes Hautgefühl. Günstige Borstenpinsel bestehen meist aus sehr festen Schweinehaaren und müssen vor der Rasur erst einige Minuten im warmen Wasser eingeweicht werden, um die nötige Flexibilität zu bekommen.

Kunsthaar-Rasierpinsel haben mittlerweile auch Traditionshersteller im Programm - mit kaum merkbaren Nachteilen zum Echthaar, dafür aber ohne Tierleid hergestellt. Die günstigsten Modelle kosten etwa 20 Euro. Großer Vorteil: Nach dem Ausschlagen sind sie sofort trocken. Für Reisen gibt es zudem spezielle Reisepinsel und Transportröhrchen. Tipp: Rasierpinsel zum Trocknen in einem Ständer mit den Borsten nach unten aufhängen, so kann der Knoten keinen Schaden durch Staunässe nehmen.

Rasierseife statt Rasierschaum aus der Dose

Der Kunde eines Frisörsalons wird mit Rasierschaum eingeschäumt. © Picture-Alliance / dpa Foto: Daniel Karmann
Luftig, leicht cremig und deckend sollte guter Rasierschaum sein. Ist er zu dünn, liegt das an zu viel Wasser beim Aufschäumen.

Die Auswahl bei den Duftkompositionen von Rasierseifen ist riesengroß. Neben dem angenehmen Geruch sollte eine Rasierseife das Barthaar aufweichen, gute Gleiteigenschaften für die Klinge aufweisen und die Haut bei der Rasur schützen. Viele Seifen sind auf der Basis von Talg hergestellt, diese Produkte schützen die Haut besonders gut, sind aber für einen veganen Lebensstil nicht geeignet. Talg ist auf der Liste der Inhaltsstoffe als "Tallow" erkennbar.

Rasierseife wird mit einem feuchten Rasierpinsel aufgeschäumt, die Konsistenz des Schaums lässt sich über die Wasserzufuhr regulieren. Ziel ist es, einen luftigen, deckenden und leicht cremigen Schaum aufzuschlagen. Entweder die Seife mit dem Pinsel aufnehmen, in eine Rasierschale abstreifen und dort aufschlagen oder direkt im Gesicht aufschäumen. Rasiersticks können besonders auf Reisen praktisch sein: Die angefeuchtete Seife direkt auf das Gesicht reiben und mit einem feuchten Pinsel - zur Not mit den Fingern - aufschäumen. Billiger Rasierschaum aus der Sprühdose bietet oftmals keine optimalen Gleit- und Schutzeigenschaften und weicht das Barthaar weniger gut auf. Als Wegwerfprodukt produziert er zudem viel Müll. Viele Rasierseifen hingegen gibt es in umweltfreundlicher Papierverpackung, sie lassen sich dann in wiederverwendbaren Tiegeln aufbewahren.

Aftershave: Barbershop-Klassiker ausprobieren

Ein Mann schmiert sein Gesicht mit Aftershave ein. © Picture-Alliance / Bildagentur-online
Ein gutes Rasierwasser pflegt und beruhigt die Haut. Der meist hohe Alkoholanteil hat zudem desinfizierende Wirkung.

Der krönende Abschluss einer jeden Nassrasur ist eine Erfrischung und Pflege mit einem guten Rasierwasser. Es kühlt und desinfiziert die Haut und schützt vor Infektionen. Mit der wiederbelebten Barbershop-Kultur feiern teilweise Aftershaves ihr Comeback, die es schon vor mehr als hundert Jahren gab. Weil es damals noch keine Elektrorasierer gab, sind einige dieser Klassiker besonders auf die Nassrasur abgestimmt. Sie enthalten beispielsweise viel kühlendes Menthol, das sich auf der Haut wie eine Eispackung anfühlt - besonders erfrischend im Sommer. Erhältlich sind die Aftershaves sowie Rasieröle, Pre-Shaves, Rasierseifen, Klingen, Rasierpinsel und Rasierhobel in Online-Stores sowie gut sortierten Drogerien, die Barbershop-Produkte führen.

Weitere Informationen
Ein Mann rasiert sich mit einem Einwegrasierer das Gesicht © colourbox Foto: Kzenon

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 29.04.2019 | 20:15 Uhr

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