Nierenerkrankungen - übersehen und unterschätzt
Sie sind die Klärwerke des Körpers, reinigen das Blut von giftigen Substanzen, regulieren den Wasser- und Salzhaushalt sowie das Säure-Basen-Gleichgewicht und produzieren Hormone, die zum Beispiel den Blutdruck regulieren: Diese Vielzahl wichtiger Funktionen zeigt die Bedeutung der Nieren für unser Leben und die Gesundheit. Entsprechend bedrohlich sind Nierenerkrankungen.
Chronische Nierenerkrankungen deutlich häufiger als vermutet
Wie verbreitet chronische Nierenerkrankungen in Deutschland tatsächlich sind, zeigt erstmals eine aktuelle Studie. Bisher gab es hierzulande nur Zahlen zu nierenkranken Patienten im Spätstadium: 80.000 Patienten sind auf die regelmäßige maschinelle Blutwäsche (Dialyse) angewiesen, 23.000 mussten sich bereits einer Nierentransplantation unterziehen.
Die neue Studie zeigt nun, dass die Zahl der chronisch Nierenkranken viel höher ist als bislang angenommen: Bis zu zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden danach an einer chronischen Nierenkrankheit, doch nur ein Drittel der Betroffenen weiß von seiner Erkrankung.
Die Folge: Weil Patienten nicht gründlich genug untersucht werden, bleiben die Möglichkeiten der Vorbeugung und frühzeitigen Therapie oft ungenutzt - und die Nierenfunktionen gehen mit der Zeit unumkehrbar verloren, bis ihre Filterwirkung schließlich so stark gestört ist, dass nur noch eine Dialyse oder eine Nierentransplantation helfen kann.
Möglichkeiten der Früherkennung vernachlässigt
In den frühen Stadien der Erkrankung spüren die Betroffenen nichts von ihren Nierenproblemen, die weder Schmerzen noch andere Symptome verursachen. Und bei Routineuntersuchungen überprüfen Hausärzte die Nieren meist nur durch eine Blutuntersuchung, sie ermitteln den sogenannten Kreatininwert. Doch dieser Test zeigt eine Nierenschädigung erst an, wenn mindestens 50 Prozent der Nierenfunktion bereits verloren gegangen sind.
Viel sinnvoller ist der sogenannte Mikroalbumintest - eine Untersuchung des Urins auf Spuren von Eiweiß (Albumin), die bereits frühzeitig im Krankheitsverlauf auftreten.
Nierenspezialisten oft zu spät gefragt
Doch selbst bei erhöhten Eiweißwerten im Urin werde oft zu spät ein Nierenfacharzt (Nephrologe) hinzugezogen, klagen Experten. Tatsächlich können kurzfristig erhöhte Werte auch einen harmlosen Hintergrund haben, etwa Stress - wohl deshalb würden sie häufig nicht ernst genommen und Nierenerkrankungen unterschätzt. Mitunter erhielten Betroffene sogar Schmerz- oder Kontrastmittel, die ihre Nieren zusätzlich schädigen.
Besonders Hypertoniker und Diabetiker sollten aufpassen
Besonders häufig leiden Patienten mit Bluthochdruck und Diabetes mellitus unter chronischen Nierenerkrankungen: Diabetiker sind doppelt so häufig betroffen, ein zu hoher Blutdruck verdreifacht das Risiko sogar.
Durch gute Einstellung von Blutdruck und Zuckerstoffwechsel sowie eine Ernährungsumstellung ließen sich viele Nierenerkrankungen vermeiden, wenn die Betroffenen rechtzeitig von ihrer Krankheit und den Behandlungsmöglichkeiten wüssten.
Nierenexperten dringen nun darauf, Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu leisten - um gesunde Nieren zu schützen und bereits bestehende Erkrankungen am Fortschreiten zu hindern.
