Giftnotrufe wegen Chlordioxid-Gabe: Kinderschutzbund besorgt
Der Kinderschutzbund in Niedersachsen fordert Staatsanwaltschaften und Jugendämter auf, Verdachtsfälle von Missbrauch einer Chlordioxid-Lösung, dem sogenannten CDL, konsequent zu verfolgen.
Wenn Eltern ihren Kindern die giftige Substanz CDL geben, täuschen sie die Kinder und berauben sie ihrer eigenen Würde, sagt Johannes Schmidt, Vorstand des Kinderschutzbundes in Niedersachsen. "Perfider geht es wirklich nicht. Im Grunde genommen ist es ein sektenähnliches Verhalten", so Schmidt. Er sieht auch die Gesellschaft in der Verantwortung, wachsamer auf das Thema zu blicken. Problem sei aber, dass die betroffenen Kinder meist in einer Parallelwelt aufwachsen. "Dass hier in unserer Gesellschaft Kinder leben, zu denen wir keinen Zugang finden, das ist eigentlich unvorstellbar", sagte Schmidt. Kinder seien dann schutzlos ausgeliefert.
Prävention gestaltet sich schwierig
Das Sozialministerium in Niedersachsen bezeichnet den Anstieg der CDL-bedingten Notrufe beim Giftinformationszentrum seit Beginn der Corona-Pandemie als auffällig. Ein Indiz dafür, dass der Missbrauch von CDL in Niedersachsen ein Massenphänomen darstellt, sieht das Ministerium allerdings nicht. Die Jugendämter haben bisher keine Auffälligkeiten gemeldet, heißt es. "Umso wichtiger ist es, dass Sie es unverzüglich den zuständigen Behörden melden, wenn Sie Hinweise darauf erhalten, dass jemand Kinder dieser hochgiftigen Substanz aussetzt", sagte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD). Klassische Aufklärungskampagnen schätzt das Ministerium als wenig erfolgreich ein, da CDL offenbar insbesondere in der sogenannten Querdenkerszene populär ist. "Diese Personen stehen dem Staat und seinen Institutionen generell misstrauisch gegenüber", heißt es.
Chlordioxid ist ein giftiges Bleichmittel, trotzdem gibt es Menschen, die es einnehmen. In einschlägigen Foren gilt es als Heilmittel, etwa gegen Krebs, Autismus oder Corona. Das Giftinformationszentrum Nord meldet seit Beginn der Pandemie einen deutlichen Anstieg bei den Notrufen wegen Chlordioxid.
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