Adipositas: Ein Diabetes-Medikament lässt Pfunde purzeln
Rund ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland ist krankhaft übergewichtig (Body-Mass-Index über 30). Der Wirkstoff Semaglutid, der per Spritze verabreicht wird, macht Adipositas-Betroffenen nun Hoffnung.
Das Medikament Semaglutid, ursprünglich für Diabetiker entwickelt, sorgt auch bei Nicht-Diabetikern für Gewichtsverlust. Mediziner sprechen bereits von einem Riesenschritt - einem sogenannten Game Changer. Allerdings sind die Nebenwirkungen von Semaglutid nicht unerheblich und die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Therapie zurzeit noch nicht. Derzeit befindet sich der das Medikament in der Zulassung - für die Therapie gegen Fettleibigkeit.
Medikament Semaglutid sorgt für Sättigungsgefühl
Das Diabetikum Semaglutid gehört zu den Glucagon-like Peptide-1-Agonisten (GLP-1-Agonisten). Das Medikament senkt den Blutzuckerspiegel, reduziert das Herz-Kreislauf-Risiko sowie das Risiko von Nervenschäden. Der Wirkstoff ahmt einen körpereigenen Botenstoff, das Hormon GLP-1, nach. Dieser kommt normalerweise aus dem Magen-Darm-Trakt und meldet dem Gehirn Sättigung. Außerdem verlangsamt er die Magenentleerung.
Eine aktuelle Studie zu Semaglutid hat gezeigt: Auch Übergewichtige ohne Diabetes verlieren mit dem Medikament Gewicht - im Schnitt 15 Kilo in 68 Wochen. Allerdings erhielten die Probanden den Wirkstoff wöchentlich in fast doppelt so hoher Dosis wie Diabetiker (Diabetiker 1,4 mg, Übergewichtige 2,4 mg). Als Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Verstopfungen auftreten. Auch wenn diese Beschwerden mit der Zeit häufig zurückgehen, sind etwa 50 Prozent der Behandelten davon betroffen. Auch Gallensteine treten vermehrt auf.
Lebenslange Therapie - keine Kostenübernahme
Nach bisherigen Erkenntnissen muss Semaglutid ein Leben lang verabreicht werden. Erfahrungen zeigen, dass 50 Prozent der Betroffenen nach Absetzen des Medikaments wieder zunehmen. Die andere Hälfte schafft es, mit Bewegung und Ernährungsumstellung das Gewicht zu halten. Die Kosten für die Therapie - mehrere Hundert Euro im Monat - müssen selbst getragen werden.
Zudem fehlen bisher Langzeitdaten. Welche Nebenwirkungen auftreten, wenn Betroffene das Medikament Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte einnehmen, ist nicht bekannt. Und auch das regelmäßige Spritzen bedeutet eine Hürde. Allerdings stellt der Hersteller bereits Tabletten her. In den USA wurde orales Semaglutid schon zugelassen.
Psyche spielt bei Adipositas wichtige Rolle
Probleme mit Adipositas lassen sich in den meisten Fällen nicht "wegspritzen". So spielt zum Beispiel die Psyche bei dieser chronischen Erkrankung häufig eine wichtige Rolle. GLP-1-Agonisten könnten aber ein weiterer Baustein in der Adipostitastherapie sein - zum Beispiel für Personen, die aufgrund ihres Übergewichts an Gelenk- und Herz-Kreislauferkrankungen leiden und bereits vergeblich versucht haben, auf herkömmlichem Wege Gewicht zu verlieren.
