Razzien gegen Rocker in Niedersachsen: "United Tribuns" verboten
Die Bundespolizei durchsucht aktuell mehrere Objekte der rockerähnlichen Gruppe "United Tribuns" in Niedersachsen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte den Verein am Morgen verboten.
Das teilte das Ministerium am Mittwochmorgen mit. Die Durchsuchungen begannen um 6 Uhr morgens - gleichzeitig in neun Bundesländern. In Niedersachsen laufen Razzien in den Bereichen der Polizeidirektionen Hannover, Lüneburg und Braunschweig, wie eine Sprecherin des Niedersächsischen Innenministeriums dem NDR am Vormittag sagte. Wie viele Objekte genau durchsucht werden, sagte die Sprecherin nicht. Erst nach Abschluss der Durchsuchungen wolle man genauere Auskünfte geben. Laut einer Mitteilung des Innenministeriums vom Nachmittag geht es um die Privatwohnungen von Vereinsmitgliedern. Gut 50 Polizeikräfte sind demnach in Niedersachsen im Einsatz. "Gefunden wurden bislang unter anderem digitale Geräte sowie Gegenstände mit Vereinsinsignien", hieß es. Aufbau und Struktur der Gruppe glichen einem Motorradclub.
Sexualstraftaten, Menschenhandel und versuchte Tötungsdelikte
In Norddeutschland sind neben Niedersachsen auch Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein betroffen. Durchsucht werden nach Angaben des Bundesinnenministeriums Privatwohnungen und Vereinsräume der Gruppe. Mitglieder der "United Tribuns" hätten schwerste Straftaten begangen, unter anderem Sexualstraftaten, Menschenhandel und versuchte Tötungsdelikte, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). "Wir müssen als Rechtsstaat sehr deutlich zeigen, dass wir Gruppierungen, von denen so schwere Straftaten ausgehen, nicht dulden."
Pistorius: Hohe Gefährdung
"Von den Mitgliedern dieser Rockergruppierung geht eine hohe Gefährdung aus", sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) dem NDR am Mittwoch. Umso entscheidender sei es, dass dem Verein und dessen Mitgliedern nun "die Grundlage für ihre kriminellen Aktivitäten entzogen wurde". Der Gesamtverein und seine Teilorganisationen werden aufgelöst, sagte Faeser. Das Vereinsvermögen werde beschlagnahmt und die Kennzeichen der Gruppe dürften nicht mehr öffentlich verwendet werden. Laut Faeser stellen sich die rund 100 Mitglieder bundesweit als eine Art Bruderschaft mit Affinität zum Kampfsport dar. Dass Straftaten durch die "United Tribuns" nicht nur geduldet, sondern auch "gefördert und belohnt" würden, zeige sich auch daran, dass es verschiedene Aufnäher ("Patches") des Vereins gebe, die an Mitglieder verliehen würden, die Straftaten im Sinne des Vereins verübten.
Ministerium: Bosnischer Ex-Boxer gründete die Gruppierung
Nach Angaben des Bundesinnenministerium war die Gruppierung 2004 von einem ehemaligen bosnischen Boxer im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen gegründet worden. Der Gründer soll sich nicht mehr in Deutschland aufhalten. Der Mann, der während des Krieges in Bosnien als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, arbeitete den Angaben zufolge zunächst als Türsteher und gründete später mit anderen zwei Bordelle. Laut Innenministerium gibt es aktuell in Niedersachsen keine Vereinsstrukturen der Gruppe.
