Düsenjäger stürzt vor 50 Jahren in Wohnsiedlung in Vechta
Am 2. Mai 1975 ereignet sich in Vechta ein schweres Flugzeugunglück. Ein belgischer Düsenjäger stürzt in eine Wohnsiedlung. Zehn Menschen sterben, rund 20 werden zum Teil schwer verletzt. Zwei Häuser werden total zerstört.
Fünf belgische Kampfflugzeuge vom Typ "Dassault Mirage 5" absolvieren am 2. Mai 1975 über dem Nordwesten Niedersachsens eine Übung. Dabei gerät eine Maschine plötzlich außer Kontrolle, sie stürzt ab und kracht um kurz nach 15 Uhr in Oythe, einem Stadtteil von Vechta, in ein Wohngebiet. Das Flugzeug wird beim Aufprall in etliche Teile zerrissen. Das Triebwerk bohrt sich in ein Wohnhaus.
Nachricht vom Absturz wirkt zunächst nicht real
Bei der Feuerwehr glaubt man zuerst an einen bösen Scherz, wie die NDR Sendung Niedersachsen im Jahr 1995, 20 Jahre nach dem Unglück, berichtet. "Wir waren in der Halle [...] und dann wurde über Lautsprecher vom Kollegen mitgeteilt, es wäre ein Einsatz: Flugzeugabsturz", erinnert sich Hans Helms von der Feuerwehr Vechta. Das hätten sie zuerst gar nicht glauben können. Doch schnell wird klar: Die Nachricht stimmt. Die Feuerwehr rückt umgehend aus.
Zeugin: "Man sah den Fallschirm im Baum hängen, unten Leichenteile"
Annelie Böske lebte schon damals mit ihrem Mann in Oythe. Sie haben das ganze aus nächster Nähe gesehen, sagen sie - und waren vor den Rettungskräften in der Nähe des Unglücksortes. "Wir waren auf dem Weg aus Vechta raus Richtung Oythe, da sahen wir dann schon diese Wahnsinnswolke, wie ein Atompilz fast, so sah das aus." Annelie Böske bekommt heute noch Gänsehaut, wenn sie an diesen Tag denkt. Sie war damals Anfang 20 und mit ihrem Mann auf dem Weg zum Geburtstag ihres Vaters. Aus einem Haus seien Rufe gekommen, ein Mädchen sei noch drin. "Mein Mann wollte sofort da rein, ich sag': Meine Güte, wenn das eine Gasexplosion war, dann kann das doch nochmal explodieren, da musst du doch nicht reinrennen. Und dann bin ich mit reingerannt." Die Bilder und das Erlebte gehen ihr immer noch nahe: "Man sah den Fallschirm (des Piloten, Anm. der Redaktion) im Baum hängen, unten Leichenteile. Also es war ganz schrecklich."
"Es war ein Chaos"
Am Unglücksort sind unterdessen mehr als 200 Rettungskräfte im Einsatz. Ihnen bietet sich ein Bild der Verwüstung. Mit Blick auf die starken Zerstörungen sagt Ortsbrandmeister Georg Schumacher 1995: "Es war ein Chaos." Die Retter leisten Schwerstarbeit beim Beseitigen der Trümmer. Sie bergen die Toten und retten die Verletzten, die in umliegende Krankenhäuser gebracht werden.
Zehn Tote und rund 20 Verletzte
Zehn Menschen sterben, unter ihnen sind fünf Kinder. In einem der Häuser hat damals ein Kindergeburtstag stattgefunden. Zu den Toten zählt auch der Pilot. Wie die Untersuchungskommission der belgischen Luftwaffe später bekannt gibt, hat der 26 Jahre alte Pilot noch vergeblich versucht, das Flugzeug über die Häuser des Städtchens hinwegzuziehen. Auch sein Vorhaben, sich mit dem Schleudersitz zu retten, misslingt. Rund 20 Menschen werden zum Teil schwer verletzt. Viele Anwohner der Siedlung sind zum Zeitpunkt des Absturzes noch bei der Arbeit. Vermutlich hätte es wenig später noch mehr Opfer gegeben.
Zwei Häuser werden total zerstört, sieben schwer und 30 Häuser leicht beschädigt. Die Trümmer richten zum Teil großen Schaden an. Experten zufolge liegt er bei gut zwei Millionen D-Mark. Als Grund für den Absturz wird ein Triebwerkschaden angenommen.
Noch immer schmerzt die Erinnerung an die Tragödie von 1975. Der Absturz des Flugzeugs hat bei den Menschen, die Angehörige, Freunde oder Nachbarn verloren haben, Spuren hinterlassen.
