Ein Mann bekommt eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus in seinen linken Oberarm gespritzt. © picture alliance/dpa Foto: Timm Schamberger

Covid-19: Wie groß ist die Gefahr für Geimpfte?

Stand: 13.09.2021 18:00 Uhr

Kaum einer der Geimpften erkrankt schwer an Covid-19 und muss ins Krankenhaus oder auf die Intensivstation. Wie gut wirken die Impfungen gegen die Delta-Variante? Wie viele schwere Verläufe gibt es unter den Geimpften?

In den Krankenhäusern und auch auf den Intensivstationen wird es in ganz Deutschland seit Juli wieder voller. Es gibt wieder mehr Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind. 98 Prozent von ihnen haben eins gemein: Sie sind nicht geimpft.

Seit Jahresbeginn haben sich laut Robert Koch-Institut 1.074.281 ungeimpfte Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert: 107.067 mussten bis zum 8. September 2021 ins Krankenhaus, 10.899 auf einer Intensivstation behandelt werden, 22.243 Menschen sind gestorben.

Dagegen sehen die Zahlen bei den Geimpften anders aus: 30.880 haben sich infiziert, 1.762 mussten ins Krankenhaus, 172 auf die Intensivstation. Gestorben sind 449, die meisten davon waren über 80 Jahre und hatten mindestens eine Vorerkrankung. Das heißt: Obwohl deutlich mehr als die Hälfte der Deutschen geimpft ist, machen sie nur knapp zwei Prozent der Patientinnen und Patienten auf den Corona-Stationen in den Krankenhäusern aus.

Kaum Geimpfte auf den Intensivstationen

Wie vergleichsweise wenig Geimpfte schwer an Covid-19 erkrankten, zeigt, wie vermeidbar überfüllte Intensivstationen sind. Und: wie gut die Impfungen wirken, selbst jetzt gegen die deutlich ansteckendere Delta-Variante. Forscher gehen davon aus, dass dies auch für weitere Mutationen gilt. Denn nach zwei Impfungen hat der Körper gegen das - im Verhältnis - riesige Spikeprotein von SARS-CoV-2 Antikörper gebildet. Anhand dieses Proteins erkennt das Immunsystem Geimpfter die SARS-CoV-2-Viren. Bisher treten Mutationen auf diesem Protein immer nur an wenigen Stellen auf und weil das Immunsystem Geimpfter den Rest des Proteins kennt, kann es das Virus trotzdem identifizieren und bekämpfen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt nun auch Frauen ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel und Stillenden, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen.

Wer allerdings nicht geimpft ist, ist sehr gefährdet, in den kommenden Monaten zu erkranken. Für Pflegende, Ärzte und Ärztinnen ist der erneute Anstieg eine Herausforderung. Denn die Pflege von Covid-19-Patienten und Patientinnen ist aufwendig, Menschen mit anderen Erkrankungen bekommen unter Umständen auf den Intensivstationen keinen Platz mehr oder Behandlungen müssen verschoben werden.

Wer sollte eine dritte Impfung bekommen?

Wie lange der Impfschutz durch zwei Impfungen anhält ist noch nicht klar. Die Diskussion, ob eine Dritte Impfung notwendig wird, läuft deshalb auf Hochtouren. Expertinnen und Experten raten dazu, Menschen mit einer schwachen Immunantwort, also Immunsupprimierte und organtransplantierte Menschen zu boostern. Bei Menschen ab 80 Jahren ist die Lage nicht so eindeutig. Trotzdem wird auch hier zur dritten Impfung geraten, denn diese Personengruppe hat die ersten beiden Dosen häufig in kurzem Abstand bekommen. Es hat sich gezeigt, dass die Impfungen dann nicht so gut wirken.

Corona-Infektion bei Kindern

Zum Glück verlaufen die meisten Infektionen bei Kinder harmlos. Aber Forscher und Forscherinnen wissen nicht, wie sich eine Corona-Infektion auf das Immunsystem von Kindern langfristig auswirkt. Bei Erwachsenen gibt es bereits mehr Erkenntnisse zu Long Covid oder Autoimmunreaktionen. Während 12- bis 17-Jährigen bereits seit einigen Wochen geimpft werden, prüfen die Impfhersteller derzeit auch eine Impfung für unter zwölf Jahre alte Kinder. Vermutlich wird noch im September oder Oktober eine Zulassung für Impfstoffe für diese Altersgruppe gestellt. Das Schwierigste bei einem Impfstoff für Kinder ist, die richtige Dosis zu finden. Allerdings gibt es schon erste Erfahrungen aus anderen Ländern, zum Beispiel den USA.

So lange noch nicht alle Kinder bei uns geimpft werden können, gilt es, sie zu schützen. Durch Abstand und Hygiene vor allem in der Schule. Und durch möglichst viele geimpfte Erwachsene. Denn jeder Geimpfte, trägt dazu bei das Virus zu stoppen. Und so für alle möglichst schnell wieder Normalität zu ermöglichen.

 

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