Mann fasst sich an eine kahle Stelle am Kopf © Colourbox Foto: Phimchanok

Haarausfall: Nebenwirkungen von Finasterid unterschätzt

Stand: 19.10.2022 10:47 Uhr

Das Medikament Finasterid soll bei Haarausfall helfen. Die Nebenwirkungen wie Depressionen, Libidoverlust oder Erektionsstörungen werden dabei allerdings häufig unterschätzt.

Finasterid, besser bekannt unter dem Handelsnamen Propecia, ist ein bei Männern sehr beliebtes Medikament gegen den erblich bedingten Haarausfall. Genaue Absatzzahlen gibt es nicht, da Finasterid zwar rezeptpflichtig ist, als Lifestyle-Medikament aber von den Krankenkassen nicht bezahlt wird.

Die Tabletten werden vom Hautarzt verordnet, drohende schwere Nebenwirkungen aber viel zu oft unterschätzt. Finasterid ist schon seit Jahrzehnten auf dem Markt und wird eigentlich zur Behandlung von Prostataproblemen eingesetzt. Hauptindikation ist eine vergrößerte Prostata bei älteren Männern, denen Finasterid die OP ersparen kann. Die Verhinderung des Haarausfalls bei jungen Männern kam erst später als zweite Indikation hinzu.

Eingriff in den Hormon-Stoffwechsel

Der Wirkstoff Finasterid greift tief in den Stoffwechsel ein, hemmt die sogenannte 5-Alpha-Reduktase in den Zellen, die für die Umwandlung des Sexualhormons Testosteron in das aktivere Dihydrotestosteron (DHT) zuständig ist. Dieses sorgt bei Kindern für die Ausbildung der männlichen Geschlechtsorgane, aber auch für das Wachstum der Körperbehaarung und für den Haarausfall auf dem Kopf.

Nebenwirkungen: Erektionsstörungen und Libidoverlust

Finasterid blockiert die Produktion des DHT mit dem gewollten Nebeneffekt, dass Haare nicht mehr ausfallen. Doch viele junge Patienten leiden unter schweren Nebenwirkungen: Sie bekommen keine Erektion mehr, haben kein Gefühl mehr in der Eichel, Geschlechtsverkehr ist nicht mehr möglich. Auch die Libido und das Orgasmusgefühl gehen verloren. Das Besondere: Die Nebenwirkungen treten nicht nur während der Einnahme des Medikaments auf, sondern können unter Umständen auch erst nach dem Absetzen des Präparates auftauchen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnt, dass Nebenwirkungen länger als zehn Jahre anhalten können.

Post-Finasterid-Syndrom: Schlafmangel und Depressionen

Die Nebenwirkungen fassen Experten als sogenanntes Post-Finasterid-Syndrom zusammen, das allerdings nicht als eigenständige Krankheit anerkannt und vielen Ärzten unbekannt ist. Zu den Symptomen gehören neben dem Libidoverlust auch chronische Schmerzen, Schlafmangel und Depressionen.

Experten vermuten, dass Finasterid nicht nur in den Testosteron-Stoffwechsel eingreift, sondern das hormonelle Gleichgewicht und damit die ausgeglichene Stimmung dauerhaft schädigt, was schließlich zu einer Depression führt. Ein Post-Finasterid-Syndrom nachzuweisen ist allerdings schwierig, denn die Blutwerte sind dabei normal, obwohl die Betroffenen weiter unter den Beschwerden leiden. Ärzte warnen deshalb junge Männer davor, nur wegen Haarausfalls leichtfertig Pillen zu schlucken und eventuelle irreversible Folgen in Kauf zu nehmen.

Weitere Informationen
Eine Frau hält eine Bürste mit Haaren in der Hand. © colourbox Foto: -

Haarausfall bei Frauen: Welche Behandlung hilft?

Wer von Haarverlust betroffen ist, sehnt sich nach Linderung. Welche Behandlungen gibt es? Lässt sich Haarausfall stoppen? mehr

Frau schiebt Haar zur Seite, dass eine Geheimratsecke sichtbar ist. © Fotolia.com Foto: mraoraor

PCO-Syndrom: Wie Medikamente und Ernährung helfen

Das PCO-Syndrom kann bei Frauen zu Zyklusstörungen, Haarausfall und Unfruchtbarkeit führen. Doch es ist behandelbar. mehr

Ein Mann schäumt sich die Haare ein. © Colourbox Foto: Aleksandre

Shampoo gegen Haarausfall: Große Versprechen, wenig Wirkung

Spliss, Haarausfall - dagegen sollen inzwischen sogar Shampoos helfen. Doch halten die Produkte auch, was sie versprechen? mehr

Dieses Thema im Programm:

Markt | 24.10.2022 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Medikamente

Kosmetik

Mehr Gesundheitsthemen

Brokkoli-Sprossen wachsen auf einer Kokosmatte © imago / Zoonar / Nataliia Zhekova Foto: Nataliia Zhekova

Gesunde Sprossen: Was steckt in Alfalfa, Kresse, Brokkoli?

Sprossen und Keimlinge sind extrem reich an gesunden Nährstoffen und Vitaminen. Gegen Bakterien und Pilze braucht es Hygiene. mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber