AfD-Einstufung: Niedersachsens Politik bezieht Stellung

Stand: 02.05.2025 20:58 Uhr

Die AfD ist laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz "gesichert rechtsextremistisch". In Niedersachsen reagiert nun die Politik auf die aktuelle Entwicklung - auch der Landesverband der AfD selbst.

von Annette Deutskens

Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagt, die AfD sei in der Vergangenheit immer wieder durch menschenverachtende Äußerungen aufgefallen. Die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextremistische Partei durch den Verfassungsschutz sei "von kaum zu unterschätzender Tragweite". Tatsächlich hat die verschärfte Einstufung auch in Niedersachsen zahlreiche Reaktionen hervorgerufen. Für die niedersächsische CDU etwa kommt die Einschätzung der Verfassungsschützer nicht überraschend. Sie "bestätigt unsere tägliche Wahrnehmung dieser Partei und vieler ihrer Funktions- und Mandatsträger", so CDU-Landtagsfraktionschef Sebastian Lechner.

AfD in Niedersachsen sieht sich als "demokratische Kraft"

Die AfD in Niedersachsen sieht sich dagegen in der Opferrolle. Und spricht von einem politischen Verfahren. Im Interview mit dem NDR sagte Stephan Bothe, innenpolitischer Sprecher der AfD im Landtag: "Ich bin mir sicher, dass unsere Partei nicht rechtsextrem ist, vielmehr stehen wir mit beiden Beinen auf dem Grundgesetz und sind eine demokratische Kraft in diesem Land." Die mehr als 1.000 Seiten umfassende Analyse des Bundesamtes für Verfassungsschutz kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis, die Partei missachte unter anderem die Menschenwürde.

Videos
Viele Tischreihen mit AfD-Schildern. © Screenshot
2 Min

Verfassungsschutz stuft AfD als rechtsextremistisch ein

Als Olaf Scholz die Bühne beim Kirchentag betritt, ist die Einstufung der AfD erst wenige Stunden alt. Was ändert sich jetzt? 2 Min

Grüne plädieren für Verbotsverfahren

Für die Grünen in Niedersachsen hat sich "der bisherige Verdacht, die AfD verfolge demokratiezersetzende Bestrebungen, bestätigt". Michael Lühmann, innenpolitischer Sprecher, nannte die Entscheidung des Bundesamtes für Verfassungsschutz "konsequent und richtig". "Dass die AfD verfassungsfeindlich agiert, haben wir Grüne schon lange so gesehen und eine Hochstufung vom bloßen Verdachtsfall vorhergesagt." Jetzt müsse zügig ein Verbotsverfahren gegen die AfD angestrebt werden.

CDU vergleichsweise zurückhaltend

Die CDU äußerte sich in dieser Hinsicht zurückhaltender. Ein Verbotsverfahren solle nur dann gestartet werden, wenn es wirklich gesicherte Erfolgsaussichten gebe. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich bereits ähnlich vorsichtig geäußert, Innenministerin Behrens ist der Ansicht, dass die neue Bundesregierung "intensiv prüfen" müsse, welche juristischen Konsequenzen sich aus dem neuen Gutachten für ein mögliches Verbotsverfahren ableiten ließen.

Parteilogo der AfD © Carsten Koall/dpa Foto: Carsten Koall
AUDIO: Diskussion über mögliches AfD-Verbotsverfahren wieder entfacht (5 Min)

Gewerkschaft der Polizei: "Alarmierende Warnung"

Auch Verbände und Gewerkschaften haben am Freitag auf die Einstufung der Bundes-AfD als gesichert rechtsextremistisch reagiert. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht von einer "alarmierenden Warnung vor einem dramatischen Erstarken rechtsextremistischer Positionen". "Die AfD steht in fundamentaler Gegnerschaft zu den Grundwerten unserer Verfassung", erklärt Kevin Komolka, GdP-Landesvorsitzender. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) wiederum spricht von einer Zäsur. Was viele längst beobachtet hätten, sei jetzt offiziell bestätigt: Die AfD sei keine Partei am Rand des demokratischen Spektrums, hieß es am Freitag. Sie stehe außerhalb davon.

AfD auf Landesebene weiter als Verdachtsobjekt eingestuft

In Niedersachsen, also auf Landesebene, wird die AfD vom Verfassungsschutz weiterhin als Verdachtsobjekt eingestuft. Vereinfacht gesagt: Eine Stufe unter der Einschätzung des Bundesverfassungsschutzes. Das neue Gutachten wird man sich hier aber genau ansehen, so Dirk Pejril, Präsident des Verfassungsschutzes im NDR-Interview: "Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaatsprinzip. Das sind Dinge, die sich in so einem Gutachten wiederfinden müssen." Es werde geprüft, wie Mitglieder und Repräsentantinnen und Repräsentanten der AfD in diesem Zusammenhang agitiert hätten.

Weitere Informationen
Die wiedergewählten Fraktionsvorsitzenden der AfD, Tino Chrupalla und Alice Weidel, äußern sich nach der konstituierenden Sitzung der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag. © Bernd von Jutrczenka/dpa

AfD gesichert rechtsextremistisch: Politiker im Norden für Verbot

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat keine Zweifel mehr, dass die gesamte Partei rechtsextremistisch ist. Die AfD im Norden reagiert empört. mehr

Jens Kestner übergibt Graf-Otto-Preis an Björn Höcke (beide AfD). © Thomas Fischer

Extremistisch oder gemäßigt: Wo steht die AfD in Niedersachsen?

Widerspruch zum "Rechtsextremisten" Björn Höcke gibt es öffentlich nicht. Ein Kreisverband hat ihn sogar mit einem Preis geehrt. mehr

Der Landesvorsitzenden der AfD Ansgar Schledde spricht auf dem Parteitag in der Heidmarkhalle in Bad Fallingbostel © NDR Foto: Johannes Koch

Landesparteitag der AfD: Landesvorstand bekommt mehr Macht

Beim Parteitag in Bad Fallingbostel hat die AfD eine neue Satzung beschlossen. Der Vorstand kann Kreisverbände auflösen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 02.05.2025 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

AfD

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Fähnchen mit dem Logo der AfD liegen auf einem Tisch. © dpa bildfunk Foto: Daniel Karmann

AfD-Einstufung: Niedersachsens Politik bezieht Stellung

Die Partei ist laut Verfassungsschutz "gesichert rechtsextremistisch". Der Landesverband sieht sich in einer Opferrolle. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen