Borreliose nach Zeckenstich: Symptome, Diagnose und Spätfolgen
Borreliose ist die am häufigsten durch Zecken übertragene Krankheit. Die Bakterien-Infektion bleibt oft unentdeckt und kann ernste Spätfolgen haben. Wanderröte gilt als sicheres Symptom für eine akute Erkrankung.
Zecken übertragen in Deutschland vor allem zwei Infektionskrankheiten: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose. FSME wird von Viren verursacht, die in bestimmten Risikogebieten unterwegs sind. Borreliose wird vom Bakterium Borrelia burgdorferi (auch: Borrelien) ausgelöst und ist bundesweit verbreitet.
Lyme-Borreliose: Benannt nach US-Stadt
Borreliose ist auch unter dem Namen Lyme-Krankheit bekannt, nach dem Ort Lyme im US-Bundesstaat Connecticut. Dort wurden Mitte der 1970er-Jahre nach Zeckenstichen auffällig häufig Erkrankungsfälle mit Gelenkentzündungen beobachtet. Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist Lyme-Borreliose in Europa die mit Abstand häufigste durch Zecken übertragene Krankheit.
Mehrere Tausend Menschen jährlich wegen Borreliose im Krankenhaus
Nicht jeder Mensch, der von einer Zecke gestochen wird, infiziert sich. Nach Schätzungen tragen nur etwa ein Drittel der Zecken Borrelien in sich. Das RKI geht davon aus, dass bis zu 1,4 Prozent der Gestochenen an Borreliose erkranken. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2023 etwa 5.400 Patientinnen und Patienten wegen Borreliose im Krankenhaus behandelt, zehn Menschen starben an den Folgen der Erkrankung.
Wie steckt man sich mit Borreliose an?
Bei Borreliose besteht die größte Ansteckungsgefahr von Juni bis August, wenn wir uns in der freien Natur bewegen und mit der Haut unbemerkt Zecken von Grashalmen oder Zweigen abstreifen. Zecken können aber auch von Haustieren oder Wildtieren weitergegeben werden.
Zecken - am häufigsten ist in Deutschland der Gemeine Holzbock - sind Blutsauger. Nach einem Stich in die Haut beginnen sie zu saugen. Dabei wandern die Borrelien vom Darm der Zecke in die Speicheldrüsen und können so in die Blutbahn von Menschen oder auch Haustieren gelangen. Laut RKI muss eine Zecke mehrere Stunden gesaugt haben, ehe die Bakterien übertragen werden können. Daher ist es wichtig, eine Zecke zügig und sicher wieder aus der Haut zu entfernen.
Eine Zecke, die bereits mehrere Stunden saugt, erkennt man daran, dass ihr Körper prall gefüllt aussieht - vollgesogene Zecken werden gut einen Zentimeter groß. Borreliose-Erkrankte sind nicht ansteckend, eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Symptome: Wanderröte ein Anzeichen für Borreliose
Als sicherer Hinweis auf Borreliose gilt die sogenannte Wanderröte. Dabei handelt es sich um einen kreisrunden, roten Hautausschlag, der bei rund 90 Prozent der Infektionen - teils auch noch Wochen später - um die Einstichstelle auftritt und sich nach außen ausbreitet. Derartige Stellen sollte man umgehend einem Arzt zeigen.
Weitere Symptome der Krankheit können sein:
- Abgeschlagenheit
- Gelenkschmerzen
- Muskelschmerzen
- Fieber oder Nachtschweiß
- geschwollene Lymphknoten
Seltener, dann aber häufig bei Kindern treten knötchenartige oder blaurote Schwellungen der Haut auf, vor allem am Ohr, an den Brustwarzen oder an den Genitalien.
Wie erfolgt die Diagnose bei einer Borreliose?
Die Diagnose von Borreliose ist nicht immer einfach, denn grippeartige Symptome wie Fieber, geschwollene Lymphknoten oder Gelenkschmerzen können auch von anderen Erkrankungen herrühren. Am besten erkennen Mediziner Borreliose an der Wanderröte. Die Diagnose kann mit einem Bluttest auf entsprechende Antikörper gestützt werden. Allerdings bedeutet der Nachweis von Antikörpern lediglich, dass das Immunsystem im Lauf des Lebens bereits einmal Kontakt zu Borrelien hatte, nicht aber, ob es sich um eine frische Infektion handelt. Beim Verdacht auf eine Neuroborreliose ist eine Untersuchung des Nervenwassers angezeigt.
Welche Spätfolgen sind bei Lyme-Borreliose möglich?
Die meisten Infektionen verlaufen ohne Krankheitszeichen, der Gestochene bemerkt sie nicht. Bei manchen Patienten bricht die Erkrankung erst Monate oder Jahre nach einem Zeckenstich aus. In Einzelfällen kommt es zu einer chronischen Entzündung der Haut. Die Haut an den Innenseiten der Arme und Beine, an Fingern, Zehen, aber auch an der Nase kann sehr dünn werden und sich bläulich verfärben.
Etwa fünf Prozent der Erkrankten entwickeln eine Lyme-Arthritis. Dabei entzünden sich Gelenke schubweise und wiederkehrend, vor allem die Knie, aber auch Sprunggelenk, Ellenbogen, Finger-, Zehen- und Handwurzelgelenke.
Sehr selten sind Herzprobleme infolge einer Borreliose (Lyme-Karditis) wie Herzmuskelentzündungen oder Herzrhythmusstörungen. Bei Verdacht auf eine Lyme-Karditis veranlassen Ärzte zur sicheren Diagnose neben einem Bluttest auf Antikörper ein Langzeit-EKG und gegebenenfalls eine Ultraschall-Untersuchung oder ein MRT des Herzens.
Neuroborreliose: Nervenschmerzen und Lähmungen
In etwa drei von 100 Fällen befallen die Bakterien im Verlauf der Erkrankung auch die Nerven und lösen eine Neuroborreliose aus. Als Folgen können unter anderem brennende Nervenschmerzen, Kribbeln und Lähmungen auftreten. Der Befall des Nervensystems kündigt sich gewöhnlich durch vor allem nächtliche starke Schmerzen an und zeigt sich bei der Mehrzahl der Betroffenen in einem ein- oder beidseitigen Gesichtsnervenbefall (Fazialisparese). Oft asymmetrische Lähmungen anderer Körperpartien durch eine Polyradikulitis (entzündliche Erkrankung der peripheren Nerven) können auftreten. Eine leichte Hirnhautentzündung (Meningitis) mit Symptomen wie Kopfschmerzen ist gewöhnlich vorhanden und wird durch die Lumbalpunktion nachgewiesen.
Behandlung von Borreliose mit Antibiotika
Bei diagnostizierter Borreliose werden für zwei bis vier Wochen Antibiotika wie Doxycyclin oder Amoxicillin verordnet, die meist zu einer vollständigen Genesung führen. Eine Antibiotika-Gabe als Prophylaxe empfiehlt das RKI ausdrücklich nicht, denn das Risiko für Nebenwirkungen wäre höher als ein möglicher gesundheitlicher Nutzen. Eine frühzeitige Behandlung einer Borreliose kann schwerwiegende Spätfolgen verhindern. Mit Borreliose kann man sich mehrfach infizieren, eine durchgemachte Krankheit bringt keine Immunität.
Impfung gegen Borreliose für 2026 angekündigt
Gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gibt es eine wirksame Impfung, gegen Borreliose bisher noch nicht. Das Biotechnologieunternehmen Valneva hat in Zusammenarbeit mit dem Pharmaziekonzern Pfizer einen Impfstoff gegen Borreliose entwickelt. Dieser soll gegen die sechs häufigsten in Europa und Nordamerika vorkommenden Borreliose-Typen wirken. Durch die Impfung soll das Oberflächenprotein A (OspA) des Borreliose-Erregers Borrelia burgdorferi durch Antikörper blockiert werden. Das soll die Fähigkeit des Bakteriums hemmen, den Menschen zu infizieren.
In klinischen Studien zeigte der Impfstoff mit dem Namen VLA15 erste positive Ergebnisse. Sollte das auch in der letzten Prüfphase der Fall sein, will der Hersteller im kommenden Jahr in den USA und Europa einen Antrag auf Zulassung stellen.
Wie kann man sich vor Zeckenstichen schützen?
Wer im Garten arbeitet, im Wald oder auf Wiesen mit hohem Gras unterwegs ist, sollte zum Schutz vor Zecken geschlossene Schuhe, lange Hosen und möglichst auch langärmelige Oberbekleidung tragen. Auf heller Kleidung lassen sich Zecken besser erkennen und wieder abstreifen. Wer anfällig für Zeckenstiche ist, sollte seinen Körper nach jedem Aufenthalt im Freien stets gründlich nach den Blutsaugern absuchen.
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