Ein Arzt impft einer Person in den Oberarm. © colourbox Foto: -

Krebserregende HP-Viren: Stiko schlägt Impfung in Schulen vor

Stand: 26.03.2024 12:57 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Der Chef der Ständigen Impfkommission hat vorgeschlagen, Jungen und Mädchen an Schulen gegen HP-Viren zu impfen. Der Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte zweifelt an der Umsetzbarkeit.

Die Impfquote unter jungen Menschen sei zu niedrig, sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Klaus Überla, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Deshalb müsse der Schutz gegen die Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) auf neuen Wegen angeboten werden. Laut Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland jedes Jahr mehr als 6.000 Frauen und 1.500 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Frauen sind oft in Form von Gebärmutterhalskrebs betroffen. Daran sterben dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge jedes Jahr mehr als 1.000 Frauen in Deutschland.

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Stiko: Impfung ist hocheffektiv

HPV-Impfungen könnten langfristig Leben retten, betonte Überla. Die Verträglichkeit der Impfstoffe sei hervorragend, die Impfung hocheffektiv. "Es gibt überhaupt keinen Grund, diese Impfung nicht zu machen", sagte der Virologe von der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Impfung bietet nach Angaben des RKI den besten Schutz, wenn sie im Alter von 9 bis 14 Jahren verabreicht wird. Die Impfung kann bis zum Alter von 18 Jahren nachgeholt werden. HP-Viren werden am häufigsten durch sexuellen Kontakt übertragen. Deswegen sollen junge Menschen geimpft werden, bevor sie sexuell aktiv sind.

Kinderärzte fürchten Überlastung des öffentlichen Gesundheitsdienstes

Das Impfen an Schulen sei grundsätzlich sinnvoll, findet der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Dennoch sei der Vorschlag der ständigen Impfkommission (Stiko) unrealistisch, weil der öffentliche Gesundheitsdienst beim Impfen schon jetzt kaum hinterher komme. Das Landesgesundheitsamt Niedersachsen setzt bei der Organisation eher auf die Schulen. Wenn Schulen Impfaktionen machen wollen, werde das unterstützt, so eine Sprecherin.

Impfquote bei Mädchen soll auf 90 Prozent steigen

Unter den 15-Jährigen in Deutschland sind etwas mehr als die Hälfte der Mädchen (54 Prozent) und etwas mehr als jeder vierte Junge (27 Prozent) gegen HPV geimpft, wie aus Daten des RKI hervorgeht. WHO und EU-Kommission haben sich das Ziel gesetzt, bis 2030 eine Impfquote von mindestens 90 Prozent bei 15-jährigen Mädchen sowie eine deutliche Steigerung bei gleichaltrigen Jungen zu erreichen.

RKI: Schutz vor Gebärmutterhalskrebs liegt bei bis zu 94 Prozent

Laut dem RKI belegen mehrere Studien, dass HPV-Impfstoffe vor allem Gebärmutterhalskrebs verhindern können. Hier erreiche die Impfung einen Schutz von bis zu 94 Prozent. Infektionen mit den leicht übertragbaren Humanen Papillomaviren gehören weltweit zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten, wie es weiter hieß. Die Impfung könne zudem vor Tumoren im Genitalbereich und After sowie im Mund-Rachen-Raum schützen. Laut dem Kinder- und Jugendärzteverband kann eine HPV-Impfung bei Jugendlichen auch helfen, wenn jemand bereits mit einem Virus infiniziert ist, nur nicht ganz so effektiv.

HPV-Impfstoffe in Europa seit gut 20 Jahren zugelassen

In Europa sind seit knapp 20 Jahren HPV-Impfstoffe zugelassen. Schwere Nebenwirkungen, die zu Problemen führen, sind laut RKI nicht bekannt. Übliche Reaktionen sind demnach Schmerzen an der Einstichstelle oder Fieber. Das gefährliche an einer HPV-Infektion ist, dass sie weit verbreitet ist, aber im Schnitt erst nach 10 bis 30 Jahren auffällt. Zudem gibt es mehr als 200 HPV-Typen und kein Impfstoff kann alle abdecken. Die Krebsvorsorge bleibt also wichtig. Aber das Risiko ist nachweisbar geringer, sagen Experten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 26.03.2024 13:00

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