Stand: 21.01.2020 22:30 Uhr

Chat-Protokoll: Naturmedizin bei Erkältungen

Dr. Claudia Müller aus Bremen gibt Tipps zur Naturmedizin.
Die Internistin Claudia Müller (rechts) hat im Visite Chat Ihre Fragen beantwortet.

Gegen die Symptome eines grippalen Infekts empfehlen viele Ärzte pflanzliche Arzneimittel. Bei frühzeitigem Einsatz können sie die Dauer einer Erkältung verkürzen und typische Beschwerden wie Husten, Halsschmerzen, Schnupfen, Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen lindern. Denn Pflanzen enthalten viele Wirkstoffe, die gegen Bakterien und Viren wirken und das Immunsystem stärken. Die heilsamen Substanzen befinden sich je nach Pflanze in den Blüten, Wurzeln, Blättern oder Beeren. Welches sind die wirksamsten Kräuter und Naturstoffe, wenn sich die ersten Symptome zeigen? Und wie stärkt man sein Immunsystem, um gegen besonders hartnäckige Infekte anzukämpfen?

Am Dienstag, den 21. Januar 2020, war die Internistin Dr. Claudia Müller zu Gast bei Visite und hat anschließend Ihre Fragen im Chat beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen.

Sylvi: Ist der Thymian-Wickel auch bei COPD wirksam?

Dr. Claudia Müller: Zum Schleimlösen können Sie das auf jeden Fall probieren, am besten einmal täglich.

Marion: Ich habe seit zwei Monaten einen Infekt, Husten mit zähem Schleim, Schnupfen. Die Entzündungswerte im Blut sind grenzwertig. Was kann ich alternativ zu Antibiotika nehmen? Hilft Grapefruitkern-Extrakt?

Müller: Präparate mit Efeu-Extrakt verflüssigen und lösen den Schleim. Zusätzlich hat ein Präparat aus Meerrettich und Kapuzinerkresse eine Wirkung gegen Bakterien und Viren. Auf jeden Fall auch noch mal ärztlich kontrollieren und röntgen lassen.

Anita: Ich möchte gerne wissen, wie es mit der Wirksamkeit von Imupret aussieht. Sinupret scheint ja bei einer Nasennebenhöhlen-Problematik sehr gut anzuschlagen. Kann man mit Imupret wirklich sein Immunsystem aktivieren - zur Vorbeugung einer Erkältung, sodass sie gar nicht erst ausbricht?

Müller: Imupret kann man gut zu Beginn einer Erkältung und begleitend einnehmen, zur Prophylaxe würde ich es nicht empfehlen. Zur Prophylaxe sind Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und Wechselgüsse sinnvoller.

Ulrike: Bei mir hilft immer Oreganoblüten-Tee, den ich selbst in der Türkei ernte. Sind das die gleichen Inhaltsstoffe wie beim Thymian oder gibt es Unterschiede?

Müller: Das sind zum Teil ähnliche Inhaltsstoffe, bei Thymian ist jedoch der schleimlösende Effekt stärker.

Marcello: Kann man den übrigen Thymian-Sud noch einmal aufwärmen und damit später einen neuen Umschlag machen?

Müller: Das würde ich nicht empfehlen, weil die ätherischen Öle sich verflüchtigen. Lieber neu ansetzen.

Eva F.: Gibt es wirksame Naturmedizin bei Rosazea mit Pusteln und Schwellungen?

Müller: Man kann einen Sud aus Kamille herstellen und Auflagen auf die betroffenen Hautstellen machen - vorausgesetzt, es bestehen keine Allergien.

Wilfried: Meine Frau hat nach einer Erkältung schmerzhafte Ohrenschmerzen. Sie war beim Arzt und der sagt, sie sollte abwarten. Auf dem Ohr wäre Flüssigkeit, die nicht weg geht. Sie ist langsam verzweifelt. Hätten Sie eine Idee, wie der Druck im Ohr weniger wird?

Müller: Sie könnten versuchen, Zwiebeln zu zerkleinern, auszudrücken und in einen kleinen Papierteebeutel zu legen. Dann das Päckchen auf das Ohr legen und ein Stirnband zum Befestigen drüberziehen. Ungefähr 15 Minuten drauflassen. Das lindert die Schmerzen.

Marc: Ich habe seit circa drei Wochen im Wechsel einen angeschwollenen Hals und Schnupfen. Was kann ich tun?

Müller: Ich würde empfehlen, mit Salbeitee zu gurgeln und ein Präparat mit der Pelargonium-Wurzel in Tropfenform einzunehmen. Das stärkt das Immunsystem und hat eine antimikrobielle Wirkung.

Shelli: Seit über einem halben Jahr ist jeden Morgen meine Nase und mein Hals verschleimt. Was kann ich dagegen tun?

Müller: Ich empfehle Ihnen eine ärztliche Abklärung, zum Beispiel beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Wenn dort ein unauffälliger Befund herauskommt, können Sie sich am besten bei einem naturheilkundlichen Arzt vorstellen, der dann genauere Hintergründe von Ihnen erfragen kann, um Sie zu beraten.

Margret: Was hilft bei trockener Nasenschleimhaut?

Müller: Sie können fettende Nasensalben verwenden oder auch Olivenöl probieren. Es gibt auch olivenölhaltige Nasensalben, fragen Sie dazu einfach in der Apotheke nach.

Marieke: Haben Sie einen Tipp, was ich bei einer Stirnhöhlenentzündung machen kann?

Müller: Bei einer akuten Entzündung hilft ein Kombinationspräparat mit Schlüsselblume, Holunder, Enzian und Eisenkraut. Auch Inhalation mit Kamille oder Kochsalz kann helfen. Außerdem können Sie im Internet nach der Zubereitung von Leinsamen-Auflagen schauen.

Kai: Wie bewähren sich Ingwer mit Honig oder auch Kurkuma zur Vorbeugung, aber auch bei einem bestehenden Infekt?

Müller: Ingwer und Kurkuma haben eine wärmende Funktion. Das kann man gut zu Beginn eines Infekts nehmen. Außerdem hat Honig eine antibakterielle Wirkung.

Conny: Welche Mittel empfehlen Sie bei hartnäckigen Nasennebenhöhlenentzündungen?

Müller: Auch hier empfehle ich: Bei einer akuten Entzündung hilft ein Kombinationspräparat mit Schlüsselblume, Holunder, Enzian und Eisenkraut. Auch Inhalation mit Kamille oder Kochsalz kann helfen. Außerdem können Sie im Internet nach der Zubereitung von Leinsamen-Auflagen schauen.

Claudia: Ab welchem Alter empfehlen Sie die Wickel?

Müller: Das geht auch schon im Kindesalter. Sie sollten bei Kindern nur sorgfältig die Temperatur testen, damit sie nicht zu heiß sind, und dabei bleiben.

Kerstin: Wird der vorgestellte Zitronenwickel bei Halsschmerzen kalt oder warm angewendet?

Müller: Der wird kalt angewendet - und nur, wenn der Hals geschwollen und hitzig ist.

Giny: Ich und meine Tochter sind auch gerade erkältet. Was hilft gegen Kopf- und Gliederschmerzen und wenn man merkt, dass die Lymphknoten geschwollen sind?

Müller: Ausreichend trinken, bei Kopfschmerzen eine Zitrone in Scheiben schneiden und diese auf die Stirn oder unter die Füße legen. Zur Abwehrstärkung ein Präparat mit Pelargonium-Wurzel nutzen.

Margit: Welche Wickel darf ich bei einem Säugling (zehn Monate) bei starkem Husten verwenden?

Müller: Mit ätherischen Ölen wäre ich bei Säuglingen zurückhaltend. Besser eine feucht-warme Auflage auf die Brust legen oder Bienenwachs-Auflagen ausprobieren. Vorsicht mit der Wärmewirkung, nur kurz auflegen!

Kathrin: Kann so ein Thymian-Wickel auch unterstützend bei Asthma Bronchiale wirken? Gibt es etwas Pflanzliches als Ersatz für oder zur Unterstützung des täglichen inhalativen Kortisons? Unser Sohn ist fünf Jahre alt.

Müller: Thymian-Wickel können Sie ausprobieren, sie wirken auch entkrampfend. Das hat aber nicht die gleiche Wirkung wie ein inhalatives Kortison, daher begleitend einsetzen. Möglicherweise können Sie die Dosis des Kortisons dann reduzieren.

Ronald: Ich bin Raucher und habe immer wieder Probleme mit den Bronchien. Hilft auch dort ein Wickel?

Müller: Mein erster Tipp wäre, mit dem Rauchen aufzuhören - damit tun Sie Ihren Bronchien den größten Gefallen. Um Infekte der Bronchien zu reduzieren, eignen sich auch die Perlargonium-Wurzel-Präparate, während des Infekts können Thymian-Wickel helfen.

Marina: Kann man Thymian auch bei zweijährigen Kindern nehmen? Was empfehlen Sie bei Halsschmerzen von Kleinkindern?

Müller: Bei Säuglingen zurückhaltend, aber ab zwei Jahren können Sie Thymian nehmen. Bei Halsschmerzen mit Salbei gurgeln und Zitronen-Halswickel machen.

Pia: Was halten Sie von der Einnahme von Echinacea zur Vorbeugung von Infekten? Und wie lange darf man diese einnehmen?

Müller: Echinacea hat bisher in Untersuchungen keinen Effekt bei der Vorbeugung von Infekten gezeigt, eignet sich aber sehr gut zur Einnahme zu Beginn einer Infektion.

Else: Wie kann man Meerrettich bei Erkältung einsetzen? Als Wickel?

Müller: Meerrettich gibt es als Kombinationspräparat mit Kapuzinerkresse und kann gut bei Atemwegsinfekten und Harnwegsinfekten eingesetzt werden. Frischer geriebener Meerrettich hat auch eine Wirkung bei Infekten, ist allerdings für den Magen nicht so leicht verträglich. Als Wickel ist er sehr heiß und kann zu Hautirritationen führen, daher nur etwa zwei Minuten auflegen.

 

Dieses Thema im Programm:

Visite | 21.01.2020 | 20:15 Uhr

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