Studie: Neue Therapien gegen Übergewicht?
Viele Menschen halten sich an gängige Ernährungsregeln, um gesund und schlank zu sein. Doch offenbar gelten diese nicht für alle. Forscher am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein gehen davon aus, dass es mehrere Ernährungstypen gibt, die unterschiedlich auf Nahrungsmittel reagieren. Ihre Theorie haben die Wissenschaftler bereits an mehr als 150 Probanden überprüft. Den Teilnehmern fiel Abnehmen unterschiedlich leicht, obwohl sie dieselben Ernährungsempfehlungen bekommen hatten. Als Ursache vermuten die Forscher Unterschiede in der Darmflora (Mikrobiom). Ziel der Studie ist es, neue, individuelle Ernährungstherapien gegen Übergewicht und Krankheiten zu entwickeln.
Ernährung beeinflusst Darmflora
Die Bakterien in Magen und Darm spielen eine entscheidende Rolle dabei, wie der Körper Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate aus der Nahrung aufnimmt: Bereits bei der Zerkleinerung des Essens im Magen sind Bakterien beteiligt, im Dünndarm spalten sie die Nahrung auf. Unverdauliche Ballaststoffe gelangen in den Dickdarm und werden ausgeschieden.
Die Darmflora ist bei jedem Menschen individuell zusammengesetzt und so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Durch die Ernährung lässt sich die Darmflora beeinflussen: Ernährt sich zum Beispiel ein Fleischesser plötzlich vegan, verändert sich das Mikrobiom innerhalb von 72 Stunden komplett und stellt sich auf die neue Ernährung ein. Denn die Nahrung hat Einfluss darauf, welche Bakterien sich vermehren und welche nicht. Beispielsweise reduziert Salz die "guten" Milchsäurebakterien, sodass eine salzarme Ernährung eine gesunde Darmflora fördern kann. Auch Emulgatoren und viel Fett tun der Darmflora nicht gut.
Seit Langem vermuten Wissenschaftler, dass die Darmflora an der Entstehung von Übergewicht, chronischen Darmerkrankungen und Krankheiten wie Schuppenflechte beteiligt sein könnte.
Darmflora und Blutzuckerspiegel
Für die Studie zur personalisierten Ernährung wurde den Probanden zunächst eine Stuhlprobe entnommen, um die Zusammensetzung der Darmflora zu bestimmen. Anschließend mussten die Teilnehmer zwei Wochen lang täglich zwei Test-Mahlzeiten essen und danach mit einem Hautsensor den Anstieg des Blutzuckerspiegels messen. So fanden die Forscher heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen der individuellen Darmflora und dem Blutzuckerspiegel gibt. Noch sind viele Fragen offen, aber nach Ansicht der Forscher könnte die Darmflora der Schlüssel zu einer individuellen Ernährungstherapie sein.
