Stand: 01.04.2019 16:47 Uhr

Querschnittlähmung: Technik hilft Gelähmten

Patient bei Gehübungen am Barren. © Colourbox Foto: Phovoir
Viele Betroffene empfinden Bewegung außerhalb des Rollstuhls als Freiheit.

Querschnittlähmung gilt als unheilbar. Trotzdem suchen Forscher weltweit nach Lösungen, damit Gelähmte wieder laufen können. Spezielle Schienen (Orthesen) mit elektronischen Kniegelenken können Menschen mit inkompletter Querschnittlähmung helfen, wieder das Stehen und Gehen zu erlernen.

Elektronisch gesteuerte Orthese

Bei einer inkompletten Querschnittlähmung ist das Rückenmark nicht vollständig durchtrennt, sodass die noch intakten Nervenfasern Restfunktionen ermöglichen. Zeigen die Betroffenen noch geringfügige Funktionen der Beinmuskulatur, haben sie eine 40- bis 50-prozentige Chance, nach intensivem Training wieder stehen und sogar große oder kleine Schritte gehen zu können.

Die Orthesen werden individuell für jeden Betroffenen angefertigt und ermöglichen es, die durch die Lähmung verkümmerten Muskeln wieder aufzutrainieren und ihre Ansteuerung neu zu erlernen. Mit den Orthesen können die Gelähmten ihre Beine wieder strecken und belasten. Das gibt ihnen Sicherheit und die Möglichkeit, den Bewegungsablauf wieder und wieder zu üben.

Robotergestützter Gangtrainer

Wenn Nerven und Muskeln zu schwach sind, ermöglicht ein robotergestützter Gangtrainer (Lokomat Pro) ein effektives Gangtraining auf dem Laufband. Das System unterstützt ein möglichst natürliches Gangbild, auch wenn die Eigenaktivität in den Beinen noch gering ist.

Computergestütztes Exoskelett

Noch ausgefeilter ist das Exoskelett. Dabei handelt es sich um eine motorgetriebene und computergestützte Bein-Becken-Orthese, eine Art elektronisch gesteuerter Laufanzug. Das Exoskelett erkennt über Sensoren, wann der Betroffene einen Schritt auslösen will. Auch ein komplett gelähmter Mensch kann mit einem solchen Gerät auf ebenem Boden automatisch laufen. Dabei unterstützt das Exoskelett nur das Gehen oder übernimmt es komplett - je nach Programmierung. So können sonst auf den Rollstuhl angewiesene Betroffene längere Strecken auf eigenen Beinen zurücklegen, ohne hinzufallen.

Warum Bewegung wichtig ist

Nicht permanent im Rollstuhl zu sitzen ist wichtig für Gelähmte: Bewegung wie Stehen und Gehen aktiviert die Grundfunktionen des Körpers, vor allem den Kreislauf und die Verdauung. Viele Betroffene leiden unter niedrigem Blutdruck, haben Probleme mit der Entleerung von Blase und Darm. Außerdem bedeutet die Bewegung für sie eine enorme Freiheit.

Experten zum Thema

Priv.-Doz. Dr. Roland Thietje, Chefarzt
Querschnittgelähmten-Zentrum
BG Klinikum Hamburg gGmbH
Bergedorfer Straße 10
21033 Hamburg
www.bg-klinikum-hamburg.de

Annett Heitling, Physiotherapeutin
Auf geht´s GbR, 22303 Hamburg
www.aufgehts-ganganalyse.de

Dieses Thema im Programm:

Visite | 02.04.2019 | 20:15 Uhr

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Medizinische Therapie

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