VIDEO: Corona-Impfung: Wer sollte sich boostern lassen? (4 Min)

Corona: Impfung mit neuem Booster möglich

Stand: 21.09.2023 10:22 Uhr

Die Fallzahlen steigen, denn die neuen Corona-Varianten sind hoch ansteckend. Ein auf die aktuelle Variante XBB.1.5 angepasster Impfstoff ist jetzt erhältlich. Wer sollte sich damit impfen lassen?

Die Impfung mit dem neuen Booster von Biontech ist ab sofort möglich. Das Präparat ist speziell an die derzeit kursierende Omikron-Subllinie XBB.1.5 angepasst, soll aber auch gegen weitere aktuelle Varianten, darunter die Sublinie EG.5 ("Eris"), wirksam sein. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt deutschlandweit aktuell auf einem niedrigen Niveau bei sieben Covid-19-Fällen pro Woche und pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Da keine Testpflicht mehr besteht und es offizielle Testcenter nicht mehr gibt, werden die tatsächlichen Coronazahlen jedoch höher geschätzt. Auch wenn es keine Isolationspflicht mehr gibt, raten Expertinnen und Experten allen Infizierten mindestens fünf Tage zuhause zu bleiben.

Booster-Impfung gegen Corona: Was empfiehlt die Stiko?

Eine Auffrischungsimpfung (Booster) mit dem neuen, an die derzeit kursierende Variante XBB.1.5 angepassten Impfstoff ist laut Ständiger Impfkommission (Stiko) derzeit für alle empfehlenswert, die 60 Jahre oder älter sind oder zu einer Risikogruppe zählen. Dazu zählen alle Menschen ab einem Lebensalter von sechs Monaten, die infolge einer Grunderkrankung ein besonderes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben. Die Auffrischungsimpfung sollte jährlich wiederholt werden, am besten im Herbst. Außerdem sollten sich laut Stiko-Empfehlung Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sowie Beschäftigte im Pflege- und Gesundheitsbereich boostern lassen.

Allen gesunden Menschen zwischen 18 und 59 Jahren empfiehlt die Stiko derzeit eine sogenannte Grundimmunisierung. Das bedeutet, sie sollten mindestens drei "immunologische Ereignisse" durchmachen. Mindestens zwei dieser Ereignisse sollten Impfungen sein, das dritte Ereignis kann eine Corona-Infektion oder eine dritte Impfung sein. Weitere Auffrischungsimpfungen sind laut Stiko für diese Gruppe nicht erforderlich. Die beiden Impfungen gegen das Corona-Virus sollten im Abstand von drei bis sechs Wochen erfolgen. Der volle Impfschutz tritt etwa 14 Tage nach der zweiten Impfung ein.

Keine Stiko-Impfempfehlung mehr für Kinder und Jugendliche

Ein Mädchen mit bunter OP-Schutzmaske bekommt eine Spritze in den Oberarm ©  picture alliance/Laci Perenyi Foto: Laci Perenyi
Für gesunde Kinder und Jugendliche gibt es, anders als noch letztes Jahr, keine Stiko-Empfehlung zur Corona-Impfung mehr.

Gesunde Kinder und Jugendliche benötigen laut aktueller Stiko-Empfehlung vom Mai 2023 keine Covid-Impfung. Das gilt auch für Neugeborene bis sechs Monate. Sie könnten zunächst vom sogenannten "Nestschutz" der Mutter profitieren, sofern diese bereits eine Basisimmunität besitzt. Babys ab sechs Monaten sowie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die wegen einer Grunderkrankung zu einer Risiko-Gruppe zählen, sollten sich impfen und die Impfung regelmäßig auffrischen lassen, empfiehlt die Stiko.

Das empfiehlt die Stiko (Empfehlung vom 25. Mai 2023)

Basisimmunität gegen Covid-19 für alle ab 18 und bis 59 Jahre:

  • durch drei Antigenkontakte (Impfung oder Infektion)
  • davon mindestens zwei Impfstoffdosen
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre:
  • keine Impfempfehlung. Ausnahme: Kinder und Jugendliche mit Grunderkrankungen
Auffrischungsimpfung (Booster):
  • für alle Menschen ab 60 Jahren
  • für alle Menschen ab sechs Monaten, die zu einer Risiko-Gruppe zählen. Dazu gehören etwa Menschen mit geschwächtem Immunsystem, mit Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Trisomie 21 oder Menschen in Pflegeheimen.
  • Menschen, die im medizinischen Bereich oder der Pflege arbeiten und daher ein erhöhtes Infektionsrisiko haben.
  • Der Booster sollte alle zwölf Monate wiederholt werden, vorzugsweise im Herbst.

Grippeschutz-Impfung wird empfohlen

Für den bevorstehenden Herbst und Winter raten Mediziner wie der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, zudem zur Grippe-Impfung. "Für den Herbst und Winter gehen wir davon aus, dass es wie auch im vergangenen Jahr noch weitere Nachholeffekte von anderen Atemwegserkrankungen geben wird", sagte er der "Rheinischen Post". Besonders Mitarbeitende im Gesundheitswesen, Risikopatienten sowie deren Angehörige sollten ihren Impfstatus bei Corona und Grippe (Influenza) auf dem neuesten Stand halten. Vor allem für über 60-Jährige und Menschen mit Grunderkrankungen wird ein Hochdosis-Grippeimpfstoff empfohlen, der gegen vier Virusstämme wirkt. Die höhere Dosis soll das Immunsystem stärker anregen, da es in höherem Alter oft schwächer auf Impfungen reagiert. Das kann zu etwas stärkeren lokalen Nebenwirkungen führen, wie einer Schwellung am Arm.

Corona-Booster-Impfstoffe von Biontech und Moderna

Der zuletzt zugelassene Biontech-Impfstoff ist auf die Sublinie XBB.1.5 angepasst und soll auch gegen die ebenfalls kursierende Omikron-Variante EG.5 wirksam sein. Unklar ist bislang, ob der Impfstoff auch gegen den jüngsten Virus-Typ mit der Bezeichnung BA 2.86 wirkt, der unter anderem in der Schweiz, Dänemark und Großbritannien nachgewiesen wurde.

Die Hersteller Biontech und Moderna haben ihre mRNA-Impfstoffe seit 2022 bereits mehrfach angepasst, um die Wirksamkeit gegen die Corona-Variante Omikron und ihre verschiedenen Sublinien - darunter etwa die Sublinien BA.1, BA.4 und BA.5 - zu erhöhen.

14 Millionen Impfdosen von Biontech erwartet

Laut Bundesgesundheitsministerium sollen für Corona-Impfungen im Herbst und Winter rund 14 Millionen Dosen des angepassten Impfstoffs von Biontech zur Verfügung stehen. Erwartet werden - vorbehaltlich einer Zulassung durch die Europäische Kommission - auch 10,6 Millionen Dosen des angepassten Impfstoffs des Herstellers Novavax. Sie sollen voraussichtlich im vierten Quartal 2023 zur Verfügung stehen. Für den angepassten Impfstoff von Moderna gebe es noch keine Zulassung, so das Ministerium. Wenn sie vorliege und sich Moderna entscheide, ihn in der Regelversorgung anzubieten, werde der Impfstoff auch von der Krankenkasse bezahlt, wenn Ärzte ihn im Rahmen der Stiko-Empfehlung verordnen.

Johnson & Johnson, Novavax, Valneva: Weitere Impfstoffe gegen Corona

Neben den beiden mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna werden in Deutschland der Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson (Impfstoff Jcovden, vormals Janssen), das proteinbasierte Vakzin Nuvaxovid von Novavax sowie der Totimpfstoff von Valneva verimpft. Der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca ist in der EU nicht mehr erhältlich.

Biontech und Moderna: Wie funktionieren die mRNA-Impfstoffe?

Die Impfstoffe von Biontech und Moderna werden gentechnisch hergestellt. Die mRNA (messenger Ribonukleinsäure) ist der "Bauplan" für jedes einzelne Eiweiß des menschlichen Körpers. mRNA-Impfstoffe gegen Corona enthalten den "Bauplan" für nur einen Teil des Virus: das Spike-Protein auf der Außenhülle. Dieses Protein ist nicht infektiös, überträgt die Krankheit also nicht.

Die im Impfstoff enthaltene mRNA baut der Körper in einigen Tagen ab, sie gelangt nicht in das menschliche Erbgut, die DNA. Die Muskelzellen um die Impfstelle vermehren das Spike-Protein. Das Immunsystem des Geimpften erkennt sie als Fremdkörper, aktiviert Abwehrzellen und bildet Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus sowie Abwehrzellen. Folgt später eine Infektion, erkennt der Körper das Spike-Protein wieder und bekämpft es.

So wirken Vektor-Impfstoffe

Vektor-Impfstoffe wie das in Deutschland nicht mehr verimpfte Vakzin von AstraZeneca sowie der Impfstoff Jcovden (vormals Janssen) von Johnson & Johnson beruhen auf einem anderen Prinzip als mRNA-Impfstoffe, aber ebenfalls auf Gentechnik. Dabei transportiert ein für den Menschen harmloses Virus, das sich nicht vermehren kann, das Spike-Protein des Coronavirus. Der Transportstoff - das Vektorvirus - wird im Körper in kurzer Zeit abgebaut. Das Spike-Protein löst den gleichen Prozess aus wie bei den mRNA-Impfstoffen und führt so zu einem Impfschutz.

Körper baut Impfstoffe wieder ab

Sogenannte Langzeitfolgen des Impfens, also Nebenwirkungen, die erst viele Monate oder Jahre nach dem Impfen auftreten, sind bei Impfstoffen nicht bekannt, so das Paul-Ehrlich-Institut. Die meisten Nebenwirkungen treten innerhalb weniger Stunden oder weniger Tage nach einer Impfung auf, in seltenen Fällen nach Wochen oder wenigen Monaten. Die derzeitigen Covid-19-Vakzine seien mittlerweile millionen-, teilweise gar milliardenfach verimpft, ihre Nebenwirkungen - auch die sehr seltenen - inzwischen gut bekannt, so das Institut. Zudem baut sich der Impfstoff im Körper bereits nach wenigen Tagen wieder ab, das Immunsystem hat sich aber "gemerkt", gegen welche Zellen es in Zukunft vorgehen muss.

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NDR Info | 18.09.2023 | 11:26 Uhr

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