Ostern mit Corona: Kirche geht diesmal anders

Am Ostersonntag um 12 Uhr läuten die Kirchenglocken. Evangelisch und katholisch, überall in Niedersachsen, sogar in ganz Deutschland. Ein Zeichen der Hoffnung in den Zeiten der Pandemie soll das ökumenische Glockenläuten geben. Und es soll der Freude über die Osterbotschaft Ausdruck verleihen. Das teilten die Kirchen in Hannover und Bonn mit.
"Niemand ist allein, denn Ostern findet statt"
"Wir freuen uns, dass viele Bistümer und Landeskirchen mitmachen werden. So wird am höchsten Fest der Christen ein Klangteppich über unserem Land liegen, der ausdrückt: Niemand ist allein, denn Ostern findet statt", hieß es vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Mit dem zeitgleichen Läuten wird eine Gemeinsamkeit geschaffen, die es ansonsten zu diesem Osterfest nicht gibt. Denn der Gottesdienst in der Kirche fällt wegen der Ansteckungsgefahr aus. Das Coronavirus zwingt Gemeinden zu neuen Ideen und unkonventionellen Lösungen.
Gemeinsames Musizieren - Jeder für sich
Eine dieser Ideen ist ein weiterer "Klangteppich" am Ostersonntag: Um 10.15 Uhr sollen Musikerinnen und Musiker das Osterlied "Christ ist erstanden" anstimmen. Jede und jeder für sich - auf dem Balkon, im Vorgarten, aus dem Fenster oder auch im Wald, auf dem Feldweg oder auf dem Innenhof - unter Einhaltung des Sicherheitsabstands, versteht sich. Unter dem Motto #osternvombalkon haben unter anderem das Posaunenwerk Hannover und der Evangelische Posaunendienst in Deutschland zur Teilnahme aufgerufen. "Die Osterbotschaft soll weithin zu hören sein, auch wenn alle Kirchentüren für den öffentlichen Gottesdienst geschlossen bleiben müssen", sagte Marianne Gorka, Landespastorin für die Bläserarbeit in der Landeskirche Hannovers.
Hausandacht: Um 19 Uhr mit anderen verbinden
Die Kirchen in Niedersachsen nutzen derweil nach Kräften das Internet, um trotz geschlossener Kirchen mit den Gläubigen in Kontakt zu bleiben und Ersatz für die gewohnte Form des Gottesdienstes zu bieten. So ruft zum Beispiel die evangelische Landeskirche Braunschweig ihre Mitglieder zur Feier von Hausandachten auf. Sie stellt auf ihrer Internetseite entsprechende Handreichungen zur Verfügung. Darin seien liturgische Texte und Lieder zusammengestellt, die im häuslichen Kreis gesprochen, gebetet und gesungen werden können, heißt es. Auch hier sollen feste Zeitpunkte ein Gefühl der Gemeinsamkeit schaffen: Der Vorschlag lautet, an jedem Abend der Karwoche um 19 Uhr eine Hausandacht zu feiern und dabei eine Kerze ins Fenster zu stellen, um sich auf diese Weise mit anderen, die eine Andacht abhalten, zu verbinden. Am Karfreitag soll die Andacht zur Sterbestunde Jesu um 15 Uhr gefeiert werden. Auch zu diesem Zeitpunkt sollen im ganzen Land die Kirchenglocken läuten.
Ostern digital: Zahlreiche Gottesdienste und Andachten
Natürlich feiern auch die Geistlichen zu Ostern Gottesdienste - nur kann man diese eben nicht besuchen. Andachten, Botschaften und Gottesdienste zum Anhören oder Ansehen stellen die Kirchen im Internet zur Verfügung. Die Angebote sind vielzählig.
Informieren kann man sich meist auf der Internetseite der eigenen Gemeinde. Übersichten liefern aber auch die übergeordneten Institutionen:
- Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers,
- die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig,
- die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg,
- die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe,
- die Evangelisch-reformierte Kirche,
- das Bistum Hildesheim,
- das Bistum Osnabrück und
- das Bistum Münster, das auch im Oldenburger Land vertreten ist.
Bischöfe melden sich per Audio und Video
"Ostern fällt nicht aus, Ostern fällt nie aus", sagte Landesbischof Ralf Meister aus Hannover. "Die Erinnerung an die Auferstehung Jesu Christi ist ein Termin für alle Ewigkeit." Er selbst wird am Karfreitag und am Ostersonntag einen jeweils etwa 20 Minuten langen Gottesdienst leiten, der im Internet abrufbar sein wird. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg zeigt im Netz unter anderem einen Gottesdienst am Ostersonntag mit Bischof Thomas Adomeit. Das katholische Bistum Osnabrück überträgt mehrere Gottesdienste, zum Teil mit Bischof Franz-Josef Bode, live aus dem Osnabrücker Dom. Per Audio-Livestream sind Gottesdienste mit dem Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer zu empfangen - am Ostersonntag um 10 Uhr auch bei NDR Info. Auch die anderen evangelischen und katholischen Bischöfe wollen sich mit Videobotschaften oder Gottesdiensten in der Karwoche und zu Ostern an die Gläubigen wenden.
