So gefährlich ist Alkohol in der Schwangerschaft
Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist die häufigste angeborene Behinderung in der westlichen Welt. Es wird beim Ungeborenen im Mutterleib angelegt, wenn Schwangere Alkohol trinken. Selbst geringe Mengen können fatale Folgen haben, denn der Alkohol wirkt auch auf das ungeborene Kind.
Auch wenn an Menschen mit FAS meist intelligent sind, können sie sich schlecht konzentrieren, vergessen viel und sind schnell überfordert. Viele sind verhaltensauffällig in der Schule und brechen immer wieder die Regeln, weil ihnen das Gefühl für Grenzen fehlt. Und die meisten Betroffenen bekommen zeitlebens keine Diagnose. Niemand kommt auf die Idee, dass Alkohol während der Schwangerschaft die Ursache für ihre Probleme ist.
Jede fünfte Schwangere trinkt Alkohol
Allein in Deutschland kommen pro Jahr schätzungsweise rund 10.000 alkoholgeschädigte Babys auf die Welt - jedes Dritte entwickelt ein ausgeprägtes Fetales Alkoholsyndrom. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung geht davon aus, dass in Deutschland jede fünfte Schwangere Alkohol konsumiert, vor allem Frauen aus höheren Bildungs- und Einkommensschichten.
Wie Alkohol auf das Ungeborene wirkt
In den ersten sieben bis zehn Tagen ab der Befruchtung gilt das "Alles-oder-nichts-Prinzip": Entweder schadet der Alkohol dem Embryo gar nicht - oder er sorgt direkt für einen Abgang, also das Ende der Schwangerschaft.
Ab der Einnistung in der Gebärmutter ist das Ungeborene mit dem Blutkreislauf der Mutter verbunden und bekommt so jeden Schluck ungefiltert mit. Eine intakte Leber, die den Alkohol abbauen könnte, hat das heranwachsende Kind noch nicht. So kann das Zellgift auch in geringen Mengen irreversible Schäden anrichten, vor allem Fehlbildungen von Herz und Nieren in deren Wachstumsphasen. Besonders gefährdet ist das Gehirn, denn es wächst während der gesamten Schwangerschaft. Neurologen stellen daher bei den meisten Menschen mit FAS vielfältige Hirnschädigungen fest.
Symptome eines Fetalen Alkoholsyndroms
Von einem Fetalen Alkoholsyndrom ist oft der Frontallappen betroffen. Dieser Bereich im Gehirn ist für die Aufmerksamkeit und das Konzentrationsvermögen zuständig. Ist der Frontallappen geschädigt, fällt es den Betroffenen schwer, unwichtige Dinge auszublenden und sich auf Wichtiges zu fokussieren oder gar mehrere Schritte vorauszudenken. Außerdem haben sie keine Impulskontrolle, so dass sie im Alltag oft nicht allein zurechtkommen und viele große Schwierigkeiten haben, eine Berufsausbildung durchzuhalten. Viele fühlen sich überfordert.
10 bis 20 Prozent der betroffenen Kinder fallen durch bestimmte Gesichtsmerkmale auf: Sie haben eine schmale Oberlippe mit einer gering ausgeprägten Mulde darüber und verkürzte Lidspalten.
Diagnose und Therapie
Eine möglichst frühe Diagnose ist wichtig. Denn dann können die Eltern das Kind besser fördern, ohne es zu überfordern. Entscheidend ist: Kinder mit einem Fetalen Alkoholsyndrom brauchen einfache, klare Aufgaben und feste Strukturen.
