Die Schilddrüse in einer Illustration. © picture alliance / Zoonar | ersin arslan

Jodmangel: Was sind die Symptome und was hilft?

Stand: 16.09.2022 10:37 Uhr

Die Schilddrüse braucht Jod, der Körper kann es nicht selbst herstellen. Wird über Lebensmittel nicht genug Jod aufgenommen, kann ein Jodmangel entstehen. Welche Symptome gibt es, wie wird die Diagnose gestellt und was kann man durch Ernährung tun?

Das Spurenelement Jod wird vor allem von der Schilddrüse benötigt, um Hormone herzustellen. Der Körper kann es nicht selbst produzieren - Jod muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Bis in die achtziger Jahre herrschte in Deutschland Jodmangel und bis heute haben Menschen mit den gesundheitlichen Folgen zu kämpfen. Jetzt wird vor einem erneuten Abwärtstrend in der Jodversorgung gewarnt.

Schilddrüse benötigt Jod zur Produktion von Hormonen

Jod ist ein Spurenelement, das über die Nahrung aufgenommen werden muss. Es ist essenziell für den Körper und wird vor allem in der Schilddrüse benötigt, um die Hormone T3 und T4 zu produzieren. Diese Hormone sind sehr wichtig, denn sie steuern zahlreiche Körpervorgänge: Sie wirken auf Herz und Kreislauf, regeln den Blutdruck und steuern Gewebewachstum und Zellteilung und beeinflussen auch die Stimmung. Über den Grundumsatz beeinflussen sie sogar das Körpergewicht. Ist die Funktion der Schilddrüse gestört, kann der ganze Organismus aus dem Gleichgewicht geraten.

Was sind die Symptome von Jodmangel?

Schilddrüsenknoten oder Schilddrüsenvergrößerungen sind meistens auf Jodmangel zurückzuführen und entwickeln sich über Jahre. So sind heutige Schilddrüsenprobleme in vielen Fällen das Ergebnis des Jodmangels in Deutschland vor etwa 30 Jahren oder früher. Vor allem in Süddeutschland sah man in den sechziger Jahren immer wieder Menschen mit einem Kropf (Struma) als Zeichen einer schlecht mit Jod versorgten Schilddrüse. Um den Jodmangel auszugleichen, vergrößert sich die Schilddrüse und es können Knoten entstehen, die jedoch meist gutartig sind.

"Heiße Knoten" sind an der Hormonproduktion beteiligt und sind immer gutartig. Sie können zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen, mit Symptomen wie Schwitzen, Pulsrasen, Unruhe, Schlafstörungen, Durchfall, Gewichtsabnahme, Ängsten und Konzentrationsstörungen - bis hin zu Herzrhythmusstörungen wie beispielsweise Vorhofflimmern. "Kalte Knoten" produzieren keine Schilddrüsenhormone mehr und können bösartig sein, was jedoch sehr selten ist.

Warum gibt es in Deutschland wieder Jodmangel?

In Deutschland sind die Ackerböden aufgrund geologischer Bedingungen sehr jodarm. Deshalb fehlt natürliches Jod in der Nahrung. Mit jodiertem Speisesalz sollten die Menschen seit den 1980er-Jahren gezielt mit Jod versorgt werden. Auch in Großküchen und in der Lebensmittelherstellung durfte Jodsalz eingesetzt werden - und die Versorgung besserte sich. Doch Expertinnen und Experten beobachten seit einigen Jahren, einen Abwärtstrend in der Jodversorgung in Deutschland - und warnen vor den Folgen: Untersuchungen zeigen, dass Schulkinder in Neuseeland, die so eine schlechte Jodversorgung haben wie in Deutschland bald zu erwarten ist, Intelligenzeinbußen aufweisen und in ihrer geistigen Leistungsfähigkeit etwas vermindert sind.

Aktuelle Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) belegen, dass die Jodzufuhr der Bevölkerung in Deutschland wieder rückläufig ist: Bei knapp 30 Prozent der Erwachsenen und mehr als 45 Prozent der Kinder und Jugendlichen besteht das Risiko eines Jodmangels - mit schweren gesundheitlichen Folgen. Ein wesentlicher Grund für die schlechte Jodversorgung könnte darin begründet sein, dass Nahrungsmittelproduzenten heutzutage immer seltener jodiertes Speisesalz, verwenden - denn es ist etwas teurer als herkömmliches Salz.

Ernährung: Welche Lebensmittel enthalten Jod?

In pflanzlichen Lebensmitteln ist in Deutschland wenig Jod enthalten. In grünem Gemüse wie Wirsing, Kohl oder Brokkoli steckt immerhin etwas mehr als in anderen Sorten. Milch, Eier und Käse enthalten mehr Jod - vor allem, weil dem Tierfutter Jod zugesetzt wird. Eine sehr gute natürliche Jodquelle für die regelmäßige Basisversorgung sind Meeresfisch und Meeresfrüchte. Der Jodgehalt von Algen wiederum ist oft so hoch, dass Überdosierungen drohen: Schon wenige Gramm Braunalgen können die maximal empfohlene Jodaufnahme von 500 Mikrogramm pro Tag um ein Vielfaches überschreiten. Das kann insbesondere für Menschen, die an einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer bösartigen Schilddrüsenerkrankung leiden und bei jodhaltigen Lebensmitteln zurückhaltend sein müssen, gefährlich sein.

Diagnose Jodmangel: Was tun?

Im Durchschnitt sollten Erwachsene 150-200 Mikrogramm Jod am Tag aufnehmen. Das ist beispielsweise mit 120 Gramm Kabeljau schnell erreicht, von Brokkoli müsste man täglich 1,5 Kilogramm essen, um auf die nötige Menge an Jod zu kommen.

Vor allem Veganerinnen und Veganer können einen zum Teil erheblichen Jodmangel haben, weil sie auf Jodlieferanten wie Fisch, Eier und Milch verzichten. Daher sollten Menschen, die vegan oder vegetarisch leben, eventuell auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Auch Schwangere und stillende Mütter sollten besonders auf jodhaltige Ernährung achten, da sie einen höheren Bedarf an Jod haben.

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