Das Patienten-Wohl sollte im Zentrum stehen
Nach einer Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung kann die medizinische Versorgung in Deutschland durch die Schließung von kleineren Krankenhäusern mit Notfallstationen und eine Konzentration auf große Kliniken verbessert werden. Viele Komplikationen und Todesfälle ließen sich so vermeiden. Die Bundesärztekammer bemängelte, gerade im ländlichen Raum müsse eine flächendeckende Behandlung sichergestellt bleiben. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft erinnerte daran, dass die Kommission zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik erst kürzlich das Gegenteil vorgeschlagen habe.
Ein Kommentar von Christopher Jähnert, ARD-Hauptstadtstudio

"Mehr als die Hälfte der Kliniken sollte schließen" - das ist mal eine starke Schlagzeile. Die Bertelsmann Stiftung schlägt das im Prinzip so vor. Und sie stellt sich vor, dass die Krankenhäuser, die dann übrig sind, mehr Personal kriegen und besser ausgestattet sind.
Das klingt erst mal logisch. Aber keine Angst: Das wird, wenn überhaupt, wohl nicht sofort passieren. Denn: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fördert jetzt erst mal einige ländliche Krankenhäuser künftig mit je 400.000 Euro pro Jahr. Denn: Krankenhäuser gehören zur Grundversorgung. Und die sollte nicht leiden.
Viele kleine Häuser können große Probleme bekommen
Trotzdem sollten wir uns aber wohl mittelfristig daran gewöhnen, dass es nicht mehr überall ein Krankenhaus in nächster Nähe gibt, das dann auch noch eine breite Palette anbietet.
Mehrere Faktoren machen den Land-Kliniken nämlich jetzt schon das Leben schwer: Wir haben Fachkräftemangel in der Pflege und es gibt gleichzeitig neue Mindeststandards, wie viele Pfleger auf einer Station sein müssen - weil sie sonst nämlich dicht gemacht werden muss. Da kriegen viele kleine Krankenhäuser wohl große Probleme.
Kliniken müssen Mindeststandards erfüllen
Und dann noch das: Kliniken müssen Mindeststandards erfüllen, damit sie bestimmte Operationen überhaupt abrechnen dürfen. Sprich: Wenn zum Beispiel in einer Klinik nicht x Knie pro Jahr operiert werden, dann darf die das in Zukunft gar nicht mehr anbieten.
Da ist nämlich schon was Wahres dran: Wer eine Sache häufig macht, der wird dadurch zum Fachmann. So ist es auch bei Ärzten. Und bei aller Bequemlichkeit: Wem würde man da wohl eher vertrauen: dem Arzt, der täglich mehrfach Menschen zum Beispiel an der Prostata operiert - oder dem Arzt, der das vielleicht einmal die Woche macht und sich sonst mit allen möglichen anderen Krankheiten beschäftigt?
