Patientenversorgung muss verbessert werden
Wem am Wochenende oder weit nach der Arzt-Sprechstunde der Rücken zwickt, wem der Magen dann zu wild rumort, der macht sich allzu oft auf in die nächste Notaufnahme. Und die ist häufig überfüllt, klagen die Mitarbeiter. Das möchte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit einer Reform der Notfallversorgung verbessern. Aber lässt sich das Problem so einfach lösen?
Ein Kommentar von Uwe Lueb, ARD-Hauptstadtstudio
"Der Patient muss sich darauf verlassen können, dass er im Notfall überall, egal zu welcher Uhrzeit, gleich gut versorgt wird". Das sagt der Präsident der Björn Steiger Stiftung, benannt nach jenem Kind, für das vor 50 Jahren jede Hilfe zu spät kam, weil es keinen funktionierenden flächendeckenden Rettungsdienst gab.
Die Probleme liegen auf der Hand
Das ist heute anders, auch wegen der Arbeit dieser Stiftung. Es gilt: Selbst wenn nicht in jeder Gemeinde eine Radiologenpraxis ansässig ist oder das nächste Krankenhaus wegen zu vieler Schließungen gefühlt immer weiter wegrückt, die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist gut.
Das heißt nicht, dass alles reibungslos klappt. Im Gegenteil, denn die Probleme liegen auf der Hand. Rettungsdienste werden wegen Kleinigkeiten gerufen, in Notaufnahmestellen tummeln sich Patienten, denen die Wartezeit auf einen regulären Arzttermin zu lang ist oder die erst am Wochenende überhaupt Zeit für einen Arztbesuch finden. Ohne Frage läuft hier was falsch.
Ist eine Entscheidung am Telefon sinnvoll?
Die Idee von Gesundheitsminister Spahn, Patienten in Notaufnahmen quasi vorzusortieren, ist daher gut. Sogenannte integrierte Notfallzentren an Krankenhäusern sollen das leisten. Nur wirklich dringende Fälle würden dann behandelt, die übrigen werden zum niedergelassenen Haus- oder Facharzt geschickt oder dem zuständigen Bereitschaftsdienst. Einige sollen es nach Spahns Plänen nicht mal bis zum Notfallzentrum schaffen. Sie werden möglicherweise schon nach dem Anruf der 112 an die Servicestelle für Arzttermine unter der 116117 weitergeleitet.
Das birgt allerdings auch Risiken. Soll wirklich jemand am Telefon entscheiden, ob Unwohlsein eines Patienten von zu wenig Wasser im heißen Sommer kommt oder doch von einem Herzinfarkt? Sicher, funktioniert die Idee, wird es in den Notaufnahmestellen leerer. Echten Notfällen kann dann besser und schneller geholfen werden, wenn nicht wegen eventuell sinkender Patientenzahlen Personal abgebaut wird.
Bürokratie auf Kosten der Patienten
Bei allen Reformüberlegungen muss daher im Vordergrund stehen, die Patientenversorgung zu verbessern und nicht Notaufnahmestellen zu entlasten. Dazu gehört auch der Abbau von überflüssigen Arbeiten. Ich selbst habe vor Kurzem für jemanden die 112 angerufen. Bis er in der Notaufnahme war, wurden drei Mal die Patientendaten abgefragt - von Rettungsassistenten, dem Notarzt, in der Notaufnahme. Dort hieß es auf Nachfrage nur, es gebe halt immer mehr Bürokratie und daher bleibe weniger Zeit für die Patienten.
Für eine Reform der Notfallmedizin und des Rettungswesens heißt das: Alles, was zu schnellerer und besserer Hilfe von Menschen in Not führt, ist gut. Über den Erfolg der Reform entscheidet jedoch allein das Ergebnis.
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