Scholz: Gipfel der Omikron-Welle wohl Ende Februar erreicht
Krisenstabs-Leiter Scholz geht davon aus, dass die Omikron-Welle in der nächsten oder übernächsten Woche ihren Gipfel in Niedersachsen erreicht. Stimmten die Prognosen, bleibe die Lage beherrschbar.
Den Berechnungen der Experten zufolge steige die Zahl der Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen in Niedersachsen bis zum Scheitelpunkt der Omikron-Welle auf bis zu 300 und die Hospitalisierungs-Inzidenz auf etwa 17 Patienten binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. "Beides sind Zahlen, die wir schon schlimmer hatten", sagte Heiger Scholz am Dienstag in der Pressekonferenz des Corona-Krisenstabs. Die Intensivbetten-Auslastung habe auch schon bei 400 Patientinnen und Patienten gelegen. "Wenn sich die Entwicklungen nicht anders darstellen, dann ist die Situation beherrschbar."
Mit neuer Verordnung womöglich erste Lockerungen
Zu möglichen Lockerungen der geltenden Corona-Regeln sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen: Wenn der Gipfel überwunden und es verantwortbar sei, "werden wir langsam in Lockerungen einsteigen". Der Stufenplan gebe einen ersten Eindruck, wie dies ablaufen wird. Schritt für Schritt würden dann Begegnungen wieder zugelassen. "Mit der neuen Verordnung werden wir hoffentlich langsam in ein schrittweises Lockerungs-Regime übergehen können." Die neue Verordnung soll kurz vor dem 23. Februar stehen - dann läuft die aktuelle aus. Auch die Inzidenz-Grenzwerte sollen dann an die Omikron-Lage angepasst werden.
Zunächst keine Änderung der 500-Zuschauer-Regel geplant
Lockerungen vor der nächsten Verordnung kann sich Pörksen eigenen Angaben zufolge nicht vorstellen - auch nicht bei der Grenze von 500 Personen bei Großveranstaltungen im Freien, wie etwa bei Fußballspielen. Andere Bundesländer lassen hier bis zu 50 Prozent der Höchstkapazität beziehungsweise maximal 10.000 Zuschauer zu. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) habe diesbezüglich mit Verantwortlichen der niedersächsischen Profivereine gesprochen und erklärt, dass angesichts der aktuellen Infektionszahlen keine Lockerungen möglich seien, sagte die Regierungssprecherin. Die niedersächsischen Fußball-Drittligisten Eintracht Braunschweig, SV Meppen sowie VfL Osnabrück wollen die niedersächsische Regelung in einem Normenkontroll-Eilverfahren beim zuständigen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg kippen.
Knapp 95 Prozent Impfquote in Pflegeeinrichtungen
Unterdessen sorgt die Ankündigung aus Bayern, die einrichtungsbezogene Impfpflicht für Pflegeheim- und Krankenhauspersonal auszusetzen, in Niedersachsen für Unverständnis. In Niedersachsen gehe man davon aus, die mit dem Gesetz verbundenen Schwierigkeiten bewältigen zu können, sagte die Regierungssprecherin. Zudem stünden bundesgesetzliche Regelungen nicht zur Diskussion und "ein Zickzackkurs ist das Wenigste, was wir brauchen". Nach wie vor gehe es bei dem Gesetz um den Schutz der Menschen. Krisenstabs-Leiter Scholz betonte, dass die Zahlen zur Impfquote beim Pflegepersonal in Niedersachsen schon jetzt "extrem gut" seien. Eine Abfrage der Landesregierung zum Impfstatus des Personals in Alten- und Pflegeheimen bei der Heimaufsichtsbehörde habe ergeben, dass lediglich 5,48 Prozent der Beschäftigten noch ungeimpft seien. Im November habe der Anteil noch bei 13,2 Prozent gelegen, so Scholz. Dies zeige, dass sich die Menschen dieser Berufsgruppe, ihrer Verpflichtung bewusst seien gegenüber den Menschen, die sie betreuen.
Steht Novavax erst im März zur Verfügung?
Das Land hofft, mit dem neuen Corona-Impfstoff von Novavax, der anders als die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna als Proteinimpfstoff auf einem bewährten Herstellungsverfahren beruht, noch einige Ungeimpfte mobilisieren zu können. Scholz kündigte an, dass der Bund den Impfstoff erst am Sonntag der letzten Februarwoche erwarte und er deshalb in Niedersachsen voraussichtlich erst in der ersten März-Woche zur Verfügung stehe. Das Land rechnet mit 140.000 Dosen. Auf der zentralen Warteliste des Landes haben sich laut Scholz knapp 6.000 Menschen für eine Impfung angemeldet. Darüber hinaus hätten etliche Gesundheitsämter im Land in Abstimmung mit den Pflegeheimen eigene Wartelisten für eine Impfung mit Novavax eingerichtet. Sollten die noch Ungeimpften zu zögerlich auf das neue Angebot reagieren, werde das Land die Impfkampagne auf Novavax ausdehnen, so Scholz.
Impfquote kommt kaum noch voran
Insgesamt will Niedersachsen bei der Impfkampagne nachjustieren. Unter anderem wird laut Pörksen überlegt, wie die Impfbereitschaft bei Menschen mit Migrationshintergrund gesteigert werden kann. Auch wie man die Kampagne verstärkt auf die aktuelle Situation fokussieren kann, werde überlegt. Sie räumte ein, dass derzeit die Sprünge nach oben bei der Impfquote nicht so groß seien. Laut Scholz lag der Zuwachs an Erstimpfungen in der vergangenen Woche in Niedersachsen bei 0,2 Prozent - insgesamt haben damit 77,8 Prozent der Niedersachsen mindestens eine Corona-Impfung erhalten. Geplant sei, dass mobile Impfteams verstärkt aufsuchende Impfangebote machen, so Scholz. Er mahnte an, dass 80 Prozent der Corona-Intensivpatienten ungeimpft sind, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung lediglich bei 20 Prozent liegt.
