Stand: 19.05.2009 17:30 Uhr

Schlaganfall bei Kindern

Menschliches Gehirn in einer Animation
Jährlich etwa 500 Kinder in Deutschland erleiden einen Schlaganfall.

In Deutschland erleiden jährlich etwa 500 Kinder einen Schlaganfall. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe geht sogar von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus, denn oft werden Schlaganfälle bei Kindern von Medizinern nicht erkannt. Die Psychologin Monika Daseking von der Uni Bremen weiß warum, sie hat zusammen mit anderen Wissenschaftlern eine Diagnose und Therapieverfahren für junge Schlaganfallpatienten entwickelt. "Die Symptome beim Schlaganfall im Kindesalter sehen vollständig anders aus als im Erwachsenenalter. Bei Kindern sind die Symptome ganz eng an die Hirnreifung gebunden und erst wenn diese Hirnfunktionen aktiv werden, kann man die Defizite sehen. Bei sehr kleinen Kindern ist das früheste Defizit, das man sehen kann, das motorische Defizit."

Viele unterschiedliche Faktoren

Im Gegensatz zu erwachsenen Schlaganfallpatienten sind nicht Bluthochdruck und Aterienverkalkung die Ursache der Erkrankung. Bei Kindern können es sehr viele unterschiedliche Faktoren sein, erklärt Monika Daseking: "Das können Herzerkrankungen oder Gerinnungsstörungnen sein. Wenn dann noch eine Erkältung hinzu kommt, kann das zum Beispiel sehr schnell passieren. Es können aber auch angeborene Gefäßengen sein. Ein Auslöser sind Windpockenerkrankungen. Zumindest gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der Erkrankung und einem erhöhten Schlaganfall-Risiko im darauf folgenden Jahr. Man vermutet, dass es durch die Erkrankung zu einer Gefäßenge an spezifischen Stellen im Gehirn kommt."

Universität Bremen: Den Defiziten auf der Spur

Die meisten Kinder haben nach einem Schlaganfall nicht nur körperliche Symptome, die man ihnen ansieht, sondern in der Regel Probleme, sich Sachen zu merken oder aufmerksam zu sein. In umfangreichen Tests versuchen die Wissenschaftler im Zentrum für klinische Psychologie der Universität Bremen den Defiziten auf die Spur zu kommen. Außerdem haben die Bremer Psychologen, die an dem Projekt forschen, ein Therapiekonzept entwickelt, das vorsieht, betroffene Kinder in ihren Entwicklungsphasen zu begleiten: zum Beispiel vor und nach der Einschulung oder während des Schulwechsels. Die Anforderungen an die Kinder steigen in diesem Zeitraum enorm an und häufig zeigen sich erst dann Defizite.

Ins Bremer Reha-Zentrum Friedehorst kommen jährlich etwa 30 bis 40 junge Schlaganfall-Patienten. Logopädie, Ergotherapie oder Krankengymnastik, hier bekommen die kleinen Patienten verschiedene Therapien. Mit Erfolg, erklärt der Neurologe Matthias Spranger: "Ziel ist, dass die Kinder wieder in ihre alte Schule zurückgehen und zu 60 Prozent erreichen wir dieses Ziel auch."

Autorin des Beitrags auf NDR Info:
Anke Wiebersiek

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 20.05.2009 | 09:20 Uhr

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