Stand: 25.02.2019 16:18 Uhr

Brustkrebs: Früherkennung per Bluttest?

Eine Blutprobe wird von einer Hand im Gummihandschuh gehalten. © fotolia.com Foto: StudioLaMagica Wupperta
Ein neuer Bluttest soll Hinweise auf Brustkrebs, sogenannte Tumormarker, geben.

Mit der Ankündigung eines neuen Bluttests für Brustkrebs haben Heidelberger Forscher Schlagzeilen gemacht. Eine Blutprobe soll künftig bei der Früherkennung des sogenannten Mammakarzinoms helfen, berichteten die Wissenschaftler der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg und des Unternehmens Heiscreen auf einem Kongress. Die Untersuchung erkennt sogenannte Biomarker, die auf eine Krebserkrankung schließen lassen. Nach Aussage der Entwickler soll der Bluttest gängige Diagnoseverfahren wie Mammografie, Ultraschall oder MRT erweitern - und noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.

Bluttest-Studie wirft Fragen auf

Der vorgestellte Bluttest ist eine sogenannte Flüssigbiopsie (Liquid Biopsy). Dabei wird in Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin oder Speichel nach Krebszellen und bestimmten Botenstoffen gesucht, um Krebserkrankungen zu entdecken oder genauer zu bestimmen.

Die Heidelberger Forscher haben in einer Studie mehr als 900 Frauen, davon 500 mit Brustkrebs, untersucht. Bei 75 Prozent der Brustkrebskranken schlug der neue Test an, bei den unter 50-Jährigen lag die Trefferquote bei 86 Prozent, bei den über 50-Jährigen bei 60 Prozent. Das bedeutet allerdings auch, dass der Test bei jeder vierten Frau mit Brustkrebs versagt.

Zudem ist unklar, ob der Test alle Untergruppen von Brustkrebs gleich gut erkennen kann. Wichtig ist auch zu klären, wie oft der Test ein falsch-positives Ergebnis liefert und damit gesunde Frauen großen Sorgen und weiteren Untersuchungen aussetzt. Um wirklich aussagekräftige Daten zu liefern, reicht die bisherige Probandengruppe nicht aus. Bei ähnlichen Tests werden üblicherweise mehrere Tausend Studienteilnehmer untersucht.

Bluttest bei erhöhtem Brustkrebsrisiko

Vor allem Frauen unter 50 Jahren mit einem familiär erhöhten Brustkrebsrisiko könnten von dem neuen Test profitieren, erwarten die Heidelberger Forscher. Denn bei jüngeren Frauen ist eine Mammografie aufgrund des dichten Brustdrüsengewebes oft nicht aussagekräftig genug. Hier wäre der Bluttest kein Ersatz, aber eine sinnvolle Ergänzung zu Mammografie und Ultraschalluntersuchung.

Kostenübernahme durch Krankenkassen ungeklärt

Ob die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den Test übernehmen und welche Frauen einen Anspruch darauf haben würden, ist noch völlig offen. Bisher haben Frauen in Deutschland ab 30 Jahren einmal im Jahr Anspruch auf eine Tastuntersuchung der Brust zur Krebsfrüherkennung. Im Alter zwischen 50 und 69 Jahren werden Frauen alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening eingeladen.

Test erkennt Biomarker im Blut

Experten geben zu bedenken, dass die Heidelberger Forscher ihre Arbeit bisher nur auf dem Kongress präsentiert und keine wissenschaftliche Studie publiziert haben. Sie erklären das Vorgehen mit patentrechtlichen Gründen und versprechen eine rasche Veröffentlichung der erforderlichen Studien. Tests auf Tumorgene in Gewebe- und Blutproben und deren Auswertung gehören derzeit zu den besonders intensiv beforschten Arbeitsbereichen der Pharmaindustrie.

Weitere Informationen
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Experten zum Thema

Prof. Dr. med. Prof. h. c. Christof Sohn, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor
Universitätsfrauenklinik
Im Neuenheimer Feld 440
69120 Heidelberg
(06221) 56 79 01
www.klinikum.uni-heidelberg.de

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Visite | 26.02.2019 | 20:15 Uhr

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