Stand: 20.08.2019 10:33 Uhr

Lymphknoten-Transplantation: Hilfe bei Lymphödem

Ärzte bei einer Operation © fotolia.com Foto: Gorodenkoff
Wenn bei einem Lymphödem Drainagen und Kompression keinen Erfolg bringen, ist eine Lymphknoten-Transplantation das letzte Mittel.

Das Lymphsystem ist neben dem Blutkreislauf das zweite wichtige Zirkulationsorgan in unserem Körper. Dazu gehören etwa 600 Lymphknoten, die etwa so groß wie Kidneybohnen sind, und Lymphbahnen, die dafür sorgen, dass das Gewebe entwässert und Abfallstoffe abtransportiert werden.

Lymphknoten-Transplantation als letztes Mittel

Werden Lymphknoten entfernt, zum Beispiel wegen einer Brustkrebs-Erkrankung, wird Gewebswasser nicht mehr richtig entsorgt: Ein Lymphödem kann entstehen, der Arm oder ein anderes Körperteil schwillt dann beispielsweise stark an. Ist die Behandlung eines Lymphödems mit Lymphdrainagen und speziellen Kompressionsstrümpfen oder -bandagen nicht erfolgreich, gibt es die Möglichkeit einer Lymphknoten-Transplantation.

Woher stammen Lymphknoten für die Transplantation?

Den Betroffenen werden in der Regel Lymphknoten aus dem Bauchraum entnommen, um sie an die sogenannte Empfängerstelle zu transplantieren. Im Bauchraum sind meistens genug Lymphknoten vorhanden, so dass der Lymphfluss nach der Entnahme nicht gestört ist. Das Fettgewebe wird mittransplantiert, weil es neue Lymphgefäße ausbilden kann.

Wie werden Lymphknoten transplantiert?

Die meist aus dem Bauchraum entnommenen Lymphknoten werden mit dem umgebenden Fettgewebe und jeweils einer Arterie und einer Vene transplantiert: Sie werden mit Fäden, die dünner sind als ein menschliches Haar, an eine Arterie und eine Vene an der Empfängerstelle angenäht.

Wer kann die Lymphknoten-Transplantation durchführen?

Die Operationstechnik wurde in den 80er-Jahren von einer belgischen Ärztin entwickelt, kommt aber bisher nur in wenigen Kliniken zum Einsatz. Möglich ist der Eingriff mithilfe mikrochirurgischer Techniken per OP-Roboter unter dem Mikroskop: Die Operation erfordert feinste Werkzeuge und eine ruhige Hand. Allgemeinchirurgen können die Vorarbeit leisten, doch die feinen Blutgefäße können nur sehr erfahrene plastische Chirurgen annähen.

Geht es Erkrankten nach der Lymphknoten-OP besser?

Nach der Lymphknoten-Transplantation stehen die Chancen gut, dass Betroffene ein Leben ohne Lymphdrainage führen können oder diese zumindest seltener durchführen lassen müssen.

Doch nicht in allen Fällen führt die Lymphknoten-Transplantation zu einer Verbesserungen: Manchmal gelingt es nicht, die transplantierten Lymphknoten ausreichend mit Blut zu versorgen. Dann wachsen sie nicht richtig ein und sind nutzlos.

Experten zum Thema

Priv.-Doz. Dr. Gunther Felmerer, Leiter des Schwerpunktbereichs Plastische Chirurgie
Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie
Universitätsmedizin Göttingen
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
(0551) 39-654 22
www.cuop-umg.de/klinik

Priv.-Doz. Dr. Marian Grade, Geschäftsführender Oberarzt
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie
Universitätsmedizin Göttingen
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
www.chirurgie-goettingen.de

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Visite | 20.08.2019 | 20:15 Uhr

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