Ein Mitarbeiter der Spurensicherung fotografiert einen Mercedes mit Einschußloch in der Frontscheibe. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Hannover: Zehn Jahre Haft nach tödlichen Schüssen an Ampel

Stand: 25.05.2022 20:48 Uhr

Im Prozess um tödliche Schüsse an einer Ampelkreuzung in Hannover ist der Angeklagte für das Verbrechen am 3. Juni 2021 zu einer Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt worden.

Der Angeklagte sei des Totschlags und des versuchten Totschlags schuldig gesprochen worden, sagte eine Sprecherin des Landgerichts Hannover am Mittwoch. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der 33-jährige Schütze nicht in Notwehr gehandelt habe. Ein 30-Jähriger kam bei der Auseinandersetzung ums Leben. Das Urteil sei noch nicht rechtskräftig. Die Verteidiger des 33-jährigen kündigten an, in Revision gehen zu wollen. Zuvor hatte die Verteidigung auf Freispruch plädiert, weil es sich ihrer Ansicht nach um eine Notwehr-Situation gehandelt hat. Die Staatsanwaltschaft hatte eine siebenjährige Freiheitsstrafe gefordert.

Die ersten Schüsse verfehlen ihr Ziel

Laut Anklage war an einer roten Ampel in der Innenstadt von Hannover zunächst der Beifahrer des späteren Todesopfers ausgestiegen und hatte mit einer Holzlatte auf den Wagen des Angeklagten eingeschlagen, um diesen zum Aussteigen zu zwingen. Der 33-Jährige schoss nach Überzeugung des Gerichts zweimal mit einer Pistole auf den Angreifer. Der Mann konnte hinter einem Lieferwagen in Deckung gehen, blieb unverletzt und flüchtete. Anschließend habe der Angeklagte auf den Fahrer des neben ihm haltenden Wagens geschossen und den 30-Jährigen tödlich verletzt. Nach der Tat flüchtete der Schütze zunächst vom Tatort, stellte sich jedoch einige Tage später der Polizei. Seitdem saß er in Untersuchungshaft.

Wurde der Täter mit dem Tode bedroht?

Der Schütze kannte die beiden Männer. Ein jahrelanger Streit habe an diesem Tag einen traurigen Höhepunkt erreicht - so die Schilderung des Angeklagten. Er selbst sei wiederholt mit dem Tod bedroht worden. Ein Bekannter habe ihm deshalb irgendwann eine Waffe gegeben, damit er sich verteidigen könne. Ein Psychiater hatte den Angeklagten in dem seit Ende November laufenden Prozess als voll schuldfähig eingestuft.

Das Opfer war unbewaffnet

Im Fall des Angriffs mit der Holzlatte auf das Auto sei Notwehr zwar anzunehmen, sagte die Sprecherin. Allerdings waren zwei Schüsse auf den Angreifer nach Bewertung des Gerichts nicht verhältnismäßig. Von dem getöteten Autofahrer sei überhaupt keine Bedrohung ausgegangen, bei ihm sei auch keine Waffe gefunden worden. Der Angeklagte habe sich der Sprecherin zufolge bei den Familienangehörigen des Opfers entschuldigt. Das Geschehen sei die höchste Strafe seines Lebens, sagte er. Wenn er könnte, würde er die Zeit zurückdrehen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 25.05.2022 | 15:00 Uhr

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