Corona-Lockdown: Sportvereinen laufen die Mitglieder davon
Egal ob Turnen, Fußball oder Judo - Breitensport im Verein ist wegen des Corona-Lockdowns schon seit November nicht mehr möglich. Viele Sportvereine in Niedersachsen leiden unter Mitgliederschwund.
Nach Angaben des Landessportbundes (LSB) wirken sich die Folgen der Corona-Pandemie in den einzelnen Vereinen sehr unterschiedlich aus. Das Gesamtergebnis sei zwar nicht so schlimm wie befürchtet, in einigen Bereichen sei die Situation aber verheerend. Vor allem die größten Vereine müssten zum Teil tiefe Einschnitte verkraften, sagte der LSB-Vorsitzende Reinhard Rawe.
20 Prozent Mitgliederverlust bei einigen Vereinen
"Wir haben bei den Vereinen über 1.500 Mitglieder einen zum Teil erheblichen zweistelligen Mitgliederverlust", sagte Rawe. Einige Vereine hätten mehr als 20 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Im Gegensatz zum ländlichen Raum sind vor allem Vereine in den großen Städten betroffen, wo der Verein mehr als Dienstleister denn als sportliches Zuhause wahrgenommen wird.
Großes finanzielles Loch beim Osnabrücker SC
Am deutlichsten ist der Rückgang in der Stadt Osnabrück zu spüren: Mit 7,4 Prozent liegt er dort deutlich über dem Landesdurchschnitt. Der größte Sportverein der Stadt, der Osnabrücker SC, hatte noch vor einem Jahr rund 8.000 Mitglieder. Doch inzwischen liege die Zahl weit unter 7.000, sagte Geschäftsführer Hendrik Witte. Er schätzt, dass es bis zum 1. April nur noch 6.400 Mitglieder sein könnten. Das reiße ein sechsstelliges Loch in die Kasse.
LSB verspricht ein Sonderprogramm
Im Verbund mit den 23 größten Sportvereinen in Niedersachsen fordert der Osnabrücker SC vom LSB ein größeres Problembewusstsein, wirtschaftliche Hilfe und eine Öffnungsperspektive. Der LSB wolle reagieren, versprach der Vorsitzende Rawe: In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und anderen Landesverbänden für Großvereine sei der LSB aktuell dabei, ein Sonderprogramm aufzulegen. "Die Großvereine können sich darauf verlassen, dass wir alles tun werden, um ihren speziellen Problemen auch zu begegnen", sagte Rawe.
Kinder lernen nicht schwimmen
Neben dem finanziellen Schaden gibt es darüber hinaus noch weitere Probleme, die sich vor allem im Kinder und Jugendbereich zeigen. So lernen viele Kinder zurzeit nicht schwimmen. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bad Nenndorf sprach Ende vergangenen Jahres von einer "dramatischen Entwicklung". Corona verschärfe den ohnehin schon negativen Trend, dass viele Kinder zum Ende der Grundschulzeit nicht richtig schwimmen könnten. Laut einer DLRG-Studie aus dem Jahr 2017 traf das auf 60 Prozent der Jungen und Mädchen zu. Auch haben Kinder- und Jugendärzte in Niedersachsen bereits häufiger Übergewicht bei ihren jungen Patienten beobachtet.
