Ein siebenjähriges Schulkind auf einer Personenwaage. Die Waage zeigt ein Gewicht von 34,8 Kilogramm an. © picture alliance/Friedrich-Schiller-Universität Jena/dpa Foto:  Jan-Peter Kasper

Dicke Erstklässler: Corona-Jahre verschärfen das Problem

Stand: 05.08.2022 12:37 Uhr

Keine Kita, kein Sport im Verein, nicht einmal Spielplätze waren zeitweise geöffnet: Die Corona-Zeit hat in der Region Hannover dazu geführt, dass es mehr übergewichtige Schulanfänger gibt als vorher.

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie habe sich der Anteil übergewichtiger Kinder signifikant erhöht, teilte die Region Hannover mit. Seien vorher 10,4 Prozent der Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung übergewichtig oder gar fettleibig gewesen, sei ihr Anteil im Einschulungsjahr 2021/22 auf 14,4 Prozent gestiegen. "Das ist besonders besorgniserregend, da sich dadurch auch das Risiko von Folgeerkrankungen erhöht", sagte die Leiterin des Teams Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, Andrea Wünsch. In der Pandemie sei zudem die Zahl der Kinder, die in einem Sportverein aktiv sind, von 54 Prozent auf 45,9 Prozent gesunken.

Auch der Sprachförderbedarf ist gestiegen

Ein weiterer Aspekt fiel bei der Auswertung der Eingangsuntersuchungen auf: Mehr Kinder als vorher haben Sprachförderbedarf. Im Einschulungsjahrgang 2019/2020 bekamen 12,2 Prozent der Kinder bei der Untersuchung die Empfehlung zur weiteren Abklärung. 15,1 Prozent waren es im jüngsten Einschulungsjahr. Vor allem Kindern aus sozial benachteiligten Familien fehle die tägliche Förderung in den Kitas, sagte der Leiter des Teams Tagesbetreuung für Kinder, Florian Dallmann.

Corona-Zeit: Nicht alle Kinder wurden vor Schulstart untersucht

In Niedersachsen werden Kinder vor dem ersten Schultag vom Gesundheitsamt ärztlich untersucht. Während der Corona-Pandemie erhielten jedoch nicht alle Kinder der Einschulungsjahrgänge 2020, 2021 und auch 2022 eine Schul-Eingangsuntersuchung, wie das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) mitteilte. Konkrete Zahlen gebe es noch nicht. 33 von 45 Kommunen hätten die Daten zu den Untersuchungen für die Jahrgänge 2020 und 2021 gesendet, demnach seien etwa 70 Prozent der Kinder vor dem Schulstart untersucht worden, sagte ein Sprecher des NLGA.

Gesundheitsämter hinken noch immer hinterher

Zwar hat sich die Corona-Lage inzwischen entspannt, doch hinken einige Gesundheitsämter noch immer mit den Untersuchungen hinterher. Deswegen priorisieren manche Ämter und untersuchen in erster Linie die Kinder, bei denen Defizite offenkundig sind oder deren Eltern das ausdrücklich wünschen, wie der NLGA-Sprecher sagte.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 05.08.2022 | 12:00 Uhr

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