Stand: 26.01.2016 11:13 Uhr

Chat zu Bluthochdruck, Colitis und COPD

Katrin: Mein Kind ist 14 Jahre alt. Seit dem zwölften Lebensjahr ist sie schwere Epileptikerin. Seither ist sie immer krank oder hat Magenprobleme, Übelkeit oder Kopfschmerzen, sodass ich sie immer wieder von der Schule aus dem Unterricht holen muss. Sie muss starke Medikamente nehmen, wie zum Beispiel täglich Zebinix 800 mg und Orfiril 3 x 300 mg, 1 x 150 mg. Stimmt es, dass Hanföl gut ist für ihr Gehirn? Abgesehen von ihrer Übelkeit, Müdigkeit und Gedächtnislücken hat sie auch noch Anfälle, die sie selbst von Weitem bemerkt. Wie kann ich ihre Situation mit gutem Essen verbessern? Für das Kind ist diese Situation furchtbar.

Riedl: Die ketogene Ernährung mit viel Fett und Eiweiß hat sich bei Kindern mit Epilepsie als wirksam erwiesen. Aber das gehört unbedingt in die Hand von Ernährungsmedizinern und Diätassistinnen.

Nini63: Ich habe Migräne und Übergewicht.

Riedl: Beides ist durch Ernährungsumstellung durchaus zu bessern.

alex: Wieso war bei dem Jungen die Fettmenge reduziert (weit oben auf der Pyramide), wobei doch bei den meisten anderen Patienten viel Wert auf viel (gutes) Fett gelegt wurde?

Riedl: Die Ernährungsempfehlungen sind immer individuell. Wenn die Aufnahme von schlechten Fetten zu hoch ist, muss diese reduziert werden.

Linda: Wie kann ich mich bei meiner Colitis mit Antikörpertherapie richtig ernähren und dabei abnehmen? Ohne Fleisch, nur Fisch.

Riedl: Unverträgliche Lebensmittel austesten und vermeiden. Mehrere kleine Mahlzeiten essen (sechs bis sieben). Kaffee, Alkohol, hart gekochte Eier, Nüsse, Süßigkeiten, frittierte und fette Speisen meiden - siehe die Therapie-Empfehlungen. Die Erkrankung ist aber so komplex, dass ich eine Fachberatung empfehle.

Bluthochdruckfrage: Vielen Dank für das anschauliche "Pastamodell" von gesunden beziehungsweise beanspruchten Arterien in der Sendung. Wie sehr können bereits angegriffene Arterien mit Ernährungs- und Lebensumstellung "wiederhergestellt" werden? Oder geht es dann hauptsächlich um eine Erhaltung des Status quo? Kann eine spröde Arterie wieder elastisch und glatt werden?

Riedl: Die Auflagerungen in den Arterien können durch Verbesserung der Ernährung stabilisiert werden, sodass die Wahrscheinlichkeit von Verstopfungen sinkt. Wichtig dabei ist auch regelmäßiger Sport.

ActionAndy: Welche Nahrungsmittel geben dem Körper viel Energie über den Tag, um nicht zu schnell müde zu werden?

Riedl: Die meisten Menschen fühlen sich mit einem Mix aus Gemüse und ein wenig Eiweiß am wohlsten. Leistungssportler brauchen auch Brot, Kartoffeln et cetera, aber das ist sehr individuell.

Emmie: Durch meinen Morbus Crohn habe ich extrem schlechte Eisenwerte und eine starke Anämie; darüber hinaus starken Eiweißmangel. Behindert die Aufnahme von vielen Milchprodukten nicht die Resorption von Eisen? Wie bekommt man alles unter einen Hut, zumal ich auch untergewichtig bin und viel und oft essen muss.

Riedl: Keine Angst vor Milchprodukten bei der Eisenaufnahme. Aber bei Untergewicht muss unbedingt eine Ernährungsanalyse erfolgen. Ihre Probleme sind sehr individuell und können auch nur mit individuellen Lösungen behandelt werden.

anna: Im Film wurde gesagt, dass Knoblauch nicht gut ist bei einer Colitis ulcerosa. Aber ich hatte mal gelesen, dass Knoblauch entzündungshemmend ist. Auch in dem Auflaufgericht bei Ihren Colitis-Rezepten ist Knoblauch Bestandteil. Ist Knoblauch nun gut oder schlecht im Schub?

Riedl: Im Schub würde ich Knoblauch weglassen.

Mike: Wie schaffe ich eine Ernährungsumstellung bei einer Sechsjährigen mit der Diagnose Colitis ulcerosa?

Riedl: Das geht am besten im engen Kontakt mit einer in diesen Dingen erfahrenen Diätassistentin oder Ökotrophologin.

Sandra: Wie viel Eiweiß am Tag (Quark) für den Muskelerhalt und -aufbau ist gesund?

Riedl: Der Körper braucht ein Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht am Tag - verteilt auf drei Mahlzeiten. Meistens sind es also 20 bis 25 Gramm pro Mahlzeit, entsprechend also 125 Gramm Fleisch oder zwei bis drei Eier oder 250 Quark. Nüsse enthalten 20 bis 30 Prozent Eiweiß. Näheres ist hier bei den Empfehlungen für COPD/Untergewicht nachzulesen oder in unserem Buch zur Sendung, das im März erscheint.

Silke: Wie baue ich meinen Darm nach Antibiotika auf?

Riedl: Hier können Probiotika versucht werden. Man findet sie in Milchprodukten - auch als Zusatz - und bekommt sie in der Apotheke.

Hansa-Horst: Ich esse gerne Naturjoghurt und Quark, mag es aber ein bisschen süßer, deshalb süße ich mit Honig. Ist das besser als Zucker, oder sollte ich auch den weglassen?

Riedl: Honig ist ein Gemisch aus Fruchtzucker und Zucker. Er ist leider nicht besser. Man kann mehr Geschmack in den Quark bekommen durch echte Früchte oder ein bisschen Sahne. Das spart Zucker.

Nini63: Kann man das Quarkfrühstück zweimal am Tag essen?

Riedl: Ist ein bisschen einseitig, kann man aber mal machen. Es fehlt das Gemüse.

colon71: Habe COPD mit Lungenemphysem, leichten Bluthochdruck und noch 13 Kilo Übergewicht. Esse bereits fast nur körniges und dunkles Brot, viel Gemüse, wahrscheinlich noch zu viel Fleisch. Esse grundsätzlich nur, bis ich satt bin, habe dadurch in vier Monaten sieben Kilo abgenommen mit zusätzlichem Sport neben Lungensport. Was muss ich bei der Ernährung beachten? Habe den Eindruck, da schließt sich manches aus, weil es beispielsweise für COPD gut ist, aber nicht für Bluthochdruck?

Riedl: Blutdruck und COPD profitieren von der Gewichtsabnahme und vom Sport. Ebenso von einer salzarmen Ernährung, etwa dem Weglassen von Salami und geräuchertem Schinken. Das ist der gemeinsame Nenner der beiden Erkrankungen.

Dagmar 5555: Mir fällt auf, dass oft die Eiweißmenge zu gering sei. Milchprodukte haben zwar tierische Eiweiße, damit aber auch tierische Fette, die sparsam verwendet werden sollten. Dann kann man aber täglich einen Naturjoghurt essen fürs Eiweiß, wenn man kaum Fleisch essen mag?

Riedl: Zum Decken des alltäglichen Eiweißbedarfs sind Milchprodukte ideal für den, der kein Fleisch oder Fisch mag. Aber auch Hülsenfrüchte, Nüsse und Eier eignen sich.

alex: Ich habe verstanden, dass hohes Gewicht bei Kindern im Erwachsenenalter nicht mehr umkehrbar ist. Ist dann Hopfen und Malz verloren? Ich hatte leichtes Übergewicht im Teenageralter (fünf bis zehn Kilo). Jetzt wiege ich 97 Kilo bei 1,60 Meter.

Riedl: Nein, Hopfen und Malz ist nicht verloren. Es wird nur immer schwieriger. Bei Ihnen würde ich dringend raten, dass Sie eine Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin aufsuchen. Dort arbeiten Ernährungsmediziner und Fachberater Hand in Hand. Diese werden Ihnen ein individuelles Konzept erarbeiten. Das ist Ihre Chance.

Alsterschwan: Kann die Ernährungsempfehlung für COPD auch bei Asthma helfen?

Riedl: Ja, sie gilt auch zum Teil für Asthma.

marie: Aber man soll doch nicht so viele Eier essen, oder? Cholesterin!

Riedl: Das Ei-Verbot wegen Cholesterin wurde aufgehoben.

Sarah: Zu Linda: Wann sind die sonst immer empfohlenen Nüsse und Eier ungesund?

Riedl: Man sollte Eier nicht in Massen essen. Nüsse machen gut satt, man kann sie insofern fast unbegrenzt essen. Ballaststoffe, gute Öle und Eiweiß machen sie zu einem der gesündesten Nahrungsmittel. Sie senken sogar die Cholesterinwerte, besonders Mandeln und Walnüsse.

Johann: Könnten Sie sich vorstellen, dass Nahrungsunverträglichkeiten eine Begünstigung für eine Entstehung von Colitis ulcerosa darstellen könnten? Können durch eine Colitis ulcerosa auch neue Nahrungsunverträglichkeiten entstehen?

Riedl: Beides bedingt sich, der Darm ist im akuten Entzündungszustand viel sensibler und verträgt dann Nahrungsmittel, die er sonst vertragen hätte, nicht mehr.

Dagmar 5555: Wie bekommt man die Gier nach Süßigkeiten aus dem Kopf? Habe eine Insulinresistenz.

Riedl: Gier nach Süßigkeiten ist ein Verhaltenssucht, die man sich abgewöhnen kann. Man muss sich über die Motive klar werden: Esse ich, weil ich traurig bin, gestresst bin oder Langeweile habe? Oder bin ich durch meine davorliegende Hauptmahlzeit nicht satt geworden? Dann war eventuell der Eiweißgehalt zu niedrig. Bitte auch immer ausreichend Wasser trinken. Das fördert die Sättigung. Wenn das alles nichts hilft, ist ein Besuch in einer Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin angezeigt.

Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 12.01.2020 | 13:45 Uhr

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