Ein Schwein streckt die Schnauze aus einem Tiertransport-Anhänger. © Lars Klemmer/dpa Foto: Lars Klemmer/dpa

8.000 Tiere pro Woche schlachtreif - die Schlachthöfe zögern

Stand: 29.07.2022 20:22 Uhr

Nach der Schlachtung der ersten 1.800 Schweine aus der Schweinepest-Sperrzone im Landkreis Emsland fürchten die dortigen Landwirte weiter um ihre Existenz. Wie es für sie weitergeht, ist unklar.

Die Tiere waren mit einer Sondererlaubnis am Freitag im niederrheinischen Geldern (Nordrhein-Westfalen) geschlachtet worden. Die Branche spricht nach Informationen des NDR in Niedersachsen von einem "Testtransport" und fordert weitere Betriebe dazu auf, Schweine aus dem Seuchengebiet zu schlachten - andernfalls drohe für die rund 300 betroffenen Schweinehalter weiterhin Stillstand.

Schlachthof im Emsland hat keine freien Kapazitäten

Für Lambert Hurink vom Landvolk Emsland ist die Lage wegen des Schweinestaus in der Region "weiter angespannt". Dass ein Schlachthof in Nordrhein-Westfalen Tiere aus Emsbüren schlachtet, zeige, wie groß die Bedenken der Schlachtbranche seien. Niedersachsens größter Schweineschlachthof in Sögel im Emsland habe dafür keine freien Kapazitäten, so Hurink. Schlachtunternehmen fürchteten zudem, dass ihre Exportgenehmigungen bei Schlachtung von Tieren aus der Sperrzone ihre Gültigkeit verlieren könnten. Schweine aus dem Seuchengebiet müssen separat geschlachtet, die Anlage vorher und nachher speziell gereinigt werden.

Landwirte stark unter Druck

"Wir müssen in den nächsten Wochen ganz dringend weitere Schlachtunternehmen gewinnen, damit die überzähligen Tiere dort nach und nach vermarktet werden können", sagte Hurink dem NDR. Der Druck bei den Landwirten sei mittlerweile so groß, dass bei Telefonaten sogar Tränen flössen, so Hurink. Im Sperrbezirk sind jede Woche rund 8.000 Schweine schlachtreif. Es gebe noch keine Schlachttermine für die kommende Woche, erklärte ein regionaler Vermarkter dem NDR in Niedersachsen.

Müssen Landwirte für den Transport sogar zahlen?

Die Schweinehaltenden im Sperrbezirk um den Hof in Emsbüren, auf dem Anfang Juli die Afrikanische Schweinepest (ASP) ausgebrochen war, befürchten ein Verlustgeschäft. Zwar entschädige die Tierseuchenkasse die Betriebe, deren Bestand gekeult werden musste. Aber ob die Schweine, die beim ersten "Testtransport" dabei waren, Geld bringen, sei weiterhin unklar. Es könne sogar sein, dass die Landwirte 4,50 Euro pro Tier für den Transport zahlen müssen, sagte Heinrich Dierkes von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands in Damme (Landkreis Vechta) dem NDR.

Schweinehalter fordern "Nothilfen"

Die Interessengemeinschaft fordert deshalb Hilfe von der Politik. Man könne nicht "einen Wirtschaftszweig regional komplett lahmlegen", ohne dann dafür die Verantwortung zu übernehmen. "Wir brauchen Maßnahmen, die den Betrieben helfen, Nothilfen", fordert Dierkes. Das Landvolk Emsland schätzt den Schaden in der Region auf mehr als 20 Millionen Euro.

Bis Mitte Oktober müssen 100.000 Schweine geschlachtet werden

Von der Sperrzone sind in den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim Halter mit rund 200.000 Schweinen betroffen, die nur mit Ausnahmegenehmigung transportiert werden dürfen. Die Einschränkungen gelten nach Vorgaben der EU-Kommission bis 14. Oktober. Bis dahin müsse für rund 100.000 Tiere eine separate Schlachtung organisiert werden, da sie nicht mit Tieren außerhalb der Zone geschlachtet und verarbeitet werden dürfen, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung aus dem Landwirtschaftsministerium.

Weitere Informationen
Halbierte Schweine hängen in einem Schlachthof an den Haken. © dpa-Bildfunk Foto: Mohssen Assanimoghaddam

Nach ASP-Ausbruch: Erste Schweine werden geschlachtet

Die Tiere stammen aus der Sperrzone im Kreis Emsland. Die Schlachtung der 1.800 Schweine erfolgt in Nordrhein-Westfalen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 29.07.2022 | 15:00 Uhr

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