Olaf Lies (SPD) spricht bei einer Pressekonferenz an einem potentiellen Standort für einen LNG-Terminal. © picture alliance/dpa | Sina Schuldt Foto: Sina Schuldt

Energieminister Lies: Brauchen schnell weitere LNG-Anlagen

Stand: 06.07.2022 16:35 Uhr

Der befürchtete Lieferstopp von russischem Erdgas setzt Deutschland unter Zeitdruck. Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) will Standortfragen für weitere LNG-Terminals möglichst schnell klären.

"Ich bin absolut sicher, dass wir genügend Gas haben werden, wenn es auch ausreichende Kapazitäten für die Aufnahme und Weiterleitung gibt", sagte der Lies der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Mittwoch. Es führe kein Weg daran vorbei, diese Terminals schnell zu bauen. Der Energiekonzern Uniper hat mittlerweile die Genehmigung, um Deutschlands erstem schwimmenden Tanklager für verflüssigtes Erdgas (LNG) in Wilhelmshaven anzubinden. Der Energieminister hofft zudem in der Stadt auf ein zweites Terminal. Weitere solcher Anlagen zum Umschlag, Zwischenspeichern und Wiederverdampfen des Gases, die bis zum Bau fester Terminals an Land übergangsweise eingesetzt werden, sind im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel und in Stade geplant. Dort sei laut Lies eigentlich alles klar. "Wir könnten dort morgen Material bestellen", sagte der Energieminister.

Standorte von zugesagten Terminals noch unklar

In Wilhelmshaven soll der Betrieb noch Ende dieses Jahres aufgenommen werden, hier hat der Uniper-Konzern die Baugenehmigung, in Brunsbüttel ist der Start für Anfang 2023 geplant. Bei den Schiffskapazitäten müsse man sich aktuell keine Sorgen machen, so das Bundeswirtschaftsministerium. Darüber, wo zwei weitere zugesagte Terminals entstehen, ist noch keine Entscheidung gefallen. Dem Vernehmen nach wären sie auch in Ostseehäfen in Mecklenburg-Vorpommern denkbar.

Lies will Versorgungsicherheit in "extremer Notlage"

Am zukünftigen Anleger für das FSRUs für den Flüssiggasimport für Deutschland findet der erste Rammschlag statt. © picture alliance/dpa | Sina Schuldt Foto: Sina Schuldt
Am zukünftigen LNG-Anleger in Wilhelmshaven fand Anfang Mai der erste Rammschlag statt.

Es wird befürchtet, dass Russland seine Lieferungen von Pipeline-Gas noch im Juli einstellen könnte. Laut Bundesregierung besteht jedoch kein Anlass zur Sorge, dass wegen fehlender Spezialtanker und langfristiger Verträge mit anderen Abnehmern die LNG-Mengen zu gering sein könnten.

Lies machte deutlich, dass nicht nur das Tempo in der Zulassung der Terminals selbst, sondern auch bei deren Anschluss ans überregionale Gasverteilungsnetz hoch sein müsse. Bei Wilhelmshaven ist dafür eine neue Leitung in Arbeit. Neben dem Finden neuer Lieferanten und der Aufbau von LNG-Importkapazitäten sei der Gasnetzausbau eine genauso wichtige Säule: "Es geht darum, in einer extremen Notlage die Versorgungssicherheit sicherzustellen", so Lies.

Umweltschützer skeptisch bei LNG-Terminals

Er ist dafür, ein Umlagesystem ähnlich der Ökostrom-Finanzierung einzurichten, um Mehrkosten einigermaßen gleichmäßig zu verteilen. "Wir brauchen eine feste Umlage, die alle zahlen. Sonst würden Kunden mit wenig Einkommen oder mit besonders hohem Gasverbrauch erschlagen. Insofern ist das Modell absolut richtig."

Bei Umweltschützern stoßen die geplanten LNG-Terminals trotz Energieengpässen nach wie vor auf Bedenken. Uniper teilte mit, dass in Wilhelmshaven alle umweltrechtlichen Untersuchungen wie vorgeschrieben ablaufen sollen. Höhere Geschwindigkeit wäre nicht mit mangelnder Qualität gleichzusetzen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 06.07.2022 | 17:00 Uhr

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