Pilzinfektion der Kopfhaut © Universtitätsklinikum Erlangen

Ringelflechte: Wie gefährlich sind Hautpilze am Kopf?

Stand: 16.09.2024 17:11 Uhr | vom Bayerischer Rundfunk-Logo

Die Ringelflechte der Kopfhaut, auch Tinea capitis genannt, ist eine Pilzinfektion. Bleiben die roten, runden Hautflecke unbehandelt, drohen Kahlstellen. Infizieren kann man sich auch beim Friseur.

von Bernd Thomas

Die Infektionskrankheit Ringelflechte wird ausgelöst durch Pilze, die so genannten Dermatophyten. Neben Hefe- und Schimmelpilzen können auch Dermatophyten bei Menschen zu Erkrankungen führen. Dermatophyten besiedeln die Haut, Haare und Nägel, denn sie ernähren sich von den darin enthaltenen strukturgebenden Faserproteinen, den Keratinen.  

Hautpilzinfektionen: Tinea corporis bis capitis

Pilzinfektionen der Haut können am ganzen Körper auftreten, unterscheiden sich aber von anderen Hauterkrankungen wie zum Beispiel der Röschenflechte, die nicht durch Pilze, sondern wahrscheinlich durch Viren ausgelöst wird.   

Bei der Körperringelflechte oder Tinea corporis sind Rumpf, Arme und Beine betroffen. Besonders weit verbreitet sind die Tinea pedis, die Infektion der Füße, Zehenzwischenräume oder Fußsohlen und auch die Infektion der Nägel, medizinisch Onychomykose oder Tinea unguium. Aber auch die Leistengegend und der Bart können befallen werden. Die Infektion der Kopfhaut wird als Tinea capitis bezeichnet. Sie ist ansteckend und kann zu bleibenden Kahlstellen führen.          

Kopfpilz: Runde, oft haarlose Flecken am Kopf  

Ursache der ansteckenden Pilzinfektion der Kopfhaut können unterschiedliche Erreger sein. Für Schlagzeilen sorgt in jüngerer Zeit Trichophyton tonsurans, der sich aufgrund ungenügender Hygiene auch durch Barbershops verbreitet. Es bilden sich kreisförmige, rote, schuppige und stark juckende Areale, die sich zusätzlich bakteriell infizieren können. Manchmal brechen Haare ab oder gehen sogar ganz aus. 

Tinea capitis durch "Ringerpilz" auf dem Vormarsch 

Trichophyton tonsurans, landläufig auch "Ringerpilz"“ genannt, ist in den USA, anderen angelsächsischen und auch arabischen Ländern schon seit einigen Jahrzehnten verbreitet. Durch Kontaktsportarten wie Ringen und Judo kam er auch immer wieder nach Europa. Vereinzelte kleine Ausbrüche konnten bisher schnell eingedämmt werden. Werden Infektionswege nicht rasch erkannt und unterbrochen, breiten sich Erreger vor allem in größeren Städten und Ballungsräumen weiter aus. 

Kopfpilzinfektionen nehmen zu 

Da Infektionen mit Kopfpilz nicht systematisch erfasst werden, gibt es keine zuverlässigen Zahlen, erklärt Dr. Andreas Maronna von der Universität Erlangen. Er beobachtet allerdings eine Zunahme, auch wenn die Fallzahlen gerade wieder niedriger sind. Auch im Großraum München haben sich Kopfpilzinfektionen in den letzten Jahren mehr als verzehnfacht, bestätigt Dr. Martin Köberle. Er forscht zu Pilzerkrankungen an der TU München und vermutet, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen.  

Der Trend zu Besuchen in Barbershops ist ungebrochen. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede in der Ausbildung von Friseuren und Barbieren, die sich eigentlich nur um Bärte kümmern dürfen. Aufgrund von Ausnahmeregelungen werden in vielen Barbershops aber auch trendige Frisuren, wie Undercuts angeboten. Manchmal werden allerdings verbindliche Hygienevorschriften nicht eingehalten. Ein weiterer Faktor ist die Corona-Pandemie. Denn die Zahl der Arztbesuche und damit auch die notwendiger Behandlungen gingen während der Pandemie zurück.

Risikofaktoren für Ringelflechte und Kopfpilzinfektion

Ist die Haut gesund, ist das Risiko einer Pilzinfektion gering. Aber schon kleinste Mikroverletzungen der Hautoberfläche ermöglichen ein Eindringen der Erreger, wie zum Beispiel bei intensivem Körperkontakt im Kampfsport oder beim Haareschneiden und Rasieren. Gerade bei der Verwendung von Haartrimmern oder Rasiermessern kann es leicht zu solchen Mikroverletzungen kommen. Sind die Trimmer und Klingen nicht vorschriftsmäßig desinfiziert, können Pilzsporen weitergegeben werden. Oft entsteht durch Schweiß ein feuchtes, ungenügend belüftetes Umgebungsklima der Haut, was das Wachstum begünstigt. Ein weiterer Risikofaktor bei Kindern und vor allem älteren oder vorerkrankten Menschen ist ein geschwächtes Immunsystem.  

Erreger können auf Sportmatten, Haar- und Barttrimmern oder Scheren, Kopfstützen, Kleidung, Bettwäsche und Handtüchern einige Wochen bis Monate überleben, wenn diese nicht regelmäßig und gründlich gereinigt werden. Auch der intensive Kontakt zwischen Mensch und Tier kann riskant sein. 

Kinder: Infektionen durch Haus- oder streunende Tiere 

Tiere können ebenfalls Träger von Erregern sein, die auch bei Menschen Infektionen verursachen. Im Fell und auf der Haut vieler Meerschweinchen lebt zum Beispiel der Dermatophyt Trichophyton benhamiae, oft ohne, dass die Meerschweinchen selbst daran erkranken. Kinder können sich beim Kuscheln aber leicht anstecken und so Kopfpilz bekommen.   

Ähnlich ist das bei Microsporum canis. Der Erreger lebt, wie der lateinische Name sagt, auf Hunden, aber vor allem auch auf Katzen, die zu Überträgern werden. Gerade nach einem Urlaub im Ausland oder auf dem Bauernhof entwickeln immer wieder vor allem Kinder typische Symptome.  

Tinea capitis: Ohne Behandlung drohen Langzeitfolgen  

Bei juckenden, meist runden und schuppenden Hautarealen, die sich im Laufe einiger Tage oder Wochen am Kopf oder Körper ausbilden, sollte jeder schnell zum Hautarzt gehen. Nur Ärztinnen und Ärzte können aufgrund ihrer Erfahrung, mithilfe des Mikroskops, PCR-Tests und manchmal auch länger dauernden Laboruntersuchungen, wie beispielsweise Zellkulturen, Pilzinfektionen sicher diagnostizieren oder ausschließen.  

Nur dann können weitere Ausbreitung, Komplikationen oder mögliche Spätfolgen verhindert werden. Eine zu späte behandelte Infektion mit Tichophyton tonsurans kann gerade bei Kindern zum Absterben der betroffenen Haarwurzeln und damit zu lebenslang kahlen Stellen am Kopf führen.  

Therapie bei Kopfpilz: Cremes, Tabletten, Shampoos 

Eine Hautpilzinfektion heilt oder verschwindet niemals von allein, sondern muss immer fachgerecht behandelt werden. Das geschieht bei einer Infektion der Kopfhaut immer mit einer Kombination aus äußerer und innerer Therapie, also mit Salben und Tabletten. Auch spezielle Shampoos kommen dabei zum Einsatz. Die Therapie insgesamt kann leicht mehrere Wochen bis Monate dauern, muss konsequent durchgeführt und der Erfolg und Fortschritt regelmäßig kontrolliert werden. Nur so lassen sich die lästigen Dermatophyten vollständig beseitigen und die Erkrankung heilen. Außerdem sollten Angehörige oder nahestehende Personen ebenfalls auf mögliche Infektionen untersucht werden. 

Ringelflechten: Hausmittel heilen nicht 

Mit Hausmitteln, wie zum Beispiel ätherischen Ölen, Joghurt oder Apfelessig, ist keine Heilung möglich. Sie können allenfalls helfen, die Therapie zu unterstützen oder einzelne Symptome zu lindern, wie zum Beispiel den Juckreiz. Allerdings sollte ihr Einsatz mit Ärztin oder Arzt besprochen werden, damit sie die Wirkungen der eigentlichen Behandlung nicht behindern.    

Tinea capitis: Ansteckung und Infektionen vorbeugen   

Je nach Therapie und Erreger sind nach mehreren Tagen oder Wochen die meisten Hautpilzinfektionen nicht mehr ansteckend. Um weitere oder wiederholte Ansteckungen mit Hautpilzen zu vermeiden, lohnt es sich, einige Verhaltensregeln zu beachten:  

  • Engen Kontakt zu infizierten Menschen oder Tieren vermeiden.
  • Nach dem Kontakt mit Haustieren Hände waschen.
  • Handtücher, Bettwäsche oder Kleidung nur einzeln nutzen und regelmäßig waschen.
  • Luftdurchlässige, nicht zu enge Kleidung tragen.
  • Übermäßiges Schwitzen und Feuchtigkeit auf der Haut vermeiden.
  • In öffentlichen Duschen und Schwimmbädern Badeschuhe tragen.
  • Nach dem Waschen und Duschen besonders zwischen den Zehen und in Hautfalten gut abtrocknen. 

Experten 

Dr. med. Andreas Maronna
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen 

Dr. rer. nat. Martin Köberle
Dermatoinfektiologie, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, TU München    

 

Dieses Thema im Programm:

BR Fernsehen | Gesundheit! | 17.09.2024 | 19:00 Uhr

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