Stand: 15.06.2020 13:34 Uhr

Krebsvorsorge für Frauen: HPV-Test ist Kassenleistung

Ein kleiner medizinischer Glasbehälter mit einer trüben Flüssigkeit wird gehalten. © colourbox Foto: Gamjai
Beim HPV-Test wird ein Abstrich auf DNA-Spuren von Humanen Papillomaviren untersucht.

Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich meist unbemerkt und wird nur zufällig oder im Rahmen einer Untersuchung zur Krebsfrüherkennung rechtzeitig erkannt. Zur Früherkennung wurde bisher einmal im Jahr ein sogenannter Pap-Test gemacht. Seit Anfang 2020 werben die Krankenkassen für ein neues Früherkennungsangebot, das für mehr diagnostische Sicherheit sorgen soll: Neben dem Pap-Test für Frauena ab 20 Jahren wird bei Frauen ab 35 Jahren ein Test auf Humane Papillomviren (HPV) durchgeführt.

Gebärmutterhalskrebs durch Humane Papillomaviren

Humane Papillomaviren gelten als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs. Insgesamt gibt es mehr als 200 verschiedene HPV-Arten, die meist beim Sex über kleinste Verletzungen in der Schleimhaut übertragen werden. Viele Betroffene bemerken davon nichts, denn die HPV-Infektion bereitet keine Schmerzen und oftmals wird das Immunsystem allein mit der Infektion fertig. Den Viren kann es aber gelingen, ihre Erbsubstanz in die DNA der Körperzellen einzubauen und sich so ungehindert zu vermehren. Im schlimmsten Fall können in der Folge bösartige Krebsgeschwulste entstehen.

Pap und HPV: Zwei Tests für mehr Sicherheit

Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs gehören zwei Tests:

  • Beim Pap-Test für Frauen ab 20 Jahren werden mithilfe eines kleinen Bürstchens und eines Spatels Zellen aus dem Gebärmuttermund und dem Gebärmutterkanal entnommen und auf einem Glasträger verteilt. Der sogenannte Abstrich wird in ein Labor geschickt und unter dem Mikroskop auf veränderte Zellen untersucht.

  • Beim HPV-Test für Frauen ab 35 Jahren werden einige der beim Pap-Test entnommenen Zellen aus der Gebärmutterschleimhaut in eine Lösung gegeben und im Labor auf DNA-Spuren von Humanen Papillomviren untersucht.

HPV-Test: Was das Ergebnis bedeutet

HPV-Test negativ: Werden keine Viren gefunden, ist das eine gute Nachricht. Da zwischen einer Infektion und problematischen Zellveränderungen oft mehr als zehn Jahre vergehen, reicht es aus, nach drei Jahren erneut einen Kombi-Test (Pap und HPV) durchzuführen.

HPV-Test positv: Werden Viren nachgewiesen, ist erhöhte Wachsamkeit geboten. Das gilt insbesondere, wenn dabei aggressive Viren der Gruppe 16 oder 18 identifiziert werden. Sie gelten als Hochrisiko-Typen und sind sehr häufig beteiligt, wenn Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert wird. Deshalb wird ein solches Testergebnis innerhalb der nächsten drei Monaten kontrolliert und zusätzlich der Muttermund der betroffenen Frau genau untersucht.

HPV-Test für jüngere Frauen?

Für Frauen zwischen 20 und 35 ändert sich durch das neue Versorgungsschema nichts. Sie erhalten weiter einmal pro Jahr einen Pap-Abstrich als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Der HPV-Test wird für sie als noch nicht sinnvoll erachtet, weil Frauen in dieser Lebensphase sexuell aktiver sind und sich häufiger mit Viren infizieren, die aber meist vom Immunsystem vernichtet werden. Der HPV-Test würde in vielen Fällen unnötig Alarm schlagen.

Bei Frauen über 35 Jahren ist ein HPV-Test sinnvoll, da die Viren bei ihnen oft überleben und zu Krebsvorstufen oder sogar zu Gebärmutterhalskrebs führen können.

HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche

Den besten Schutz vor Humanen Papillomviren bietet die Impfung im Kindes- und Jugendalter. Sie wird mittlerweile sowohl für Mädchen als auch für Jungen empfohlen und bis zum Alter von 18 Jahren von den Krankenkassen bezahlt.

Spätere Impfung möglich

Wer älter ist, muss eine Impfung gegen Humane Papillomaviren selbst bezahlen. Bei Frauen, die bereits Krebsvorstufen hatten, kann die Impfung das Rückfallrisiko und das Risiko einer erneuten Ansteckung senken. Auch Frauen mit wechselnden Sexualpartnern können sich mit der Impfung vor einer Ansteckung mit HPV schützen.

Jährliche Früherkennungsintervalle bleiben bestehen

Auch unabhängig von Pap- und HPV-Tests sollte die jährliche Untersuchung beim Gynäkologen Standard sein. Denn dabei untersucht der Frauenarzt auch den äußeren Genitalbereich und die Brust, führt eine Darmkrebsfrüherkennung per Stuhltest durch und übernimmt in vielen Fällen auch die Funktion des Hausarztes.

Weitere Informationen
Ein Arzt impft einer Person in den Oberarm. © colourbox Foto: -

Krebs durch Viren: HPV-Impfung für alle?

Eine Infektion mit Humanen Papillomaviren kann Krebs an der Gebärmutter, in Hals und Rachen, am Penis und am Anus auslösen. Experten fordern einen Impfschutz für alle. mehr

Expertinnen zum Thema

Dr. Bettina Schultz, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Hospitalstraße 3
23701 Eutin
www.frauenaerzte-im-netz.de

Doris Scharrel, Landesvorsitzende Schleswig-Holstein
Berufsverbands der Frauenärzte e.V.
Holländerey 30
24119 Kronshagen
(0431) 58 29 78
www.bvf.de

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Visite | 16.06.2020 | 20:15 Uhr

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