Corona Schnelltests © picture alliance/dpa Foto: Sebastian Gollnow

Corona: Wie sicher sind Schnelltests für zu Hause?

Stand: 09.03.2021 21:37 Uhr

In der Corona-Pandemie liegen große Hoffnungen auf dem Einsatz von Antigen-Schnelltests für zu Hause. Sie sollen einfach zu handhaben sein.

Bei den Schnelltests gibt es Gurgel- und Speichel-Tests sowie Nasenabstriche. Im Schnitt erkennen Antigentests rund 80 Prozent der Infizierten. Experten halten die Schnelltests aus unterschiedlichen Gründen für nützlich:

  • Personen mit einer Erkrankung können früher erkannt werden - vielleicht sogar schon im präsymptomatischen Stadium.
  • Überhaupt könnten Personen mit einer Erkrankung erkannt werden.
  • Infizierte, die mit einem Schnelltest nicht erkannt werden, haben meist eine geringe Viruslast und werden kaum andere Menschen anstecken.

Zulassungsverfahren für Corona-Selbsttests

Anfang Februar wurde die Medizinprodukte-Abgabeverordnung so geändert, dass ein direkter Verkauf von Schnelltests an Laien nun grundsätzlich möglich ist. Seit dem 6. März werden die Corona-Selbsttests im Handel verkauft. Zuvor mussten diese Tests ein extra Zulassungsverfahren durchlaufen. Die europaweite CE-Kennzeichnung - wie es sie bei den Masken gibt - mussten sie zunächst noch erhalten. Für die Zulassungsverfahren sind in Deutschland TÜV Süd, TÜV Rheinland und die mdc medical device certification GmbH zuständig, europaweit sind es rund 50 Stellen. Zudem erfolgten Sonderzulassungen über das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Für erste Tests wurden Sonderzulassungen erteilt.

Antigen-Test und PCR-Test - die Unterschiede

Grundsätzlich gilt der PCR-Test nach wie vor als der Goldstandard. Der Test erkennt RNA, also Teile des Erbmaterials, die für das Coronavirus typisch sind. Dafür muss der Abstrich in einem Labor über mehrere Stunden verschiedene Testzyklen durchlaufen. Mit diesem Verfahren können auch geringe Mengen des Coronavirus nachgewiesen werden.

Der Antigen-Schnelltest funktioniert anders: Er erkennt spezielle Oberflächen-Proteine des Virus, die sogenannten Antigene. Sind ausreichend viele Verbindungen von Antigen und Antikörper vorhanden, erscheint im Testfeld ein farbiger Strich - ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Der Antigen-Schnelltest liefert nach 15 bis 30 Minuten ein Ergebnis, ist aber nicht so verlässlich wie ein PCR-Test.

Studie: Antigen-Tests für Laien sinnvoll

Dass Antigen-Tests auch von Laien durchgeführt werden können, zeigt eine Studie aus dem September 2020 von Dr. Claudia Denkinger vom Universitätsklinikum Heidelberg. Dabei sollten Laien bei sich selbst einen Antigen-Schnelltest durchführen - nur mithilfe einer schriftlichen Anleitung. Anschließend wurden sie von einem Arzt ein zweites Mal professionell abgestrichen. Das Ergebnis: Beim Laientest wurden von 40 Corona-Infizierten 33 entdeckt. Beim Abstrich durch medizinisches Fachpersonal waren es 34.

Das gilt allerdings nur für hochwertige Tests, die eine hohe Genauigkeit haben und benutzerfreundlich sind. Welche das sind, lässt sich schon bei den Angeboten für den Fachhandel nur schwer erkennen.

Informationskampagne für Schnelltests nötig

Experten mahnen, dass für den künftigen Einsatz der Laientests eine breit angelegte Informationskampagne nötig sei. Denn noch sind viele Fragen ungeklärt:

  • Welche Tests sind zuverlässig in Sachen Genauigkeit und Benutzerfreundlichkeit?
  • Wie sollen sich Personen verhalten, die sich selbst mit einem positiven Ergebnis getestet haben?
  • Wer stellt sicher, dass ein per Antigen-Schnelltest entdeckter Infizierter zur Kontrolle zur PCR-Testung geht?
  • Wie erfährt das Gesundheitsamt von einem Corona-Infizierten?

Antigen-Schnelltests ersetzen nicht die AHA-Regeln

Fest steht: Ein negativer Antigen-Schnelltest bedeutet keine Sicherheit. Es handelt sich nur um eine Momentaufnahme, die für maximal einen Tag aussagekräftig ist. Zudem sind Antigentests nicht so empfindlich wie PCR-Tests. Und selbst für die gilt: Kein Test ist perfekt. Es gibt immer wieder auch falsch-positive Ergebnisse. Die Tests ersetzen also nicht die bewährte AHA+L-Regel: Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag Masken tragen, in Innenräumen regelmäßig lüften.

Experten raten, den Antigentest für zu Hause regelmäßig, also zwei, drei Mal die Woche, durchzuführen. Er liefert keinen perfekten Schutz - ist aber ein weiteres Element, um die Pandemie zu bekämpfen.

Weitere Informationen
Eine Frau liegt im Bett und greift sich an den Kopf. Sie sieht erschöpft aus. © Colourbox Foto: -

Long-Covid: Corona-Langzeitfolgen werden unterschätzt

Nach einer Covid-19-Erkrankung dauert es oft Monate, bis sich Genesene wieder fit fühlen. Die Symptome sind vielfältig. mehr

Visualisierung: Coronavirus. © picture alliance / 360-Berlin

Corona behandeln: Welche Therapien helfen bei Covid-19?

Ärzte können gezielt Medikamente verabreichen, um schwere Schäden durch das Coronavirus zu verhindern. mehr

Ein Virus mit Spikes © Imago-Images / Science Photo Library Foto: KATERYNA KON

Antikörper-Therapie gegen Corona: Welche Medikamente gibt es?

Weltweit haben sich Forschergruppen in den vergangenen Monaten auf die Suche nach Antikörpern gegen Sars-CoV-2 gemacht. mehr

Dieses Thema im Programm:

Visite | 23.02.2021 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Coronavirus

Mehr Gesundheitsthemen

Brokkoli-Sprossen wachsen auf einer Kokosmatte © imago / Zoonar / Nataliia Zhekova Foto: Nataliia Zhekova

Gesunde Sprossen: Was steckt in Alfalfa, Kresse, Brokkoli?

Sprossen und Keimlinge sind extrem reich an gesunden Nährstoffen und Vitaminen. Gegen Bakterien und Pilze braucht es Hygiene. mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber